Forschungsaufenthalt an der University of Tartu, Estland
Antragstellende: Alina Höptner
Fachbereich, Studienrichtung: FB 14, Humangeographie
Im Rahmen meiner Masterarbeit im Fach Humangeographie konnte ich dank der Santander Mobilitätsförderung einen zweiwöchigen Forschungsaufenthalt in Estland durchführen. Der Aufenthalt, der in Kooperation mit der University of Tartu stattfand, ermöglichte mir eine breite Untersuchung der gesellschaftlichen und emotionalen Bedeutung der queeren Sauna in Estland. Das Thema ergab sich durch meinen vorherigen Summer School-Aufenthalt in Estland, der ebenfalls durch die Santander Mobilitätsförderung finanziell unterstützt wurde.
Die Saunakultur ist ein wichtiger Bestandteil der estnischen Tradition und prägt vornehmlich das Alltagsleben. Mein Forschungsschwerpunkt fokussiert den spezifischen Stellenwert queerer Saunaräume in Tallinn und deren Rolle für die LGBTQIA+ Community. Methodisch stützte sich die Untersuchung auf einen mehrdimensionalen Ansatz: Neben teilnehmenden Beobachtungen führte ich einen Body Mapping Workshop mit Saunabesuchenden durch und erweiterte die gewonnenen Erkenntnisse durch qualitative Interviews mit Vertretenden verschiedener in Estland agierenden LGBTIA+ Organisationen.
Die Feldforschung vor Ort erwies sich als unverzichtbar für ein tiefgreifendes Verständnis der vielschichtigen Zusammenhänge zwischen queeren Identitäten, körperlichen Erfahrungen sowie kulturellen und alltäglichen Praktiken. Der persönliche Kontakt ermöglichte mir einen sensiblen Umgang und den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen zu den Teilnehmenden. Die Gespräche mit den queeren Organisationen offenbarten sowohl aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen als auch historische Einflussfaktoren auf die Lebenserfahrungen queerer Menschen in Estland. Besonders aufschlussreich waren die Einblicke in die emotionale und soziale Relevanz der Saunaräume als Orte der Gemeinschaftsbildung und des geschützten Austauschs.
Die gewonnenen Erkenntnisse werde ich zu Beginn des Sommersemesters 2025 im Rahmen des studentischen Arbeitskreises Kritische Stadtgeographie vorstellen. Der AK, der sich zweiwöchentlich donnerstags um 18 Uhr trifft, bietet eine Plattform für den wissenschaftlichen Austausch und steht allen Studierenden offen, die sich für kritische Perspektiven der Stadtgeographie interessieren.
Der Forschungsaufenthalt hat nicht nur wesentliche empirische Erkenntnisse für meine Masterarbeit geliefert, sondern auch mein Verständnis für die Wichtigkeit geschützter Räume für die queere Community erweitert.