Sammelbilder
Sammelbild
1842
Cornelius Schimmel
Lithograph: C. de Rossi
Lith. Atelier: Arnz & Co., Düsseldorf
Lithographie
44,0 x 61,0 cm (Blatt: 49,5 x 66,5 cm)
Sammelbilder oder Quodlibets erfreuten sich seit dem Biedermeier zunehmender Beliebtheit, konnten sie doch eine Fülle von architektonischen Einzelinformationen mit dem Gesamteindruck des Stadtbildes verbinden. Selten gelang das in Entwurf und Ausführung derart phantasie- und qualitätvoll wie in diesem, von C. de Rossi für das renommierte Atelier von Arnz & Co. in Düsseldorf lithographierten Blatt. Einem Regenbogen gleich, überspannt ein Segmentbogenfries, das die Umgebung Münsters in Rundumsicht zeigt, das Hauptfeld mit dem Blick auf Münster von der Weseler Straße aus. Üppige Voluten aus Akanthusblättern rahmen den Halbkreis und umschließen oval und kreisförmig zwanzig Einzelmotive. Den Segmentbogen bekrönt das von Löwen gehaltene Stadtwappen, seitlich flankiert von identisch ornamentierten Bildensembles, bestehend aus je vier Einzeldarstellungen. Links gruppieren sich um eine Ansicht der Georgskommende: der Erbdrostenhof, das Schauspiel-(Komödien-)Haus und die Ägidiikirche. Formatgleich umgeben rechts eine entsprechende Mittelansicht (Blick vom Schloß auf das Überwasserviertel): die Clemenskirche, der Civil-Club (der von 1782-1895 im abgebildeten Stadtweinhaus sein Domizil hatte) und der Romberger Hof. Den Sockel des Halbkreises bildet eine Bildsequenz, die mittig das Rathaus umschließt. Nach links folgen Ludgerikirche, Westfassade des Doms, Servatiikirche und Lambertikirche, nach rechts Martinikirche, Schloß, Evangelische Kirche (Apostelkirche) und Liebfrauenkirche. Zwei ovale, in die Bogenrahmung eingestelle Medaillons mit dem Grabmal des Generals von Horn 1829 und dem von Bernard Overberg (1754-1826) vermitteln zwischen den Bildensembles in der oberen und unteren Bildhälfte. Kein eigenes Bildfeld, dafür eine exponierte Lage unmittelbar unterhalb des Rathauses besitzt der umrißhaft geschilderte ‘Gerbaulet’sche Gasthof’ (König von England). Vermutlich ist der etwa zeitgleich mit der Lithographie entstandene, stattliche Gasthof-Neubau nachträglich dem streng symmetrischen Entwurf hinzugefügt worden. Insgesamt liegen Komposition und lithographische Ausführung weit über münsterischem Standard. 1842 bot Cornelius Schimmel (1793-1867) das ‘complicirte Kunstblatt’ im Westfälischen Merkur zur Subskription an mit dem Hinweis, es sei ‘... nunmehr in der Zeichnung vollendet’.
Provenienz
Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
Inv.Nr. K 11 - 06 LM
Literatur
- Klaus Gimpel, Von den Anfängen der heimischen Lithographie in Münster, in: Westfalen 57, 1979, S. 81-100, S. 81
- Max Geisberg, Die Ansichten und Pläne der Stadt Münster i.W., Münster 1910, Nr. 60
- Max Geisberg, Die Ansichten und Pläne der Stadt Münster i.W., Münster 1910, Nr. 173
- Das malerische und romantische Westfalen. Aspekte eines Buches, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, bearb. von Bernard Korzus, Münster 1974, Nr. 195
- Westfalia Picta. Die westfälischen Ortsansichten vor 1900, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, hg. von Jochen Luckhardt, Münster 1987, Nr. 137
- Ausst.Kat. Bilder aus fünf Jahrhunderten, Nr. 47, Nr. 47
Sammelbild
um 1845
Heinrich Anton Auling
Lithographie
22,5 x 35,5 cm
Verglichen mit Rossis ideenreich komponiertem Quodlibet zeigt das von Heinrich Anton Auling die Randansichten in gängiger vertikaler und horizontaler Plazierung, ornamentloser Strichrahmung und schlichter Typographie. Das Mittelbild präsentiert in eigenhändiger Wiederholung des Künstlers den erstmals um 1840 lithographierten Blick von der Weseler Straße, in Höhe des Neuen Krugs, auf die Stadtsilhouette (vgl. Nr. 108). Abgesehen von der Prinzipalmarkt-Bebauung thematisieren die 18 Randansichten ausschließlich Bauten, die vor 1800 entstanden sind, darunter größtenteils Kirchen. Links oben mit der Mauritzkirche beginnend folgen im Uhrzeigersinn: Servatiikirche, Prinzipalmarkt, Schloß, Komödienhaus, Erbdrostenhof, Lambertikirche, Evangelische Kirche (ehemalige Minoriten-kirche), Liebfrauenkirche von Südosten, Barmherzigen-(Clemens-) Kirche, Aegidii-kirche, Liebfrauenkirche von Westen, Dom von Süden, Dom von Westen, Rathaus, Bischöflicher Hof, Ludgeri- und Martinikirche. Auling schildert detailreich und vor allem dadurch recht anschaulich, daß er die Bauten in der Regel nicht frontal sondern in mehr oder weniger betonter Übereckansicht aufnimmt. Wie das Mittelbild hielt er einige Motive in weiteren Lithographien oder Zeichnungen fest (Prinzipalmarkt, Ludgeri- und Liebfrauen-kirche). Nur wenige Details des motivreichen Blattes bieten einen unteren Datierungsanhalt (1841 Neubau des Gasthofes Gerbault/König von England, 1843 Teil-Eindämmung der Aa an der Überwasserkirche) während die obere Zeitgrenze der Künstler selber vorgibt, in einer handschriftlichen, 1850 datierten Widmung auf dem Exemplar des Westfälischen Landes-museums für Kunst und Kulturgeschichte.
Provenienz
Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
Inv.Nr. K 09 - 18 LM
Literatur
- Max Geisberg, Die Ansichten und Pläne der Stadt Münster i.W., Münster 1910, Nr. 55
- Max Geisberg, Die Ansichten und Pläne der Stadt Münster i.W., Münster 1910, Nr. 167
- Das malerische und romantische Westfalen. Aspekte eines Buches, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, bearb. von Bernard Korzus, Münster 1974, Nr. 194
Sammelbild
um 1865
Franz Alexander Borchel
Farblithographie mit beiger Tonplatte
40,0 x 52,5 cm (Blatt: 51,0 x 61,0 cm)
Von Franz Alexander Borchel (1816-1907) sind etliche Quodlibets aus dem rheinisch-westfälischen Raum bekannt, darunter von Köln, Neuß und Iserlohn. Alle zeichnen sich durch präzise Erfassung der Objekte, Detailreichtum und technische Perfektion aus. Das Mittelbild der 'Erinnerung an Münster' präsentiert den in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beliebten Blick vom Eingangsrisalit des Schlosses über den weiten, hier effektvoll staffierten Vorplatz auf die Stadtsilhouette innerhalb des ehemaligen Mauerrings. Den tief in den Mittelgrund gezogenen Vorplatz teilt axial die breite, 1860 mit je zwei Reihen Ulmen bepflanzte Allee, seitlich flankieren ihn weitere Baumgruppen und an der unteren Bildkante wirken die dunklen Schlagschatten des Schlosses wie ein Repoussoir. Das Hauptmotiv umgeben 16 Randansichten in unterschiedlichen Rechteckformaten. Beginnend links oben mit der Liebfrauenkirche folgen Lambertikirche, Bischöflicher Hof, Rathaus, Erbdrostenhof, Mauritz- und Ludgerikirche. Zur rechten Seite begrenzen Ignatiuskirche, eine Innenansicht der Lambertikirche sowie die Martinikirche das Mittelbild, zur linken die Apostelkirche und der Dom mit einer Innen- und einer Westansicht. Den unteren Rand bilden drei Querformate profanen Inhalts: das Stationsgebäude der Eisenbahn von 1849, das Schloß und die südlich davon gelegene Partie der Promenade mit Blick auf die Stadt. Stationsgebäude und die 1862 an der Schützenstraße errichtete Jesuitenkirche St. Ignatius haben in diesen Randansichten ihre einzige bildliche Überlieferung gefunden. Sind die übrigen bekannten Sammelbilder Borchels Anfang der 60er Jahre entstanden, so kann das von Münster nicht vor Errichtung der Jesuitenkirche und nach Beginn der Restaurierungsarbeiten an den Dächern von Ludgeri- und Lambertikirche oder der Umgestaltung des Dominneren (Abbruch des Lettners ab 1870) lithographiert worden sein.
Provenienz
Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
Inv.Nr. K 12 - 46 LM
Literatur
- Max Geisberg, Die Ansichten und Pläne der Stadt Münster i.W., Münster 1910, Nr. 59
- Max Geisberg, Die Ansichten und Pläne der Stadt Münster i.W., Münster 1910, Nr. 172
- Das malerische und romantische Westfalen. Aspekte eines Buches, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, bearb. von Bernard Korzus, Münster 1974, Nr. 196
- Münster. Bilder aus fünf Jahrhunderten. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, bearb. von Bernard Korzus, Münster 1977, Nr. 46
Sammelbild
um 1870
K. Stammer
Graph. Atelier: Serz & Comp., Nürnberg
Stahlstich
31,5 x 36,5 cm (Blatt: 35,5 x 52,0 cm)
Den professionell, in feiner Grau-Nuancierung ausgeführten kleinen Ansichten steht ihre wenig ausgewogene Anordnung gegenüber. Mittig ist stimmungsvoll der Blick über die Aa nahe des Neuwerks auf Schottbrücke und Stadtsilhouette zwischen Überwasser- und Ludgerikirchturm festgehalten. Um die Mittelansicht gruppieren sich oben Rathaus und Dom, zu den Seiten Ludgeri- und Liebfrauenkirche und unten der Blick über den Prinzipalmarkt auf den Lambertikirchturm. Wie nachträglich eingefügt wirken die kleinen, schräggestellten Querformate mit dem Schloß und dem Erbdrostenhof. Dürfte letzterer auf eigener Findung beruhen - keine der bekannten Darstellungen zeigt den Erbdrostenhof als freigelegenes Landschloß - erinnern die übrigen Schilderungen in Blickwinkel, Lichtführung und architektonischer Detaillierung an Friedrich Langes Stahlstichfolge.
Provenienz
Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
Inv.Nr. K 62 - 135
Literatur
- Max Geisberg, Die Ansichten und Pläne der Stadt Münster i.W., Münster 1910, Nr. 170
- Max Geisberg, Die Ansichten und Pläne der Stadt Münster i.W., Münster 1910, Nr. 58
- Das malerische und romantische Westfalen. Aspekte eines Buches, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, bearb. von Bernard Korzus, Münster 1974, Nr. 192
- Münster. Bilder aus fünf Jahrhunderten. Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, bearb. von Bernard Korzus, Münster 1977, Nr. 45
Sammelbild (Ehrenbürgerbrief)
1891
Julius Hülswitt
Feder u. Deckfarben
39,0 x 22,5 cm
Dekorativer Ehrenbürgerbrief für Hermann Kappen, Pfarrer von St. Lamberti. Den Text, der ausführlich die Verdienste des Geehrten würdigt, umgibt an drei Seiten ein Ornamentrahmen aus Rosen-, Efeu- und Weinranken, zwischen denen sieben Illustrationen seine Berufung, seine Heimatstadt und seine Initiativen verbildlichen. Drei kreisrunde Kirchenansichten heben seine Aktivitäten auf dem Gebiet der sakralen Baukunst hervor. Die Lambertikirche, für deren Turmvollendung er sich ebenso einsetzte wie für die künstlerische Ausstattung der Aegidii- (Kapuziner-) Kirche und den Bau der Rektoratskirche St. Joseph an der Hammer Straße. Letztere findet auf der unteren der seitlichen Randansichten ihre wohl einzige künstlerische Überlieferung, denn nur zwölf Jahre nach der Errichtung durch Hilger Hertel im Jahre 1888, legte man die Kirche für den heutigen, von Bernhard Hertel geplanten und 1905 vollendeten Neubau nieder. Hermann Kappens soziales Engagement belegt die Darstellung des Margarethen- und Josephstifts, zwei 1880 gegründete, gestaltgleiche Armenhäuser an der Mecklenbecker- (Scharnhorst-) Straße für je 20 bedürftige Frauen und Männer. Oben über dem Text symbolisiert ein Christusbild Hermann Kappens geistlichen Stand, während zu den Seiten Stadtwappen und Westfalenroß auf Ort und Provinz seines Ehrenbürgerstatus verweisen.
Provenienz
Stadtarchiv Münster
Sign. Ansichten 407
Literatur
- Helmut Lahrkamp, Münsters Ehrenbürger. Eine Dokumentation nach städtischen Akten, in: Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster NF 12, Münster 1987, S. 183-278, hier S. 213-216, hier S. 213-216

