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Münster (upm/nor)
Schulministerin Sylvia Löhrmann, Prof. Dr. Mouhanad Khorchide und Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles<address>© WWU - Peter Leßmann</address>
Schulministerin Sylvia Löhrmann, Prof. Dr. Mouhanad Khorchide und Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles
© WWU - Peter Leßmann

"Meilenstein für die Einführung des islamischen Religionsunterrichts"

Hochkarätig besetzte Tagung an der Universität Münster / NRW-Schulministerin stellte die nächsten Schritte vor

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann, Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Professor für islamische Religionspädagogik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) und Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles haben heute an der Universität Münster eine Tagung zur Zukunft des islamischen Religionsunterrichts in NRW eröffnet. Ministerin Löhrmann stellte dabei die Grundzüge und das weitere Vorgehen zur Einführung des Fachs vor. "Wir gehen pragmatisch vor und werden den islamischen Religionsunterricht Schritt für Schritt einführen. Das Angebot wird sich am Bedarf orientieren und nach und nach aufgebaut", erklärte sie.

Rektorin Ursula Nelles hob die besondere Rolle der Universität Münster hervor, die gemeinsam mit der Universität Osnabrück eines der vier bundesdeutschen Zentren für islamische Theologie aufbauen wird. "Es ist notwendig, daran zu arbeiten, dass sich so etwas wie ein europäisches Verständnis des Islam entwickelt", betonte sie. "Dafür bietet die Universität Münster mit ihren starken theologischen Fachbereichen, dem Exzellenzcluster 'Religion und Politik' und dem 'Centrum für Religiöse Studien' eine herausragende Ausgangsbasis. Zudem bildet die Universität Münster bereits seit 2004 muslimische Religionslehrer aus: Wir haben somit einen großen Erfahrungsschatz und ein passendes Umfeld, um die Studierenden optimal auszubilden."

Mit der geplanten Einführung des Faches kann Ministerin Löhrmann zufolge ab dem Schuljahr 2012/13 zunächst an den rund 130 Schulen begonnen werden, an denen bereits das Fach Islamkunde angeboten wird. Hier unterrichten etwa 80 Islamkunde-Lehrkräfte. Darüber hinaus werden circa 60 weitere Lehrerinnen und Lehrer in NRW im Sommer 2011 einen Zertifikatskurs Islamkunde abschließen. Darauf aufbauend, soll der islamische Religionsunterricht schrittweise in ganz NRW etabliert werden. "Wir werden nicht sofort hunderte oder gar tausende Lehrerstellen benötigen. Denn wir können heute noch nicht exakt sagen, wie viele der über 320.000 muslimischen Schülerinnen und Schüler in NRW am islamischen Religionsunterricht teilnehmen wollen", betonte die Schulministerin.

Die Landesregierung und die Universität Münster streben gemeinsam an, islamische Religionslehrerinnen und Religionslehrer auszubilden. Prof. Dr. Mouhanad Khorchide begrüßte die Fortschritte: "Das im Februar 2011 erzielte Einvernehmen über die Einführung des bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts in NRW stellt einen Meilenstein in dieser Frage dar. Die Universität Münster freut sich sehr, dass sie die Aufgabe übernimmt, Lehrkräfte für diesen Unterricht aus- und weiterzubilden. Dazu bietet die WWU die besten strukturellen Voraussetzungen. Die islamische Religionspädagogik wird von den Erfahrungen der katholischen und der evangelischen Fakultät profitieren, die europaweit hoch anerkannt sind."

Am 22. Februar dieses Jahres hatten der Koordinationsrat der Muslime (KRM) und die nordrhein-westfälische Schulministerin eine gemeinsame Erklärung zur Einführung eines islamischen Religionsunterrichts unterzeichnet. Die Erklärung sieht nach Angaben der Ministerin unter anderem vor, dass dem Land NRW ein Beirat als Ansprechpartner zur Seite steht. Er vertritt die religiösen Grundsätze der Muslime gegenüber dem Land. Zu seinen Aufgaben gehören etwa die Mitwirkung bei der Lehrplanentwicklung und die Bestätigung der Lehrkräfte für den islamischen Religionsunterricht. Die Mitglieder des Beirats werden vom Schulministerium im Einvernehmen mit dem Koordinationsrat benannt. Alle Mitglieder sind muslimischen Glaubens.

Zur Einführung des Islamischen Religionsunterrichts und zur rechtlichen Absicherung des Beiratsmodells ist eine Änderung des Schulgesetzes notwendig. Ministerin Löhrmann: "Es wäre ein wichtiges Signal an die Muslime, wenn der Gesetzentwurf aus der Mitte des Parlaments käme. Damit wird die Einführung des Faches von einer breiten Mehrheit der Gesellschaft getragen."

Zum Hintergrund: Rektorin Ursula Nelles hat Mouhanad Khorchide am 19. Juli 2010 zum Professor für islamische Religionspädagogik ernannt. Der 38-jährige Islamwissenschaftler und Soziologe, der zuvor in Wien tätig war, hatte bereits im April 2010 die entsprechende Vertretungsprofessur am "Centrum für Religiöse Studien" (CRS) der WWU übernommen. Das im Mai 2003 gegründete CRS ist eine Einrichtung, an der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär zu den Weltreligionen forschen und damit einen wissenschaftlichen Beitrag zum gegenseitigen Verständnis zwischen den Religionen leisten.

 

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