Mädchensport, Jungensport? – Hochschuldidaktische Konzepte zum Umgang mit der Heterogenitätsdimension „Geschlecht“ in der Sportlehrerbildung

Der Sport gilt als ein voraussetzungsreiches Unterrichtsfach, das neben klassischen Vielfaltsdimen-sionen wie soziale und kulturelle Herkunft auch spezifische Voraussetzungen wie Bewegungsstatus und Körperbild aufweist. Auch dem Geschlecht kommt nach wie vor eine zentrale Bedeutung zu, da viele Bewegungsfelder und Sportarten geschlechtstypisch konnotiert sind (Frohn & Süßenbach, 2012). Im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung wird daher im „Basiscurriculum Heterogeni-tät“ die Heterogenitätsdimension „Geschlecht“ in den Mittelpunkt gerückt.
Dabei sollen zum einen Konzepte und Methoden entwickelt werden, mit denen geschlechtsbezoge-ne Themen im Studium angesprochen werden können. Die Sportlehrerbildung in Münster basiert auf einem dimensionalen Kompetenzmodell, das neben Kenntnissen auch pädagogische Haltungen und didaktisches „Handwerkszeug“ vermittelt. Dieser subjektorientierte Ansatz ist erfahrungsorien-tiert und selbstreflexiv ausgerichtet (Neuber, 2020). In Bezug auf das Thema „Geschlecht“ geht es um die Reflexion der eigenen geschlechtlichen Identität in sportbezogenen Kontexten.
Zum anderen sollen spezifische Benachteiligungen im Studium selbst zum Thema gemacht werden. Erste Analysen zeigen, dass männliche Sportstudenten signifikant schlechtere Studienergebnisse erzielen als ihre weiblichen Kommilitoninnen und ihr Studium zudem häufiger abbrechen. Im Pro-jekt sollen nicht nur die Hintergründe dieser strukturellen Unterschiede untersucht, sondern auch Lösungsstrategien, bspw. im Hinblick auf körperbezogene Interaktionsstile, Lernstrategien oder Prüfungsformate, entwickelt werden (Klinge, 2019).

Literatur

Frohn, J. & Süßenbach, J. (2012). Gendersensibler Schulsport – Den unterschiedlichen Bedürfnissen von Mädchen und Jungen im Sport mit Genderkompetenz begegnen. Sportpädagogik, 36 (6), 2-7.
Klinge, A. (2019). Praktiken der Sportlehrer*innenbildung zwischen De- und Professionalisierung. In J. Bietz et al. (Hrsg.), Die Sache und die Bildung – Bewegung, Spiel und Sport im bildungstheoretischen Horizont von Lehrerbildung, Schule und Unterricht (S. 241-254). Hohengehren: Schneider.
Neuber, N. (2020). Sportlehrerinnen und Sportlehrer. In N. Neuber, Fachdidaktische Konzepte Sport – Zielgruppen und Voraussetzungen (S. 115-136). Wiesbaden: Springer VS.