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Münster (upm/sr)
Die Dinosaurier starben wohl wegen eines Asteroideneinschlags aus.<address>© Adobe Stock/ boscorelli</address>
Die Dinosaurier starben wohl wegen eines Asteroideneinschlags aus.
© Adobe Stock/ boscorelli

Dinosaurier starben wegen eines Asteroideneinschlags aus

Forscher widerlegen Theorie eines Vulkanausbruchs als Grund für Massensterben / Mineralogen und Planetologen der Universität Münster an weltweiter Studie in „Science“ beteiligt

Waren es Vulkanausbrüche im Westen Indiens oder ein Asteroideneinschlag, der die Dinosaurier und viele andere Tierarten vor 66 Millionen Jahren aussterben ließ? Darüber diskutieren Forscherinnen und Forscher bereits seit den Achtzigerjahren. Ein internationales Forscherteam unter Leitung der Yale University in den USA und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover hat jetzt einen Beweis für die Theorie des Meteoriteneinschlags vorgelegt. Auch Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) waren an der Studie beteiligt, die in der Fachzeitschrift „Science“ erschienen ist.

Als Grundlage für die Diskussion dienten verschiedene Bohrloch-Proben – die jüngsten stammten aus einer Tiefsee-Expedition des „Integrated Ocean Drilling Projects“ in Neufundland. Diese Proben wurden 2015 an den Instituten für Mineralogie und Planetologie der WWU auf geochemische Hinweise auf den Meteoriteneinschlag untersucht. Die münsterschen Wissenschaftler wiesen erstmals die sogenannte Iridium-Anomalie für die Bohrkerne aus Neufundland nach. Es handelt sich dabei um eine starke Anreicherung des Elements Iridium, die sich auf einen Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren zurückführen lässt, der Anfang der Neunzigerjahre durch den Fund des Chicxulub-Kraters in Mexiko bestätigt wurde. Dadurch, dass die WWU-Forscher den Einschlag des Meteoriten an einem weiteren Ort auf der Welt nachweisen konnten, setzte sich das Bild der katastrophalen globalen Auswirkung des Einschlags noch mehr zusammen.

„Die Frage nach dem Grund für das Aussterben konnte dennoch nicht abschließend geklärt werden, da man nun anfing, darüber zu diskutieren, welches der beiden Szenarios den dominierenden Effekt auf das Massensterben hatte“, erklärt Dominik Loroch vom Institut für Mineralogie. Er war sowohl an der Vorstudie im Jahr 2016 als auch der aktuellen Studie beteiligt – 36 Wissenschaftler aus der ganzen Welt analysierten hierfür alle bisher gefundenen Daten und Ansätze. Unter anderem rekonstruierten sie die globalen Temperaturen zu der Zeit des Aussterbens, untersuchten Fossilienfunde und Modelle des Kohlenstoffkreislaufs.

Aus ihren Ergebnissen schlossen die Forscher jetzt, dass die Umweltauswirkungen der massiven Vulkanausbrüche in der indischen Region Dekkan lange vor dem Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren aufgetreten sein müssen und daher nicht zum Massenaussterben beitragen konnten. „Mindestens die Hälfte der Gasaustritte am Dekkan-Vulkan haben etwa 200.000 Jahre vor dem Aussterbe-Ereignis zu einer kurzen Erwärmungsphase geführt“, sagt Dr. André Bornemann von der BGR in Hannover, einer der federführenden Autoren der Studie. Der Vulkanismus an sich könnte jedoch noch nach dem großen Aussterben Auswirkungen auf Lebewesen gehabt haben, zum Beispiel in Form von Tsunamis und Buschbränden.

„Viele Menschen haben spekuliert, dass Vulkane für die Kreide-Paläogen-Grenze eine Rolle spielten, und wir sagen jetzt, dass das nicht stimmt“, fasst Erstautorin Prof. Pincelli Hull von der Yale University die Ergebnisse zusammen.

Förderung:

Die Studie erhielt finanzielle Unterstützung durch die US-Amerikanische National Science Foundation.

Originalpublikation:

P. M. Hull et al (2020). On Impact and Volcanism across the Cretaceous-Paleogene Boundary. Science; DOI: 10.1126/science.aay5055

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