The Future of European Welfare Systems

Forschungsgruppe "The Future of European Welfare Systems"

1. Zur Person: Eigenes Kurzprofil hinsichtlich des Forschungsschwerpunktes
2. Angegliederte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
3. Wissenschaftlicher Nachwuchs
3.a Doktorandinnen und Doktoranden der Forschungsgruppe Future of European Welfare Systems
3.b Weitere Doktorandinnen und Doktoranden
4. Laufende Forschungsprojekte

1. Zur Person: Eigenes Kurzprofil hinsichtlich des Forschungsschwerpunktes

Prof. Dr. Klaus Schubert (geb. 1951) ist Professor für Deutsche Politik und Politikfeldanalyse an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Neben seinen vielfältigen Forschungsaktivitäten und Veröffentlichungen insbesondere zur Politikfeldanalyse beschäftigt sich Herr Schubert intensiv mit dem Themenkomplex "Future of European Welfare Systems". Dabei werden die Steuerungsmöglichkeiten, -grenzen und -defizite europäischer Wohlfahrtsstaaten im Kontext von Europäisierung und Globalisierung untersucht. Herr Schubert ist Sprecher des Vorstands der der Graduate School of Politics (GraSP-Münster) und betreut dort die Forschungsgruppe "Future of European Welfare Systems". Darüber hinaus entwickelt er zurzeit für Bundeszentrale für politische Bildung ein elektronisches Lehr- und Lernangebot zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland.

Eigene für Forschungsschwerpunkt relevante Publikationen (Auswahl)

  • The Handbook of European Welfare Systems. London/New York: Routledge 2009 (mit Simon Hegelich und Ursula Bazant)
  • Einführung in die Politische Theorie und Methodenlehre. Leverkusen: Verlag Barbara Budrich 2005 (mit Sven-Uwe Schmitz)
  • Handwörterbuch des ökonomischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. Leske + Budrich Verlag Opladen 2005
  • Schubert, Klaus. Neo-Korporatismus – und was dann?, in: Politische Bildung, Nr. 2/2004: Interessenvermittlung durch Verbände
  • Lehrbuch der Politikfeldanalyse. Oldenbourg Verlag, 2003 (mit Nils C. Bandelow)
  • Innovation und Ordnung: Grundlagen einer pragmatischen Theorie der Politik. LIT Verlag, 2003
  • Netzwerke und Politikproduktion: Konzepte, Methoden, Perspektiven. Marburg/Berlin: Schüren Verlag (Reihe: Politikfeldanalyse) 1995 (mit Dorothea Jansen, Ruhr-Universität Bochum)
  • Netzwerkansätze im Business-to-Business Marketing: Beschaffung, Absatz und Implementierung Neuer Technologien. Wiesbaden: Gabler Verlag 1994 (mit Michael Kleinaltenkamp, Ruhr-Universität Bochum)

2. Angegliederte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

Dr. Simon Hegelich

Dr. Simon Hegelich (geb. 1976) ist seit 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft und koordiniert seit August 2005 die Graduate School of Politics (GraSP). Seine Forschungsschwerpunkte sind "Politics of Welfare Policies" und "Theorien der Veränderung von Staatlichkeit".

Eigene für Forschungsschwerpunkt relevante Publikationen

3. Wissenschaftlicher Nachwuchs

3.a Doktorandinnen und Doktoranden der Forschungsgruppe Future of European Welfare Systems

Doktorand Hendrik Meyer
Thema: Do polities matter? Veränderung des Akteurssets im deutschen Sozialstaat
Abstract: Der deutsche Sozialstaat befindet sich – so die weit verbreitete Einschätzung – in einer schweren Krise. Resultat sind verstärkte Reformbemühungen, die aktuell etwa in der Agenda 2010, Hartz IV sowie den Renten- und Gesundheitsreformen ihren Ausdruck finden. Dabei wurde immer wieder untersucht, wie maßgebliche Akteure sozialpolitische Effekte bewirken. Ansatz dieser Arbeit soll es aber sein, zu untersuchen, wie externe Effekte das Set der relevanten sozialpolitischen Akteure verändern. Konkret soll dabei der Frage nachgegangen werden, wie ordnungspolitische Veränderungen in der Sozialpolitik auf die Akteure, ihren Einfluss und ihre Ressourcen wirken.
Die Untersuchung soll dabei auf der Basis von drei externen Effekten stattfinden, d. h. es sollen nicht nur "interne Steuerungsprobleme" beleuchtet werden, die das sozialpolitische Akteursset verändern, sondern auch die Entwicklungen auf internationaler und europäischer Ebene. Eine theoretische Orientierung kann dabei die kritische Auseinandersetzung mit dem Akteurszentrierte Institutionalismus bieten.
Betreuung: Prof. Dr. Klaus Schubert

 

Doktorand Enrico Reuter
Thema: Armut und Exklusion im aktivierenden Sozialstaat
Abstract: Entgegen früheren Hoffnungen hinsichtlich ihrer Überwindung und trotz aller Unterschiede zwischen verschiedenen sozialstaatlichen Modellen, bleibt relative Armut in den sogenannten entwickelten Industrienationen ein Problem, das an Schärfe und Ausbreitung zu gewinnen droht. Obgleich Fragen sozialer Exklusion und Armut zumeist nicht im Zentrum der Reformbemühungen der letzten Jahre standen, lässt sich vermuten, dass der begonnene Umbau wohlfahrtsstaatlicher Einrichtungen hin zum aktivierenden Sozialstaat mit all seinen Folgen auch im Bereich der "Armenfrage" beachtenswerte Auswirkungen entfaltet.
Unter theoretischem Rückgriff auf die Armutsforschung und Arbeiten zur sozialen Exklusion sollen die Sozialstaatsreformen der letzten Jahre in Großbritannien und Frankreich vergleichend auf ihre Effekte hinsichtlich des Problemfeldes untersucht werden. Dabei werden nicht nur Maßnahmen zur Armutsbekämpfung auf ihre Wirksamkeit befragt, sondern der Versuch unternommen, ein umfassenderes Bild der "neuen Armutspolitik" dieser Länder zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu skizzieren.
Betreuung: Prof. Dr. Klaus Schubert, Prof.'in Dr. Karin Priester
Doktorandin: Regina Ahrens
Thema: Nachhaltigkeit in der deutschen Familienpolitik (Arbeitstitel)
Abstract: Ursprünglich in der Umweltpolitik entstanden, gewinnt das Leitbild der Nachhaltigkeit seit einigen Jahren auch in der deutschen Familienpolitik kontinuierlich an Bedeutung: Einerseits werden familienpolitische Elemente als Bestandteil einer gesamtgesellschaftlichen Nachhaltigkeitsstrategie anerkannt. Auf der anderen Seite werden Neuerungen im Politikbereich – zum Beispiel bezogen auf die Akteursszene im Zusammenhang mit der Gründung der "Lokalen Bündnisse für Familie", des Unternehmensprogramms "Erfolgsfaktor Familie" oder der "Allianz für die Familie" – gerne mit der vermeintlichen Nachhaltigkeit der jeweiligen Maßnahme begründet.
Im Widerspruch zu diesem manifesten Interesse familienpolitischer Akteure an einer Verbindung der Themen Familienpolitik und Nachhaltigkeit steht die Tatsache, dass dem Postulat einer "nachhaltigen Familienpolitik" eine nur sehr rudimentäre theoretische Konzeption zugrunde liegt. Auffällig ist zudem das heterogene Verständnis von Nachhaltigkeit der einzelnen familienpolitischen Akteure. Es existieren also weder eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs noch ein theoretisch fundiertes, indikatorengestütztes Konzept, welches speziell auf den Politikbereich zugeschnitten wäre. Die Dissertation wird diese Lücke schließen und durch die Erarbeitung eines familienpolitischen Nachhaltigkeitskonzepts einen praktischen Beitrag für familienpolitische Akteure leisten, wobei Erkenntnisse aus anderen Ländern und Politikbereichen berücksichtigt werden. Sie fragt dabei neben den inhaltlichen Aspekten von familienpolitischer Nachhaltigkeit auch nach strukturellen und akteursbezogenen Elementen.
Das methodische Fundament bilden grundlegende Annahmen aus der Nachhaltigkeitswissenschaft. Neben einer Dokumentenanalyse baut die Arbeit auf der qualitativen Analyse von mit staatlichen, gesellschaftlichen und individuellen familienpolitischen Akteuren auf europäischer, Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene geführten, leitfadengestützten Experteninterviews auf.
Stand: Januar 2010
Betreuung: Prof.'in Dr. Irene Gerlach, Prof. Dr. Klaus Schubert

 

Doktorandin: Sonja Blum
Thema: Familienpolitische Reformprozesse in Deutschland und Österreich (Arbeitstitel)
Abstract: Familienpolitisch zeigen sich seit einigen Jahren qualitative Restrukturierungen auch, oder gerade dort, wo regelmäßig Paradebeispiele reformunfähiger /frozen landscapes/ identifiziert wurden: in den "konservativen" Wohlfahrtssystemen. "De-Familialisierung" und "Re-Kommodifizierung" als Schlagwörter dieser Reformen laufen dem traditionellen "Familialismus" Deutschlands und Österreichs zuwider; würden also für diese in jeder Typologie gleich verorteten und als /most similar cases/ bewerteten Länder systemische Veränderungen darstellen. Bei genauerer Beobachtung zeigt sich jedoch, dass die Policy-Outputs sich im Detail erheblich unterscheiden und sehr differenzierte Positionen zwischen den groben Polen der De- und (Re-)Familialisierung einnehmen. Traditionelle Ansätze zur Erklärung wohlfahrtsstaatlichen Wandels (zum Beispiel strukturelle, institutionelle, machtressourcenorientierte) sehen sich angesichts der familien­politischen Reformen mit Problemen konfrontiert und liefern keine befriedigenden Erklärungen. Vor diesem Hintergrund analysiert die Arbeit die familienpolitischen Reformprozesse, die Deutschland und Österreich in der Dekade von 1999 bis 2009 vollzogen haben, wobei die Forschungsfrage nach den Erklärungsfaktoren für die (unterschiedlichen) Reformergebnisse beider Länder leitend ist. Nachdem die Policy-Outputs in den beiden Bereichen der Elternzeit und des Ausbaus der Kindertagesbetreuung zwischen Pfadabhängigkeit und Systemwechsel verortet wurden, erfolgt im Hauptteil der Arbeit eine Analyse der jeweiligen Reformprozesse in Hinblick auf hypothesierten Erklärungsfaktoren. Methodisch fußt die Arbeit auf Dokumentenanalysen sowie 30 qualitativen Experteninterviews, die in Deutschland und Österreich mit den entscheidenden Akteuren des Policy-Subsystems geführt werden.
Betreuung: Prof. Dr. Klaus Schubert, Prof.'in Dr. Irene Gerlach

 

Doktorandin: Julia Gieseler
Thema: The Expansion of Private Components within the Retirement Income Mix in Social Insurance Pension Systems (Working Title)
Abstract: folgt
Betreuung: Prof. Dr. Karl Hinrichs, Prof. Dr. Herbert Obinger, Prof. Dr. Klaus Schubert

 

Doktorandin: Sebastian Nawrat
Thema: Die sozial- und wirtschaftspolitische Programmdebatte der SPD seit 1982
Abstract: Dass ausgerechnet die SPD, die mit dem Godesberger Programm von 1959 den Politikmodus der europäischen Sozialdemokratie entscheidend mit geprägt hat, völlig unvorbereitet auf die Agenda 2010 zugesteuert ist, erscheint vor dem Hintergrund, dass die Geschichte der Sozialdemokratie die Geschichte einer beständigen Revision ihrer Wege und Ziele darstellt, unwahrscheinlich und paradox. Die Dissertation untersucht, welche hegemonialen Diskurse die sozialdemokratische Programmdebatte seit 1982 in den Politikfeldern der Sozial- und Wirtschaftspolitik prägten und welche Beiträge sie für den wirtschaftspolitischen Steuerungsanspruch und die Ausweisung des Sozialstaates als Vorsorgender Sozialstaat lieferten. Dabei deutet sich an, dass die Flugbahn des Kometen Agenda 2010 länger gewesen als bislang vielfach angenommen.
Betreuung: Prof. Dr. Friso Wielenga, Prof. Dr. Klaus Schubert

 

Doktorandin: Sylvia Pannowitsch
Thema: Erweiterung und Evaluation des Vetospieleransatzes am Beispiel der deutschen Gesundheitspolitik. Der Versuch einer Anwendung
Abstract: Reformstau – das Wort scheint in aller Munde und wird angesichts jeder politischen Kontroverse immer wieder gern bemüht. Schnell lassen sich wissenschaftliche Erklärungen finden, warum der "Reformstau" in Deutschland besonders ausgeprägt sein soll. In diesem Zusammenhang werden oftmals Erklärungsansätze herangezogen, die sich mit institutionellen Hürden, Verflechtungen und Vetospielern beschäftigen, welche in Deutschland, auch aufgrund seiner starken Vernetzung der einzelnen Ebenen, besonders stark zum tragen kommen sollen. Demnach müssten unter diesen Bedingungen mit einer relativ hohen Zahl an Vetospielern umfassende Reformen schwierig sein, da zumeist die These vertreten wird, dass in Bezug auf die Reformfähigkeit durch eine hohe Zahl von Vetospielern ein Immobilismus entstände. Dieser Schluss greift aber offenbar zu kurz, da sich bezogen auf einzelne Entscheidungen und Politikfelder in der Realität durchaus Beispiele für umfassende Reformen bei einer vergleichsweise hohen Vetospielerzahl und umgekehrt ein Reformstau bei einer geringeren Vetospielerzahl finden lassen. Die Irritation, die hier zwischen empirischen Beobachtungen und theoretischem Wissen besteht, legt daher eine Modifikation des Ansatzes für seine Nutzung für die Policy-Analyse nahe. Die Blockadewirkung scheint offenbar nicht nur von den institutionellen Rahmenbedingungen und der Zahl der Vetospieler abhängig, auf welche die Diskussion oftmals verkürzt wird, sondern vor allem vom Handeln der Vetospieler und deren Interessen und Möglichkeiten zur Nutzung ihres Vetopotentials. Die Arbeit untersucht den Einfluss eben jener anderen Variablen als Handlungsdeterminanten von Vetoakteuren am Beispiel ihrer Bedeutung für die Reformfähigkeit des deutschen Gesundheitswesens. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, inwiefern sich die Aussagen bezüglich des Blockadepotentials von Vetospielern differenzieren, wenn als Einflussvariablen neben deren Anzahl auch Variablen wie Kongruenz, Kohäsion, Interaktionsorientierung, Strategie, Machtressourcen sowie die Bedeutung von externen Restriktionen berücksichtigt werden und welche Interdependenzen dabei zwischen den einzelnen Variablen zu beobachten sind.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt dabei einerseits auf der theoretischen Übertragung und Erweiterung des ursprünglichen Konzepts nach Tsebelis (von der Analyse der Reformfähigkeit von Nationalstaaten) auf die Analyse von Akteursverhalten in einzelnen Politikfeldern (Policy-Analyse), und andererseits auf der Entwicklung einer Operationalisierung der verschiedenen Variablen für die empirische Untersuchung.
Betreuung: Prof. Dr. Klaus Schubert, Prof. Dr. Nils Bandelow

 

3b Weitere Doktorandinnen und Doktoranden

Doktorand: Matthias Kortmann
Thema: Migrationspolitik der Europäischen Union
Abstract: In der europäischen Harmonisierung der Migrationspolitik hat es in den letzten Jahren vor allem in der Asyl- und Flüchtlingspolitik Fortschritte gegeben, während die nationalen Einwanderungspolitiken nur langsam aneinander angenähert werden. Durch den Beitritt zehn neuer – vor allem osteuropäischer – Mitgliedstaaten stellen sich veränderte Rahmenbedingungen für dieses sensible europäische Politikfeld dar, in dem nun die – mitunter recht unterschiedlichen – Interessen von 25 Staaten vereinbart werden müssen. Darüber hinaus haben sich die Außengrenzen der EU nach Osten verschoben.
In meinem Promotionsvorhaben möchte ich der Frage einer zukünftigen europäischen Migrationspolitik unter veränderten Rahmenbedingungen nachgehen. Folgende Fragen sollen anleitend sein:
Worin sind die Unterschiede in der Bereitschaft der Mitgliedstaaten begründet, nationalstaatliche Kompetenzen in bestimmten Bereichen der Migrationspolitik aufzugeben, in anderen jedoch eine Harmonisierung abzulehnen? Wie lassen sich die Migrationspolitiken von 25 verschiedenen Mitgliedstaaten auf einen Nenner bringen, worin bestehen die größten migrationspolitischen Interessenunterschiede zwischen den Nationalstaaten? Welche Bedeutung hat das gesteigerte Interesse für einen Schutz vor dem Internationalen Terrorismus für die zukünftigen Ziele einer gemeinsamen Migrationspolitik? Welche Folgen hat nicht zuletzt das Scheitern der Europäischen Verfassung, in der eine weitergehende Harmonisierung des Politikfeldes vorgesehen war, für die Zukunft der europäischen Migrationspolitik?
Betreuung: Prof. Dr. Klaus Schubert

 

Doktorandin: Katharina Mundt
Thema: Kulturkooperation im Ruhrgebiet: Ziele, Projekte, Erträge
Abstract: folgt
Betreuung: Prof. Dr. Klaus Schubert

 

Doktorandin: Verena Schulze
Thema: Kommunale Governance-Systeme im Politikfeld Innere Sicherheit: eine akteurszentrierte steuerungstheoretische Analyse
Abstract: folgt
Betreuung: Prof. Dr. Klaus Schubert, PD Dr. Hans-Jürgen Lange

 

Doktorandin: Julia Simoleit
Thema: Wahrnehmung und Wirkung der EU-Hochschulpolitik an Universitäten - Europäisierung aus Akteursperspektive
Abstract: Thema der Arbeit ist die Perzeption und Implementation der hochschulpolitischen Programme der Europäischen Union und der damit verbundenen Modernisierungsagenda an Universitäten. Europäischer Einfluss auf universitärer Ebene ist nur schwer zu bestimmen, da er als äußerer, indirekter Handlungsrahmen nicht problemlos zu trennen ist von anderen handlungsleitenden Einflüssen. EU-Hochschulpolitik stellt aber in internen Konflikten und Aushandlungssituationen der Hochschule eine Arena und Handlungsressource dar. An ausgewählten Fallstudien werden Positionierung und Verhalten einzelner Universitäten im proklamierten Europäischen Hochschulraum beschrieben und Erklärungen für analoge und abweichende Entwicklungen im Vergleich der Fallstudien sowie für den jeweiligen Grad der Europäisierung angeboten. Im Zentrum der Betrachtung stehen dabei als unabhängige Variablen die intraorganisationalen Kommunikations- und Verhandlungsprozesse an der Universität sowie Motivation, Strategie und Vernetzung der individuellen Akteure auf akademischer und administrativer Ebene, die europäische Hochschulpolitik als Handlungsressource nutzen und umsetzen. Der Schwerpunkt der Analyse liegt also auf der Rolle der EU als transnationaler Akteurin, deren Aktionsradius und Effektivität aber aus der Bottom-up Perspektive betrachtet wird. Organisationaler Wandel sowie neue Verständnisse und Symbole sind hierbei von besonderem Interesse.
Betreuung: Prof. Dr. Klaus Schubert
Doktorandin: Fabian Schulz
Thema: Die Rolle des Deutschen Bundestages in europäischen Entscheidungsprozessen im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis
Abstract: Der Prozess der europäischen Integration hat im Laufe der Jahre zu einer Kompetenzverschiebung zu Gunsten der Gemeinschaftsebene geführt. Im Zuge dieser Entwicklung wird den nationalen Parlamenten ein zunehmender Machtverlust nachgesagt. Dieser Sichtweise einer "Entparlamentarisierung durch Europäisierung" wird vermehrt das Konzept einer "Europäisierung der Parlamentsarbeit" entgegengehalten, wobei neben der vereinzelten direkten Mitwirkung auf Gemeinschaftsebene vor allem die Beteiligung an der von den jeweiligen Regierungen im Rat vertretenen nationalen Position eine bedeutende Rolle spielt. Dem Deutschen Bundestag stehen, basierend auf Artikel 23 des Grundgesetzes und geprägt von der Maastricht-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, eine Reihe beachtenswerter Rechte zu, die seine Rolle im Rahmen der Entscheidungsfindung absichern und festschreiben. Die Dissertation möchte zunächst darlegen, wie diese formalen Grundlagen konkret ausgestaltet sind, und im Anschluss daran die Frage beantworten, wie der Deutsche Bundestag die ihm theoretisch zustehenden Mitwirkungsoptionen in der Praxis wahrnimmt. Zudem soll ein Gesamtbild zu der Frage gezeichnet werden, welche Erklärungsansätze für die gefundenen Ergebnisse herangezogen werden können und wo die größten Hemmnisse für eine intensivere Beteiligung zu finden sind.
Betreuung: Prof. Dr. Dr. h.c. Wichard Woyke, Prof. Dr. Klaus Schubert

 

4. Laufende Forschungsprojekte

Die Zukunft europäischer Sozial- und Wohlfahrtssysteme

Untersuchung der aktuellen Veränderungen des Sozial- und Wohlfahrtsstaats unter den Bedingen von Globalisierung, Europäisierung und demographischen Wandel. Dabei wird auch die Frage nach einer möglichen Konvergenz von Wohlfahrtsregimen berücksichtigt.

Projektdauer

01/10/2004 -

Beteiligte Wissenschaftler

  • Prof. Dr. Klaus Schubert
  • Simon Hegelich, Dr.
  • Hendrik Meyer, M. A.

Veröffentlichungen

  • Forschungsbericht für die Hans-Böckler-Stiftung (intern). Schubert, Klaus, 2005: Neo-Korporatismus - und was dann?, in: Woyke, Wichard, (Hrsg.) 2005: Verbände, Eine Einführung, Schwalbach/Ts., 9-36.