(C2-25) Zur Dynamik der Übersetzungsverhältnisse zwischen Politik, Religion und Recht auf dem Weg in die „Moderne“

Frühneuzeitliche Staatsbildung als „paradigm case“ multipler Differenzierung am Beispiel der Entwicklung Brandenburg-Preußens vom späten 17. bis zum 19. Jahrhundert

Das Projekt untersucht im Horizont der differenzierungstheoretischen Tradition in der Soziologie am Beispiel der preußisch-brandenburgischen Geschichte der Staatsbildung die spezifische Dynamik des Dreiecksverhältnisses zwischen Politik, Religion und Recht als einen langsamen und ambivalenten Übergang zu „modernen“ Konstellationen. Im Ausgang von zentralen heuristischen Unterscheidungen einer Theorie „multipler Differenzierung“ (explizite und implizite Ordnung, abstrakte und konkrete Koordination, Explikation und Respezifizierung, Organisation und Milieu) werden im Sinne einer empirisch sensiblen Revision allzu kompakter soziologischer Modernisierungsnarrative exemplarisch historische Strukturveränderungen rekonstruiert, die sich nicht auf eine teleologische Beschreibung funktionaler Differenzierung reduzieren lassen, sondern eher einer immer regional differenzierten Eigendynamik von institutionellen Abstraktionsschüben und ihrer Nebenfolgen (inklusive „Rückschlägen“) entsprechen. Am ausgewählten Fallbeispiel „Staatsbildungs-Dynamik in Brandenburg-Preußen“ lässt sich gerade aufgrund des avancierten historischen Forschungsstandes eine exemplarische „Differenzierung zweiter Ordnung“ (Strukturverzweigung von Differenzierungsformen) untersuchen. Dabei wird die Metamorphose des Verhältnisses zwischen Politik, Religion und Recht (im Zuge der Genese formaler Staatlichkeit und Verwaltung) als „sektorale“ Differenzierung spezifisch auf die komplexe Rolle der „sektoreninternen“ Differenzierung von abstrakten und konkreten Formen der Handlungskoordination (Organisation und Milieu) bezogen.


Das Projekt ist Teil der Arbeitsplattform E Differenzierung und Entdifferenzierung und H Kulturelle Ambiguität.