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Münster (upm).
Prof. Dr. Ryan Gilmour möchte ausloten, wie sich eine von ihm entwickelte Strategie zur Herstellung fluorhaltiger Molekülbausteine zur Marktreife bringen lässt.<address>© Uni MS - Peter Leßmann</address>
Prof. Dr. Ryan Gilmour möchte ausloten, wie sich eine von ihm entwickelte Strategie zur Herstellung fluorhaltiger Molekülbausteine zur Marktreife bringen lässt.
© Uni MS - Peter Leßmann

Chemiker Ryan Gilmour erhält „ERC Proof of Concept Grant”

Europäischer Forschungsrat zeichnet Transferprojekt aus / Innovatives Werkzeugset zur Herstellung fluorierter Moleküle

Von der Forschung in die Praxis: Prof. Dr. Ryan Gilmour vom Organisch-Chemischen Institut der Universität Münster hat einen mit 150.000 Euro dotierten „ERC Proof of Concept Grant“ des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) erhalten. Mit dieser Zuwendung unterstützt die EU Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die bereits eine ERC-Förderung erhalten haben und die ihre Forschungsergebnisse nun kommerziell nutzbar machen möchten. Ryan Gilmour hat im Rahmen der bisherigen Förderung eine Strategie entwickelt, mit der sich fluorhaltige (fluorierte) Molekülbausteine herstellen lassen, die unter anderem für die Herstellung von Medikamenten und Agrochemikalien bedeutsam sind.

„Fluorierte Medikamente werden sehr häufig eingesetzt. Allerdings kommen solche fluorhaltigen Moleküle in der Natur kaum vor“, erläutert Ryan Gilmour. „Daher ist es wichtig, dass organische Chemiker effiziente Methoden zur Herstellung kleiner fluorierter Moleküle entwickeln.“ Nur so ließe sich der gesellschaftliche Bedarf decken.

Der Chemiker und sein Team nutzen einfache, metallfreie organische Katalysatoren zur Herstellung der Molekülbausteine. Mit dieser Methode gelang es ihnen, neue, bislang unerforschte Materialien herzustellen. Zum Hintergrund: Sogenannte Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, die in zahlreichen Produkten verwendet werden, gelten als gesundheits- und umweltschädlich und reichern sich zudem in der Umwelt an. Die Europäische Union strebt deren Beschränkung an („REACH-Verordnung“). Die von Ryan Gilmour und seinem Team entwickelte Technologie könnte helfen, bisher eingesetzte Chemikalien durch ähnlich wirksame, aber umweltfreundlichere zu ersetzen, so die Hoffnung des münsterschen Forschungsteams. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit unseren Partnern aus der Industrie und auf nachhaltige Innovationen“, betont Dr. Emma Campbell, Postdoktorandin in der Arbeitsgruppe von Ryan Gilmour.

Zu den Industriepartnern gehören europaweit führende Unternehmen, darunter Merck (Darmstadt), Novartis (Basel) und Nuvisan (Berlin). Ryan Gilmour und sein Team werden die Mittel des „Proof of Concept Grant“ nutzen, um mit ihren Partnern auszuloten, wie sich die neue Technologie zur Marktreife bringen lässt.

In der aktuellen Ausschreibungsrunde erhielten 102 Forscher einen „Proof of Concept Grant“, darunter 21 aus Deutschland. Die Förderungen sind Teil des europäischen Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizont Europa“.

Zur Person

Ryan Gilmour ist Professor für organische Chemie und chemische Biologie sowie Direktor am Organisch-Chemischen Institut der Universität Münster. Zudem ist er Mitglied des Forschungsbeirats des Rektorats. Der Chemiker konzentriert sich in seiner Forschung auf die Übertragung der grundlegenden chemischen Prinzipien von Struktur, Reaktivität und Funktion auf Anwendungen in der Katalyse und Biomedizin. Er erhielt bereits zwei der begehrten Förderungen des Europäischen Forschungsrats: einen ERC Starting Grant (2013) und einen Consolidator Grant (2019).

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