Das Fach Christliche Archäologie


Die Geschichte des Faches an der Universität Münster unterscheidet sich kaum von der an anderen deutschen, österreichischen und schweizerischen Universitäten, jedoch war die Christliche Archäologie für längere Zeit gleich in drei Fakultäten durch jeweils (mindestens) eine Stelle und universitäre Einrichtungen wie ein Seminar oder eine Abteilung (stets in Verbindung mit einer eigenen Bibliothek) ausgewiesen.

Die älteste Tradition kann die Katholisch-Theologische Fakultät aufweisen. Diese begann 1912 mit der Berufung des bedeutenden Gelehrten Franz Joseph Dölger. Das Interesse an dem Forschungsgebiet war aber schon vorher sehr groß, denn die Fakultät verlieh den bekannten Wissenschaftlern Joseph Wilpert und Karl Maria Kaufmann in den Jahren 1892 bzw. 1911 den Doktor honoris causa. Adolf Rücker (Fachvertreter von WS 1928/29 bis SS 1948) vermachte 1958 dem Archäologischen Universitätsmuseum Objekte aus dem spätantiken Ägypten. In neuerer Zeit hatte unter anderem der Dölger-Schüler Bernhard Kötting, zweimaliger Rektor der Universität Münster, von 1951 bis 1978 den Lehrstuhl für "Alte Kirchengeschichte, Christliche Archäologie und Patrologie" inne.

In der Evangelisch-Theologischen Fakultät wurde die Frühchristliche Archäologie erst seit 1947 – in enger Verbindung mit der Alten Kirchengeschichte – durch einen Lehrauftrag und (bis 1974) auch durch eine Dozentur vertreten, die zuletzt Peter Poscharsky innehatte. Von 1980 an war nur noch Peter Maser für dieses Fachgebiet ­ zuständig, und zwar zuerst im Rahmen eines Lehrauftrags und dann seit 1993 als außerplanmäßiger Professor; seit 2008 ist er pensioniert. Vom Sommersemester 2008 an gibt es nur noch einen bezahlten Lehrauftrag für dieses Fachgebiet.  

In der Philosophischen Fakultät ist die Christliche Archäologie 1993 als eigenständiges Studienfach eingerichtet worden. Vorher wurde dieses Forschungsgebiet durch die "Professur für Klassische Archäologie mit besonderer Berücksichtigung der Spätantike" mitvertreten, die seit 1951 Josef Fink und seit 1982 Hugo Brandenburg innehatten. Nach der 1996 erfolgten Berufung von Dieter Korol wurde 1997 die Bezeichnung der Professur präzisiert in "Spätantike/Frühchristliche Archäologie". Seit 1995 gibt es zudem einen bezahlten Lehrauftrag für dieses Fachgebiet. Aus sachlichen und methodischen Gründen bildet die Christliche Archäologie an zahlreichen deutschen Universitäten eine Facheinheit mit der Byzantinischen Kunstgeschichte; in Münster ist deshalb die Christliche Archäologie mit dem Fach Byzantinistik eng verbunden, das in diesem besonderen Fall auch den kunstwissenschaftlichen Bereich mit abdeckt. Im Wintersemester 2010/2011 ist deshalb der Master-Studiengang "Byzantinistik und Christliche Archäologie" eingeführt worden.

Zwischen der Philosophischen und der Evangelisch-Theologischen Fakultät gibt es seit 1997 eine vertraglich geregelte, sehr enge Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Christlichen Archäologie, die sich unter anderem in der gemeinsamen Organisation der 16. internationalen Tagung der Arbeitsgemeinschaft Christliche Archäologie (Münster, 2.-5.5.2002) widerspiegelte.