FB09: Konferenzteilnahme „Dis/Trusting the Institution(s) of Literature 2025”, Dublin, Irland
Antragstellender: Niklas Gödde
Fachbereich, Studienrichtung: FB 09, Promotion Deutsche Philologie
Mit Unterstützung des Santander Mobilitätsfonds war es mir möglich, an der Tagung „Dis/Trusting the Institution(s) of Literature 2025” ausgerichtet vom University College Dublin (UCD) in Dublin, Irland teilzunehmen. Zwischen dem 17. und 20. Juni 2025 kamen im beschaulichen Küstenvorort Dun Laoghaire (englisch „Dun Liery“ ausgesprochen) insbesondere Forscher*innen der anglophonen Welt zusammen, die – grob gesagt – ein Interesse an den Institutionen der literarischen Welt eint. Ein Forschungsinteresse, das Literatur nicht bloß auf Grundlage eines textuellen Artefakts in den Blick nimmt, sondern auch als etwas, was ohne seine institutionell vermittelte (durch Verlage, Literaturagent*innen, Buchhändler*innen, Leser*innen) Produktion, Distribution und Konsumtion gar nicht denkbar wäre. Als „misfits“ der Literaturwissenschaften, wie uns ein Tagungsorganisator ironisch bezeichnete, diskutierten wir drei Tage lang in sieben Panels und 21 Vorträgen über ein großes Spektrum literarisch-institutioneller Themen: Von indischen Literatur- und Übersetzungsinstitutionen über die Einflüsse französischer Theoretiker wie Pierre Bourdieu oder Bruno Latour auf die literarische Institutionenforschung bis hin zur literarischen Preiskultur (unter anderem am Beispiel des Literaturnobelpreises für Bob Dylan).
Als einer der Referenten hatte ich die Möglichkeit, Auszüge aus meinem Dissertationsvorhaben im Rahmen einer ‚paper presentation‘ einem Fachpublikum vorzustellen, das – wenn auch vor allem aus der Anglistik stammend – dem Vortrag des einzigen Teilnehmers aus den ‚German Studies‘ interessiert verfolgte. Es hat mir nicht nur bereits während der Vorbereitung geholfen, meine Gedanken und Überlegungen aus dem Promotionsalltag in ein 20-minütiges Paper zu kondensieren, sondern es erwies sich ebenfalls als sehr produktiv, meine Forschungsergebnisse auf Englisch und damit auf einer anderen Sprache denken und vorstellen zu müssen. Grundsätzlich war die Tagung in Dublin meine erste Konferenz außerhalb des deutschsprachigen Raums – eine wirklich aufregende Erfahrung, die mich aber in vielerlei Hinsicht vorangebracht hat. Insbesondere bin ich dankbar dafür, so viel von profilierten Wissenschaftler*innen und ihren Überlegungen zu einem Forschungsfeld gehört haben zu dürfen, das, wie gesagt, etwas im Abseits des wissenschaftlichen Mainstreams in den Literaturwissenschaften steht. Dabei widmet sich auch meine Dissertation mit dem Zusammenhang von US-amerikanischen Stiftungen und der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur einem genuin literarisch-institutionellen Thema.
Abseits neugewonnener Erkenntnisse und Erfahrungen, die ich für mein Dissertationsprojekt nutzbar machen möchte, bin ich gespannt, ob sich im Nachgang der Tagung noch Publikationsprojekte ergeben werden, in denen die in Dublin angestoßenen Diskussionen fortgeführt werden können. Ansonsten will ich meine Konferenzeindrücke in einem Beitrag auf dem Blog an meinem Betreuungslehrstuhl verarbeiten und dort in Zusammenhang mit meinen eigenen Forschungsinteressen weiterdenken. Vielleicht ein kleiner Beitrag, um die „misfits“ der Literaturwissenschaft stärker ins Zentrum des Interesses zu rücken.