Prof. Dr. Jacco Pekelder

Wie lautet dein Name und deine Position am Zentrum?
Ich bin Prof. Dr. Jacco Pekelder, Universitätsprofessor für neuere und neueste Geschichte der Niederlande an der Universität Münster sowie Direktor des Zentrums für Niederlande-Studien.
Welche Fächer oder Themen unterrichtest du?
Ich unterrichte die Geschichte der Niederlande, die Geschichte der deutsch-niederländischen Beziehungen, den Umgang mit einer kolonialen Vergangenheit (die Niederlande und ihr Kolonialreich), Demokratie und politische Kultur im Vergleich zwischen Deutschland und den Niederlanden sowie das deutsch-niederländische Verhältnis in Politik und Gesellschaft.
Seit wann bist du am Zentrum tätig?
Seit dem 1. Oktober 2021.
Was fasziniert dich besonders an der niederländisch-deutschen Zusammenarbeit?
Mich fasziniert besonders, dass sich die Zusammenarbeit ständig weiterentwickelt – auch in Bereichen, in denen man das zunächst nicht erwarten würde. So arbeiten Deutschland und die Niederlande beispielsweise im Bereich grenzüberschreitender Museumsprojekte eng zusammen. Ein Beispiel ist die verstärkte Zusammenarbeit des Nationaal Onderduikmuseum mit deutschen Institutionen oder Kooperationen mit dem Continium Discovery Center zur Geschichte des Achtzigjährigen Krieges.
Trotz der ohnehin engen Beziehungen entstehen immer wieder neue Initiativen – besonders im Grenzraum. Projekte wie „StadLab“ zeigen, dass selbst dort, wo bereits Strukturen vorhanden sind, immer neue Ideen und Ansätze für Zusammenarbeit entstehen.
Welche Aspekte deines Fachs liegen dir besonders am Herzen?
Ich bin besonders fasziniert von internationalen Beziehungen – also davon, wie Staaten, Organisationen oder Akteure auf verschiedenen Ebenen miteinander umgehen: auf diplomatischer, institutioneller, aber auch auf bürgerlicher Ebene.
Mich interessiert, wie diese verschiedenen Ebenen ineinandergreifen, wie sie sich manchmal gegenseitig unterstützen, manchmal aber auch behindern – wie eine große, komplexe Maschine.
Besonders spannend finde ich die grenzüberschreitenden Missverständnisse zwischen Kulturen und die Frage, wie Macht organisiert ist und wie Interessen durchgesetzt oder verteidigt werden. Machtverhältnisse, kulturelle Unterschiede und Kooperationsstrukturen stehen dabei im Zentrum meiner Forschung.
Was macht das Zentrum für Niederlande-Studien für dich besonders?
Das Zentrum ist für mich besonders aufgrund seiner multidisziplinären Ausrichtung. Wir bilden hier Spezialist*innen für das deutsch-niederländische Zusammenleben aus – und das funktioniert nur, wenn wir verschiedene Disziplinen zusammenbringen.
Als Historiker schätze ich es sehr, über den Tellerrand meiner eigenen Fachrichtung hinauszublicken. Ich bin offen für Beiträge aus anderen Fachbereichen, was mir ermöglicht, aktuelle Entwicklungen besser zu verstehen und einzuordnen.
Geschichte ist für mich nicht nur ein Rückblick, sondern auch eine Perspektive auf die Gegenwart.
Welche Projekte oder Forschungsschwerpunkte beschäftigen Dich derzeit?
Derzeit arbeite ich an einem Buch über die deutsch-niederländischen Beziehungen seit den 1990er-Jahren – ein Begleitprojekt zum Jubiläum des Zentrums.
Auch wenn die Beziehungen auf den ersten Blick stabil erscheinen, zeigen sich strukturelle Merkmale, die Fragen über ihre zukünftige Entwicklung aufwerfen.
Externe Faktoren – europäische und globale Entwicklungen – sowie innere Herausforderungen wie Populismus üben Druck auf die Beziehungen aus. Die zentrale Frage lautet: Wie belastbar ist das Verhältnis zwischen Deutschland und den Niederlanden? Wird es den aktuellen und kommenden Herausforderungen standhalten?
Geschichtlicher Kontext
Deutschland wurde im 19. Jahrhundert erstmals zum Nationalstaat. Bereits ab den 1830er-Jahren war absehbar, dass diese Entwicklung kommen würde – auch wenn die genaue Ausprägung unklar war.
Mit dem Wissen, dass die Macht Deutschlands nicht aufzuhalten sein würde, begannen die Nachbarstaaten – darunter Frankreich, England, Polen, Italien, die Niederlande und Dänemark – sich auf ein Europa mit einem starken Deutschland einzustellen.
Gerade die kleineren, kulturell nahestehenden Nachbarvölker wie die Niederlande und Dänemark, beide Monarchien, mussten sich in dieser unsicheren Phase gegenüber dem aufstrebenden Deutschland behaupten.
Was ist dein liebster niederländischer Snack?
Hering, zonder uien
Gibt es eine niederländische Redewendung oder ein Wort, das du besonders magst?
hartstocht