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Münster (upm/ja)
Die von den münsterschen Klimatologen genutzte Messstation am &quot;Bült&quot;.<address>© WWU - AG Klimatologie</address>
Die von den münsterschen Klimatologen genutzte Messstation am "Bült".
© WWU - AG Klimatologie

Schadstoff-Messung in Münster: Klimatologen erfassen Stickoxide genauer

"Auto-Abgase am 'Bült' übersteigen Grenzwerte" / Messungen mit Bezug auf Fahrzeugtypen geplant

Ob Benziner oder Diesel: Dass die Abgas-Emissionen oft höher sind, als bisher angenommen und von der Auto-Industrie kommuniziert, ist seit Beginn der Diesel-Krise weithin bekannt. Um dem tatsächlichen Schadstoffausstoß der gesamten Fahrzeugflotte näher zu kommen, haben Wissenschaftler der Universität Münster bisherige Messmethoden spezifiziert. Sie führten im vergangenen Sommer in Münsters Innenstadt Analysen von einzelnen Kfz-Abgasfahnen durch. Die Forscher stellten fest, dass die NOx-Emissionen aus den Fahrzeugen weit über den Emissionen lagen, die von einer Kfz-Flotte mit korrekter Abgasreinigung entstehen würde. Die Untersuchung ist für Interessierte unter der Internetadresse http://rdcu.be/vez5 (englischsprachig) frei zugänglich.

Die Messstation liegt nahe der Station "Bült", an der das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) seit Jahren zwar abnehmende NO2-Konzentrationen feststellt. Die EU-Grenzwerte überschreiten die Werte allerdings immer noch.

Das Vorgehen der Klimatologen war dabei spezifischer als sonst üblich: Statt einfach die Menge des Stickoxids in der Luft zu messen, erfassten sie mittels hochaufgelöster Messungen die "Abgasfahnen" der vorbeifahrenden Autos einzeln: "Wir haben durch schnelle Messungen – konkret zehn Messwerte pro Sekunde – einzelne Luftpakete, also die Abgasfahnen, untersucht. Fazit: Die Auto-Abgase am 'Bült' übersteigen die Grenzwerte der Abgasnorm Euro 5 um das Dreifache bei Diesel-Fahrzeugen und um das Neunfache bei Benzinern", erklärt Carmen Loschke, Mitautorin der von Klimatologe Prof. Dr. Otto Klemm verantworteten Studie. "Die Emissionen des gesamten Verkehrs überschreiten die offiziellen Emissions-Angaben also um etwa 65 Prozent."

Zudem erfolgte durch die Stadt Münster eine automatische Verkehrszählung durch Induktionsschleifen in der Fahrbahn. So konnten die vorbeifahrenden Fahrzeuge unterschiedlichen Klassen wie Lkw, Bus, Auto usw. zugewiesen werden. Eine Unterscheidung in Benziner oder Diesel war hingegen nicht möglich: "Das wollen wir in zukünftigen Messungen mit Hilfe einer Kennzeichenerkennung ermitteln, um Fahrzeug-Alter, -Motor und -Modell besser in Bezug zu den Schadstoffwerten setzen zu können", sagt Carmen Loschke.

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes bestätigen aus Sicht der Arbeitsgruppe eine große Diskrepanz zwischen Emissionen im realen Verkehr und in automatisierten Testzyklen der Hersteller. Unter Bezug auf den Messort und die Straße Bült in Münster ist Otto Klemm der Auffassung, dass - wenn die realen Emissionen den offiziellen Angaben entsprächen - die Grenzwerte bereits seit einiger Zeit eingehalten wären. Vor dem Hintergrund drohender Strafzahlungen an die EU hält er die Sperrung der Straße für den Durchgangsverkehr für eine mögliche Maßnahme.

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