Einfluss der Beweidung auf Kalkmagerrasen und ihre Arten in Steinbrüchen des Teutoburger Waldes

  • Hintergrund


    In der heutigen, stark durch Nährstoffe belasteten Landschaft sind Kalk-Steinbrüche wichtige Refugien für seltene Tiere und Pflanzen, die an Habitate mit nährstoffarmen, skelettreichen und kalkhaltigen Böden angepasst sind. Auf den aufgelassenen Rohböden siedeln sich so mit der Zeit seltene Lebensgemeinschaften, z. B. der Kalkmagerrasen an. Die auf ausreichend Licht und Platz angewiesenen Arten dieser Lebensräume können jedoch nur erhalten werden, wenn eine starke Ausbreitung von konkurrenzstarken und schattenwerfenden Sträuchern und Bäumen verhindert wird. Dies geschieht zumeist durch Beweidung mit Schafen, die im Vergleich zur Mahd kostengünstiger ist und zudem zu einer Ausbreitung der Samen über das Fell der Tiere beiträgt.
    Die geschilderten Zusammenhänge betreffen auch die Kalksteinbrüche im Teutoburger Wald. Hier ist jedoch ein sehr starker Wildverbiss ein weiterer Einflussfaktor für den Erhalt und die Besiedlung von Arten der Kalkmagerrasen. Deshalb soll in dem hier geschilderten Forschungsprojekt der Einfluss von Schafbeweidung und Wildverbiss auf die Besiedlung und die Entwicklung der Kalkmagerrasen und ihrer seltenen Arten näher untersucht werden. Die Erkenntnisse sollen zu einer Optimierung der Pflege beitragen.

    Abb. 1: Gefährdete Arten der Kalkmagerrasen: Fransenenzian (Gentiana ciliata, links) sowie die Orchideen Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea, mitte) und Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera, rechts), Fotos: Sieg
  • Methode


    Mit Hilfe von Exclosures (Weideausschluss-Gehegen) wird der Einfluss der Beweidung in den Steinbrüchen gezielt begrenzt: Pro Untersuchungsfläche wird in einem Exclosure die Beweidung komplett ausgeschlossen und in einem weiteren Exclosure nur Wildverbiss zugelassen, indem mit Hilfe von temporären Zäunen die Schafe zur Beweidungszeit ausgesperrt werden (Abb. 1). Eine Kontrollfläche ohne Zäune dient als Vergleich. In diesen drei Varianten wird die Vegetation in 3×3 m² großen Dauerquadraten erfasst sowie Zielarten auf der gesamten Fläche des Exclosures gezählt, die Menge der Biomasse von einzelnen Pflanzengruppen bestimmt, die für die Pflanzen verfügbare Lichtintensität gemessen sowie Bodenproben und Biomasseproben für die Analyse im Labor genommen. Alle drei Varianten werden auf 10 Untersuchungsflächen in drei Steinbrüchen eingerichtet und analysiert, was zu einer Gesamtzahl an 30 Dauerflächen führt. Das Weideausschlussexperiment ist über einen Zeitraum von mindestens 5 Jahren angelegt. Zusätzlich wird die Besiedlung der Steinbrüche durch Zielarten (gefährdete Pflanzenarten der Roten Listen und charakteristische Kalkmagerrasenarten) im Bereich der Exclosures näher charakterisiert. Dazu werden die Häufigkeit dieser Arten und ihre Standorte erfasst und auf Karten dargestellt.

    Versuchsdesign: Aufsicht (oben) und Seitenansicht (unten). Die rechte Fläche dient als Kontrollfläche.
  • Laufende Arbeiten

    • Im Jahr 2011 erfolgte die Einrichtung der Exclosures sowie die Ersterfassung der Dauerflächen und Kartierung von Zielarten.
    • Im Jahr 2013 wurden Wiederholungsaufnahmen durchgeführt.

    Abb. 3: Am 28. April 2011 wurden die zehn Exclosures in den Steinbrüchen aufgebaut.
    Abb. 4: Exclosure und Schafe, 09.06.2013.
  • Infothek

    Poster

    Posterexclosures1 IconEinfluss der Beweidung auf Kalkmagerrasen und ihre Arten in Steinbrüchen des Teutoburger Waldes [pdf]

    Zusammenarbeit

    Interessengemeinschaft Teutoburger Wald  www.ig-teuto.de

    Laufzeit

    seit 2011