Teilnahme an der Pan-European Conference on International Relations (EISA PEC), Lille, Frankreich
Antragstellender: Ernesto Kettner
Fachbereich, Studienrichtung: FB 08, Philosophie, Wissenschaftstheorie, Politik und Wirtschaft
Die Unterstützung des Santander Mobilitätsfonds ermöglichte mir die Teilnahme am jährlich stattfindenden Paneuropäischen Kongress der European International Studies Association in Lille. Ich habe dort Ideen vorgestellt, wie der Realismus – die dominanteste Schule in den Theorien der internationalen Beziehungen – auf Vorwürfe reagieren kann, denen er in den letzten Jahren ausgesetzt war.
Das Feld der Theorie der internationalen Beziehungen war noch nie so volatil wie heute. Die etablierten Theorien stellen mit ihrer Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes der internationalen Politik immer weniger Wissenschaftler*innen zufrieden. Meine Neu-Konzeptualisierung des internationalen Systems, die Wissensgenese und -durchsetzung in den Fokus rückt, habe ich aus Wissenschaftstheorie und Theorien der internationalen Beziehungen synthetisiert.
In Lille war ich primär auf der Suche nach Anknüpfungspunkten für meine Theorie. So habe ich die Round Tables für mich entdeckt, die eine Metaperspektive auf die Geschichte und den gegenwärtigen Zustand der Disziplin geworfen haben. Die Round Tables waren interessant, weil dort (ältere und emeritierte) Vertreter*innen marginalisierter Ansätze nicht nur ihren verlorenen Kampf um Vorherrschaft in der Disziplin reflektiert haben, sondern auch Punkte aufgezeigt haben, an denen sie gegenwärtig den etablierten Theorien überlegen sein könnten.
So habe ich Poststrukturalismus als möglichen Ansatzpunkt entdeckt und bin überhaupt erst auf „konstruktivistischen Realismus“ aufmerksam geworden, der vor 20 Jahren wortwörtlich totgeschwiegen wurde. Mit Teilnehmenden von beiden Round Tables stehe ich mittlerweile im Austausch.