Evaluation im Teilprojekt "Basiscurriculum Heterogenität"

Ziele der Evaluation
Im Teilprojekt ‚Basiscurriculum Heterogenität‘ wird wie bereits in der ersten Förderphase auf der einen Seite eine Analyse des Lehrangebots im Hinblick auf das Themenfeld der Heterogenität an der Universität Münster insgesamt durchgeführt und auf der anderen Seite werden die konkret im Rahmen der Qualitätsoffensive entwickelten Lehrformate evaluiert und optimiert. Mit Blick auf das Lehrangebot wurde zu Beginn der Qualitätsoffensive Lehrerbildung während der ersten Förderphase der Ist-Zustand erfasst und im weiteren Verlauf der zweiten Förderphase soll die Veränderung der Angebotsstruktur am Hochschulstandort Münster erhoben werden. Die innovativen Lehrformate aus den Einzelprojekten werden weiter evaluiert, um einen Transfer in das Lehrangebot qualitätssichernd durchführen zu können. Gleiches gilt für die Workshopangebote, die für die Lehrenden Weiterbildungscharakter haben sollen.

Abbildung 2 illustriert Ziele und Wege der Evaluation im Teilprojekt.

Evaluationsansätze im Teilprojekt "Curriculare Maßnahmen"
© DwD

Instrumente (teilprojektbezogen)
In der zweiten Förderphase sollen die Lehrkonzepte in den Einzelprojekten wie bisher im Kontext der Promotionsvorhaben innerhalb des Teilprojektes evaluiert werden. Zum Einsatz können je nach Ausgestaltung der Veranstaltungen vertiefende Schwerpunkte gelegt und verschiedene Instrumente mit qualitativen und auch quantitativen Zugängen (z. B. Fragebögen, Vignetten, Gruppendiskussionen, Interviews, Materialanalyse oder das Vorgehen nach dem Design Based Research-Ansatz) eingesetzt werden. Weiterhin wird der MESS-H als Standard-Evaluationsinstrument eingesetzt.

Die KoSkaL
Zusätzlich wurde ein neues Instrument zusammengestellt, das die Lehrer*innenkooperation in den Mittelpunkt stellt. Die Kooperationsskala für angehende Lehrkräfte (KoSkaL) erfragt in einem ersten Teil mit insgesamt 15 Items (basierend auf Vorarbeiten von Rothland, 2009 und ergänzt durch ein Item aus Eder, Dämon und Hörl, 2011), die sich drei Subskalen zuordnen lassen, die Einschätzung des Nutzens von Kooperation, Einstellungen zur Kooperation sowie die Kooperationsabsichten von angehenden Lehrkräften. Zusätzlich enthält die KoSkaL in einem zweiten Teil acht Items, die neu konstruiert wurden und die Einschätzung des Nutzens von Kooperationsseminaren aus Sicht von Studierenden ermöglichen. In einer Pilotierung im WiSe 2019/2020 konnten anhand einer Stichprobe von N = 62 Studierenden aus zwei Seminaren erste Kennwerte für den ersten Teil der Skala gewonnen werden.

Konfirmatorische Faktorenanalysen zeigten für das Modell der Gesamtskala im ersten Teil einen sehr guten (CFI = .94, TLI = .93, RMSEA = .06, SRMR = .07) und für die Modellierung der Subskalen einen exzellenten Fit (CFI = 1.00, TLI = 1.00, RMSEA = .00, SRMR = .07; Analysen mit Mplus). Tabelle 1 zeigt die Kennwerte aus der Pilotierung (bisher nur für den ersten Teil). Studien zur Validität, Reliabilität und Änderungssensitivität sollen folgen.

Kennwerte der Kooperationsskalen aus der Pilotierung
© DwD

Zum Einsatz kommen soll die Skala zunächst in Kooperationsseminaren der Qualitätsoffensive Lehrerbildung an der Universität Münster (zunächst nur im Teilprojekt Basiscurriculum Heterogenität), später auch darüber hinaus in anderen Kooperationsseminaren. Kontrollgruppen sollen über andere Seminarformate einbezogen werden. Schließlich soll auch eine Kontrastierung über Studierende anderer Hochschulen (z.B. Leipzig, Karlsruhe, Zug/Schweiz) vorgenommen werden. Als mögliche Perspektive ergibt sich auch der Einsatz der Skala in der zweiten oder dritten Phase der Lehrer*innenbildung, z.B. über Weiterbildungen.

Literatur
Eder, F., Dämon, K. & Hörl, G. (2011). Das „Autonomie-Paritäts-Muster“: Vorberuflich erlerntes Stereotyp, Bewältigungsstrategie oder Ergebnis der beruflichen Sozialisation? Zeitschrift für Bildungsforschung, 1, 199-217.

Rothland, M. (2009). Kooperation und kollegiale Unterstützung im Lehrerberuf. Lehrerbildung auf dem Prüfstand, 2(2), 282 – 303.

Evaluation in der ersten Förderphase
Zur Darstellung der Einbindung des Themenkomplexes Heterogenität in die Lehrer*innenbildung und die Beschreibung der Curricula wurden bereits in der ersten Förderphase Dokumentenanalysen (Modulhandbücher BA und MA sowie Vorlesungsverzeichnisse) nach den Kriterien der qualitativen Inhaltsanalyse betrieben. Unter Berücksichtigung aller Schulformen wurden das Wintersemester 2015/16 und das Sommersemester 2016 in insgesamt zwölf Unterrichtsfächern untersucht. Die Kategorien wurden in einem gemeinsamen induktiven und deduktiven Verfahren von den Fachdidaktiken und den Bildungswissenschaften entwickelt. Für die Modulhandbücher zeigt sich, dass mit Ausnahme der Bildungswissenschaften heterogenitätsbezogene Aspekte vergleichsweise selten herausgestellt werden. Die Fachdidaktiken setzen dagegen stärkere thematische Fokussierungen. In den Vorlesungsverzeichnissen spiegeln sich aktuelle Forschungsvorhaben der Lehrenden wider, was darauf schließen lässt, dass schulnahe Impulse in die Lehre Eingang finden.

In 28 leitfadengestützten Interviews (aufbauend auf der Curriculumsanalyse) mit den Lehrenden liegt der Schwerpunkt auf dem Verstehen und den Entwicklungsperspektiven in der Lehre. Hier zeigt sich, dass Begriffsverständnisse stark fachlich geprägt sind. Dabei fokussieren die Lehrenden spezielle Heterogenitätsdimensionen, die aus der Fachlogik heraus zentral für die Lehrer*innenbildung erscheinen. Ergebnisse zu den bisherigen Analysen finden sich z.B. bei Rott et al. (im Druck).

Zusätzlich wurde auch ein Beschreibungsinstrument von einzelnen Lehrformaten erprobt. Dieses ist als Fragebogen mit Skalierungsfragen und offenen Fragen angelegt und kann künftig als Dialoggegenstand im Austausch mit anderen Lehrenden (z. B. in Workshopangeboten) sowie als Orientierungshilfe für Studierende bei Lehrangeboten im Themenfeld genutzt werden.

Die Evaluation der Einzelprojekte erfolgte in der ersten Förderphase im Kontext der Promotionsvorhaben innerhalb des Teilprojektes. Hier wurden je nach Ausrichtung durch die Promovierenden vertiefende Schwerpunkte gelegt und verschiedene Instrumente mit qualitativen und auch quantitativen Zugängen (z. B. Fragebögen, Vignetten, Gruppendiskussionen, Interviews, Materialanalyse oder das Vorgehen nach dem Design Based Research-Ansatz) eingesetzt. So wurden beispielsweise in einem Projekt Seminarformate variiert und die Auswirkungen auf Selbstwirksamkeit und Haltungen zur Inklusion anhand von Fragebögen und Interviews erhoben. In einem weiteren Projekt wurden anhand von Online-Fragebögen und Gruppendiskussionen Entwicklungen der Studierenden bezüglich eigener kooperativer Arbeit betrachtet.

Darstellungsformen der Ergebnisse
Auf verschiedenen Ebenen sollen die Ergebnisse – in je unterschiedlichen Formaten – für Rezipient*innen aus Wissenschaft und Praxis zugänglich gemacht werden:

Die entwickelten hochschuldidaktischen Materialien werden für eine Plattform zur Nutzung durch interessierte Lehrende aufgearbeitet. Außerdem werden fachgebundene und fachübergreifende hochschuldidaktische Bausteine in Fachzeitschriften eingereicht. Die Konzepte der innovativen Lehrformate wurden bereits in 2018 gebündelt in einem Sammelband dargestellt (Rott, Zeuch, Fischer, Souvignier & Terhart, 2018).

Die Publikationen der Einzelprojekte (Promotionsvorhaben) erfolgen wie schon in der ersten Förderphase zumeist als Ganzschriften, teilweise aber auch kumulativ. Darüber hinausgehende Projekte aus der Erziehungswissenschaft wurden und werden weiterhin in Herausgeberbänden beschrieben.

Sowohl Materialentwicklung als auch Evaluation werden wie in der ersten Förderphase auf unterschiedlichen Tagungen (interdisziplinär und auch fachgebunden) zur Diskussion gestellt. Angeboten werden Vorträge, Symposien, Poster und auch Workshops. Bezogen auf die Analyse der Curricula sind ebenso weiterführende Veröffentlichungen für unterschiedliche Zielgruppen geplant.