Konferenzteilnahme "39th EGOS Colloquium 2023" der European Group for Organizational Studies, Cagliari, Italien

Antragsstellender: Alexander Viets
Fachbereich, Studienrichtung: FB 04, Promotion Betriebswirtschaftslehre

Mit Unterstützung des Santander Mobilitätsfonds konnte ich im Rahmen meines Promotionsstudiums an der Konferenz "39th EGOS Colloquium 2023" der European Group for Organizational Studies in Cagliari, Italien, teilnehmen. Dort wurden vom 06. Juli bis zum 08. Juli 2023 die neuesten Erkenntnisse und Ergebnisse im Bereich der Frage nach dem Verhältnis von finanziellem und sozialem Engagement im Bereich der Organisationsforschung vorgestellt und diskutiert.

Ich hatte die Möglichkeit, meine Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt zu den Antezedenzien und Performance Outcomes von interorganisationalen Beziehungen hybrider Organisationen zu präsentieren und mit einem hochrangigen internationalen Fachpublikum zu diskutieren. Das Forschungsprojekt analysiert die Einflüsse der hybriden Organisierung auf die Gestaltung von interorganisationalen Beziehungen. Die Resultate verdeutlichen, dass hybride Organisationen nicht nur unterschiedlich von ihren interorganisationalen Partnern behandelt werden, sondern auch eine Vorliebe dafür haben, mit Organisationen zusammenzuarbeiten, die dieselben institutionellen Logiken teilen. Dies erweitert das Verständnis dafür, dass hybride Organisationen von potenziellen Partnern bevorzugt oder benachteiligt werden können und dass sie selbst auf Partner verzichten, die nicht ihrer Logik entsprechen. Das Feedback im Anschluss an meine Präsentation war äußerst wertvoll für die weitere Entwicklung des Forschungsprojektes, insbesondere hinsichtlich der theoretischen Fundierung und methodischen Orientierung.

Weiterhin konnte ich auf der Konferenz neue Kontakte knüpfen und viele Eindrücke sowie Ideen gewinnen, die für den weiteren Verlauf des Forschungsprojekts und meiner Promotion äußerst hilfreich sein werden. Dies gelang insbesondere, da das subtheme „Rethinking the relationship between financial and social commitments” sehr heterogene Aspekte umfasste. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht dies sehr eindrucksvoll:

Das subtheme „Rethinking the relationship between financial and social commitments”
© Alexander Viets

Außerdem fanden im Rahmen der Konferenz eine Reihe von Round Table Diskussionen statt, die sich als äußerst spannend und bereichernd erwiesen. Ein zentrales Thema, das in den Gesprächen immer wieder hervorgehoben wurde, war die Relevanz und der Einfluss der Forschung auf die Gesellschaft und die Umwelt (People/Planet). Es wurde diskutiert, wie soziale Aspekte, Handelsabwägungen und Synergien, sowie die Einbindung in die Gesellschaft in der Forschung berücksichtigt werden können. Besonders faszinierend war die Diskussion über den Wechsel zu einer forschungsgeleiteten Gestaltung (beneficiary-led research) und wie dabei der Fokus und das Design der Forschungsprojekte ausgerichtet werden können. Ebenfalls von großer Bedeutung war die Frage, wie Forschende die Mentalität und Moral beeinflussen können, um einen positiven gesellschaftlichen Wandel zu gestalten.

Neben den Chancen und Möglichkeiten wurden auch einige Hindernisse erörtert. Die Forschung in diesem Bereich ist multi-level und umfasst verschiedene Skalenebenen. Die Betrachtung der Zeitdimension (kurz- und langfristig; Verzögerungen, Exponentialfunktionen, Nichtlinearität) wurde als essentiell für das Verständnis der sozialen Phänomene angesehen. Auch die Kommunikation, Vermarktung, das Zielpublikum und die Evaluierung der Forschungsergebnisse stellten sich als Herausforderungen dar.

Ein weiterer wichtiger Diskussionspunkt war die Datensammlung und die damit einhergehenden Schwierigkeiten. Es wurde über die Balance zwischen der methodischen Strenge und der Komplexität der Phänomene diskutiert. Die Konzeptionalisierung und Messung der sozialen Leistung (quantitativ/qualitativ) wurde als besonders anspruchsvoll betrachtet. Die Qualität und Zuverlässigkeit der Datenerhebung sowie die ethischen Aspekte wurden ebenfalls eingehend betrachtet. Die Nutzung einzigartiger Daten im Vergleich zu öffentlich verfügbaren Daten und die Herausforderung, einzigartige Daten auf eine größere Skala zu übertragen, wurden als Themen von großer Relevanz erkannt. Auch der Austausch von Daten und die Verwendung von Mixed-Methods-Ansätzen wurden diskutiert.

In Bezug auf die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen wurden verschiedene Herausforderungen erörtert. Die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben wurde als relevantes Thema identifiziert, ebenso wie die Notwendigkeit einer interdisziplinären Ausrichtung der Forschung. Es wurde diskutiert, wie geeignete Zielgruppen für die Forschungsergebnisse identifiziert werden können und wie eine Gemeinschaft von Gutachtern und Herausgebern geschaffen werden kann, die sich den allgegenwärtigen Komplexitäts-Herausforderungen annimmt. Der Mangel an Theorie, um die neuartigen Phänomene zu erklären, stellte eine weitere Herausforderung dar, ebenso wie die Balance zwischen Theorie und Kontext in den Forschungsarbeiten. Die Anforderungen für Tenure Tracks, die Spezialisierung von Journals und die Bewertung von Menge versus Qualität der Publikationen wurden ebenfalls besprochen.

Fazit:

Insgesamt waren die Round Table Diskussionen äußerst produktiv und boten eine Plattform für einen intensiven Austausch über die Zukunft der Forschung in diesem Bereich. Auch die Präsentationen im subtheme „Rethinking the relationship between financial and social commitments” der Konferenz waren für mich sehr interessant und bereichernd. Insbesondere das erhaltene Feedback sowie die neuen Kontakte werden für mich besonders hilfreich und nützlich sein. Daher werden die Erkenntnisse und Ideen, die ich während der Konferenz sammeln konnte, zweifellos einen bedeutenden, positiven Einfluss auf meine zukünftige Forschung haben und ich bin äußerst dankbar für die großartige Möglichkeit des Besuchs der Konferenz der European Group for Organizational Studies.