(D1) Göttliche Gewalt. Religionsgeschichtliche und rezeptionshermeneutische Analysen zu den Gottesbildern der Hebräischen Bibel

Wenn Jan Assman den Makkabäeraufstand als den ersten religiös motivierten Krieg der Weltgeschichte bezeichnet, meint er damit, dass hier erstmalig biblische Texte zum Ausbruch von militärischer Gewalt geführt haben. Es hat sich zeigen lassen, dass diese Einschätzung weder historisch noch gedächtnisgeschichtlich zutrifft. Demgegenüber kommt man den Legitimierungen von Gewalt durch biblische Texte nicht mit der Annahme pauschaler Religionstypologien, sondern eher in präzisen Untersuchungen auf die Spur, die versuchen, Rezeptionswege nachzuzeichnen. Im Fall von Ps 79 konnte gezeigt werden, dass man sich im Zusammenhang der Kreuzzüge Gewalt legitimierend auf die Bibel beziehen konnte, was gerade deshalb erfolgreich war, weil es sich um intelligente Formen von Schriftauslegung handelte. In den Makkabäerbüchern ließen sich Fälle von Bezügen auf die Hebräische Bibel nachweisen, die wiederum rezipierbare Legitimationsmuster für Gewalt und Herrschaft darstellen. Diese Untersuchungen haben auch Ergebnisse im Blick auf die Lesbarkeit des Buches als historische Quelle über die Auseinandersetzungen der Seleukiden mit Judas Makkabäus hervorgebracht.

Ein wesentlicher Vorwurf gegen alttestamentliche Texte bezieht sich auf die Themenbereiche Menschenopfer und Todesstrafe. Eine Untersuchung der relevanten Texte hat zu einem differenzierten Ergebnis geführt: Während Menschenopfer biblisch letztlich klar abgelehnt werden, macht sich für den Bereich der Todesstrafe bemerkbar, dass sie als ganz selbstverständliche Praxis im entstehungsgeschichtlichen Hintergrund der Texte steht. In einigen Texten wird deutlich, dass trotz der grundsätzlichen göttlichen Legitimierung der Rechtssätze die Verhängung und Ausführung von Todesurteilen als eine v.a. zwischenmenschliche Institution verstanden wird. In anderen Texten spielt der grundsätzliche Lebensschutz eine große Rolle. Für Mörder wird der Lebensschutz in Gen 9,6 ausgesetzt und so auch die Möglichkeit der Todesstrafe eröffnet ohne dass sie deshalb auch theologisch geboten wäre.

Ein weiteres Teilergebnis der Projektarbeit ist die Tagung „Sterben über den Tod hinaus“, die in Kooperation mit Projekt C20 Von der Exklusion zum sozialen Tod von Prof. Dr. Claudia Garnier durchgeführt wurde und epochenübergreifend sozialen Ausschluss und Reintegration diskutiert hat. Der Tagungsband ist 2012 erschienen.