Eine zersplitterte Landschaft
Ab September 2017 zählt der Bundestag sehr wahrscheinlich sechs Fraktionen politischer Parteien. Für deutsche Verhältnisse ist das viel, waren es doch jahrzehntelang drei, vier oder höchstens fünf gewesen. In den Niederlanden verhält es sich anders, und seit den Parlamentswahlen im März 2017 sind in der Zweiten Kammer dreizehn Fraktionen vertreten. Dies hat Tradition in der niederländischen Parlamentsgeschichte, in der oft zehn oder mehr politische Parteien im Parlament saßen. Das liegt zunächst am niederländischen Wahlsystem, das es Parteien ermöglicht, bereits bei 0,67% der Stimmen einen Sitz zu erlangen. Problematisch für die Regierungsbildung war die große Anzahl von Parteien bis vor kurzem nie, weil es immer einige große Parteien gab, die die Regierung bildeten. Ist die große Anzahl von Parteien auch nicht neu, so ist doch neu, dass es in den Niederlanden seit einiger Zeit keine großen Parteien mehr gibt und von einer Zersplitterung der politischen Landschaft die Rede ist. Auch ist der niederländische Wähler unberechenbar geworden, wodurch die Parteien bei Wahlen enorme Schwankungen erfahren. So fiel die Schwester der SPD, die PvdA, von 25% im Jahr 2012 auf weniger als 6% im Jahr 2017. Wie ist es zu dieser Volatilität gekommen? Wie verlief die Geschichte all dieser großen und kleinen Parteien von ihrer Gründung bis heute? Das ist der rote Faden des Bandes Eine zersplitterte Landschaft, der die Geschichte aller dreizehn momentan in der Zweiten Kammer vertretenen Parteien behandelt.