• Forschungsverbund „Kulturen des Kompromisses“

    Der neue Forschungsverbund „Kulturen des Kompromisses“, der von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen für zunächst drei Jahre mit 2,1 Millionen Euro gefördert wird, hat zu Beginn des Jahres 2022 seine Arbeit aufgenommen und führt Forscher der Universitäten Münster, Duisburg-Essen und Bochum in einem interdisziplinären Team zusammen. Er will im Vergleich zwischen verschiedenen Kulturen und Zeiten systematisches Wissen über die sozialen, politischen und kulturellen Voraussetzungen von Kompromissen erforschen.

    Als einziger Altertumswissenschaftler im Forschungsverbund ist von Seiten des Seminars für Alte Geschichte Prof. Dr. Dr. h.c. Johannes Hahn als Mitantragsteller beteiligt. Sein Forschungsvorhaben thematisiert "Politisches Handeln ohne Kompromiss in antiken Gesellschaften: eine Strukturanalyse von athenischer Demokratie und römischer Republik".

    Die Website des Forschungsverbundes mit näheren Information ist derzeit im Aufbau.

  • Epigraphisches Projekt Ephesos

    © ÖAW-ÖAI/N. Gail

    Schriftkultur und Wirtschaftsleben im spätantiken Ephesos: Neue Ostraka und Inschriften auf Gebrauchskeramik

    Die Basis des von der DFG geförderten Projektes (SA 3735/1-1) sind ca. 60 neu gefundene Tonscherben mit Ritzinschriften, die in den Ruinen des spätantiken Ephesos (5.–7. Jh. n. Chr.) freigelegt wurden. Sie wurden im Zuge von Grabungen entdeckt, die vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) in den Jahren 2011 bis 2015 durchgeführt wurden. Eine erste Untersuchung hat gezeigt, dass sie von wesentlicher Bedeutung für das Verständnis der Schriftkultur und des Wirtschaftslebens im spätantiken Ephesos sind.

    Projektziele

    Um den Stellenwert der neu entdeckten Scherben mit Ritzinschriften zu verdeutlichen, hat das in enger Kooperation mit dem ÖAI durchgeführte Projekt folgende Ziele:

    1. Die Erstellung eines Open-Access-Online-Corpus, das die neu gefundenen Ostraka und Inschriften auf Gebrauchskeramik allgemein zugänglich macht und auch 24 bereits edierte spätantike Ostraka enthalten wird, die im Bereich des sogenannten Lukasgrabes gefunden wurden und denselben historischen (wirtschaftlichen/kirchlichen) Hintergrund aufweisen.
    2. Die Präsentation der neu gefundenen Ostraka und Inschriften auf Gebrauchskeramik im Rahmen einer umfassenden monographischen Druckedition, in der sämtliche von diesem Quellenmaterial aufgeworfenen Fragen aufgearbeitet werden. [mehr]

     

  • Epigraphisches Projekt Patara

    © Forschungsstelle Asia Minor

    Etwa 300 km südwestlich von Antalya finden sich die Ruinen Pataras, einer der bedeutendsten Städte des antiken Lykien. Livius bezeichnete die Stadt als „caput gentis“ (XXXVII 15, 6), also als Hauptort des (lykischen) Stammes. Zahlreiche Inschriften bezeugen die herausgehobene Stellung, die die Hafenstadt Patara im lykischen Bund und in der von Kaiser Claudius eingerichteten Provinz einnahm. Mit dem Apollon Patroos-Heiligtum war Patara zudem eines der wichtigsten religiösen Zentren Lykiens.

    Seit 2010 unterstützt Prof. Dr. Klaus Zimmermann, gemeinsam mit Prof. Dr. Christof Schuler (Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des DAI, München), die epigraphische Bearbeitung der lykischen Metropole Patara durch Prof. Dr. Helmut Engelmann. Dr. Sophia Bönisch (München) und Dr. Andrew Lepke (Münster) verstärken seit 2011, Selen Kılıç Aslan seit 2017 das Team. Ziel der Forschungskooperation mit den Ausgräbern Prof. Dr. Havva Işkan und Prof. Dr. Fahri Işık (Antalya) ist kurzfristig die Publikation der wichtigeren Neufunde und mittelfristig die Erstellung eines aktuellen Corpus der Inschriften Pataras, das den älteren Stand in Band II 2 der Tituli Asiae Minoris (1930) ersetzen soll. Der Großteil dieser bisher zutage gebrachten Inschriften datiert ins 1. und 2. Jh. n. Chr. Mit Hilfe neuer Fotos, Abklatschen der Inschriften und einer Datenbank gelingt es den Epigraphikern, Zug um Zug neues Licht auf die hellenistische und kaiserzeitliche Metropole zu werfen. [mehr]

  • Doliche - Stadtentwicklung und kulturelles Milieu im antiken Nordsyrien

    © Engelbert Winter

    Urbane Zentren des antiken Syrien sind unzureichend erforscht. Insbesondere für die Landschaften Kommagene und Kyrrhestike, heute Teil der Südosttürkei, fehlen Informationen zur Entwicklung von Städten und ihrem kulturellen Milieu weitgehend. Die wichtigsten Orte, die für solche Untersuchungen in Frage kämen, sind entweder stark überbaut (Antiocheia am Orontes, Germanikeia, Nikopolis), überflutet (Samosata) oder wegen des syrischen Bürgerkrieges nicht mehr zugänglich (Kyrrhos, Hierapolis, Beroia, Chalkis, Apameia am Orontes). Die Stadt Doliche hingegen bietet neben Zeugma als einzige städtische Siedlung dieser Region die einzigartige Gelegenheit, städtisches Leben im antiken Nordsyrien in diachroner Perspektive archäologisch zu untersuchen. Um diese Chance zu wahren, zielt das Projekt auf die kontextorientierte Erforschung zweier zentraler Bereiche im Stadtgebiet von Doliche ab. Im kaiserzeitlichen Stadtzentrum soll zum einen eine öffentliche Badeanlage untersucht werden, zum anderen die sich anschließende Bebauung, die ebenfalls öffentlichen Charakter hat. Hier befand sich auch das Archiv der Stadt. In dem zweiten Grabungsareal steht die Entwicklung der Stadt in der Spätantike im Mittelpunkt. Ziel ist die Freilegung einer spätantiken Basilika und der sich anschließenden Wohnbebauung. Parallel zu den Grabungsarbeiten wird der Abschluss des intensiven Surveys und der geophysikalischen Prospektionen des Stadtgebietes weitreichende Rückschlüsse auf die Struktur und Entwicklung der Stadt zulassen. Damit wird das Projekt zentrale Bauten der antiken und spätantiken Stadt abschließend untersuchen und darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Erforschung von Stadtleben und Stadtentwicklung unter sich wandelnden historischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Nordsyrien liefern. [mehr]

     

    Projektleiter: Prof. Dr. Engelbert Winter
    Projektzeitraum: 2015 - 2022
    Mittelgeber: DFG – Einzelsachbeihilfe
    Förderkennzeichen: WI 903 / 9 - 2

  • Doliche and the Dülük Baba Tepesi – Home of Jupiter Dolichenus. Preservation of an ancient cultural heritage

    © Engelbert Winter

    The Dülük Baba Tepesi, a mountain overlooking the city of Gaziantep in South East Anatolia, has been an important religious site for 3000 years. Excavations have revealed that a sanctuary of the ancient Near Eastern storm god existed on the mountaintop already in the Iron Age. It was later replaced by a Christian monastery and finally an Islamic holy site. The place held special importance in the Roman period, when it was the center of the cult of Jupiter Dolichenus. In the second century CE, the cult of this god spread over large parts of the Roman Empire. Consequently, the Dülük Baba Tepesi is a prime example of the religious and cultural entanglement of Europe and the Near East in antiquity.
    The project aims to restore and protect this eminent ancient site, which currently is exposed to unfavorable environmental conditions and threatened by decay. In two successive field campaigns, Syrian archaeologists and architects will collaborate with German architects and Turkish workers to restore central areas of the Iron Age, the Hellenistic-Roman and Medieval Christian period, which highlight the long and changeful history of the site. The Syro-German team will also develop strategies to present these areas to the public. The project is based on the experience of a first intervention in 2017, in which Syrian, German, and Turkish specialists successfully worked at the site. The historical importance of the Dülük Baba Tepesi, its location near the Syrian border, the previous experience of collaborative work at the site and the existence of a robust infrastructure offer ideal conditions for training Syrian specialists in the conservation of cultural heritage. [mehr]

    Projektleiter: Prof. Dr. Engelbert Winter
    Projektzeitraum: 2019 - 2021
    Mittelgeber: Gerda Henkel Stiftung
    Förderkennzeichen: (wird nachgereicht)

  • EXC 2060 A3-13 - "Schutzschild Euphrat"? - Religiöse Vielfalt und kulturelle Identität im römischen Nahen Osten zwischen Tradition und Konstruktion

    © Engelbert Winter

    Die Landschaften westlich und östlich des mittleren Euphrats, Nordsyrien und Nordmesopotamien, werden als Austausch- und Begegnungsraum wahrgenommen, der seit Jahrtausenden konstitutiv ist für die Ausbildung und Entwicklung religiöser wie kultureller Identitäten. Die Region erscheint als Quelle von Innovationen, von der neolithischen Revolution bis zur Entwicklung neuer religiöser Ideen, aber auch als eine Grenzregion, in der Ost und West aufeinandertreffen, sowohl im friedlichen Austausch als auch konfrontativ. Eine solche doppelte Lesart prägt den westlichen Diskurs bis heute, wobei inzwischen die Wahrnehmung der Region als frontier zu einem imaginierten und feindlichen Orient überwiegt.

    Diese Rezeption steht in einer weit zurückreichenden Tradition von Zuschreibungen, Grenzziehungen und Konstruktionen von Identität und Alterität. Ihre Wurzeln liegen in der Antike. Von entscheidender Bedeutung war die Zeit der Etablierung Roms als global player in der östlichen Mittelmeerwelt, als im 1. Jahrhundert v. Chr. eine Demarkationslinie zwischen den römischen und den iranisch/parthischen Einflussgebieten entstand. Der Euphrat wurde zum ersten Mal als politische Grenze zwischen Ost und West begriffen, die dann in zunehmendem Maß auch kulturell und religiös konnotiert wurde. Kaum erforscht ist hingegen, wie das Wechselspiel von Politik, Konflikten und Akkulturationen in der Region selbst funktionierte und welche Auswirkungen es hatte. Wie reagierten lokale Gruppen und lokale Kulte beiderseits des Euphrats auf die neue politische Situation? Hatten die Kulte östlich des Euphrats eher ein stärker orientalisches Erscheinungsbild, das von mesopotamischen wie persischen Einflüssen dominiert wurde, die westlich des Flusses dagegen einen eher griechisch-römisch geprägten Charakter? Reichhaltige epigraphische, numismatische wie archäologische Evidenzen erlauben die Materialisierung lokaler Religionen und ermöglichen es zu verstehen, wie lokale und regionale religiöse Strukturen durch überregionale Austausch-, Assimilations- und Transformationsprozesse, aber auch durch Konfrontation und Gewalt verändert werden. [mehr]

    Projektleiter: Prof. Dr. Engelbert Winter
    Projektzeitraum: 2019 - 2025
    Mittelgeber: DFG - Exzellenzcluster
    Förderkennzeichen: EXC 2060/1

  • EXC 2060 B3-49 - Belonging in/to Lakonia. An archaeohistorical study on the Sanctuary of Apollo at Amyklai and its surroundings

    Research carried out in collaboration with the Amykles Research Project.
    © EXC
    Aerial view of the Amyklaion Sanctuary looking to the northwest.
    © Amykles Research project

    The Agia Kyriaki hill 5 km south of Sparta has long been identified with the ancient cult centre of Apollo Amyklaios. The site played a central role in regional conversations. According to the literary sources, the Hyakinthia festival in Amyklai was the prime occasion were Spartans, perioikoi, and also foreigners all came together. Excavations on the hill carried out under the directorship of Professor Stavros Vlizos from the Ionian University of Corfu and the Archaeological Society of Athens run for almost 20 years of uninterrupted investigation, which makes the Amykles Research Project (ARP) one of the archaeological flagship enterprises in the Peloponnese.

    The University of Münster has been involved in ARP research activities since 2022 through Sophia Nomicos with an archaeological-geophysical project. In 2023, Hans Beck has joined ARP with a integrated historical-archaeological study component (student participants: Emilia Bachmann, Lukas Duisen, Daniel Hagen, Ann-Kathrin Hönerloh). From 2024, “Beloning in/to Lakonia” complements the work of Stavros Vlizos and his team. GIS components of the project are carried out by Nicola Nenci (Perugia and EXC Fellow at the University of Münster). Indexing of attested settlement and sanctuary sites is done by Aphrodite Vlachou, postdoc at the Chair of Greek History in Münster.

    © Hans Beck

    Our project aims at discussing the Amyklaion’s role as a central hub in Lakonia on two distinct but interrelated levels: we seek to understand the relation of the Amyklaion with its immediate surroundings; and we examine Amyklai as a node of communications between the Eurotas Valley and the Argolic Gulf via the Parnon area, placing the site in its regional context. Our work includes three packages: 1) archaeological survey work south of the Amyklaion, the area of the presumed settlement; 2) the mapping of archaeological and historical evidence, including view shed analyses to the east of the sanctuary; and 3) the study and interpretation of emerging bodies of evidence, along with data already available. In sum, we wish to understand how modes of belonging emerged in Lakonia and what the role of sanctuaries was in this process. And, we are asking how far the notion of belonging extended, especially in places more remote from the Eurotas Valley. Our approach deliberately deviates from the thematic priorities in the body of surviving literary sources, enriching the study with perspectives of the lived experience in eastern Lakonia.

    The 2024 field campaign runs from July 22 to August 18. It includes non-intensive and intensive as well as geophysical work components in the survey area indicated above. Student participants: Lukas Duisen, Daniel Hagen, Emilia Bachmann, Ann-Kathrin Honerloh, Kim Renzel, and Tim Luca-Landsmann

    Projektleitung: Prof. Dr. Hans Beck, Dr. Sophia Nomicos
    Projektzeitraum: 2024
    Mittelgeber: DFG - Exzellenzcluster
    Förderkennzeichen: EXC 2060/1