Psychologie

Metakognition in Lernprozessen als Facette von Heterogenität

Wenn die Heterogenität einer Gruppe fokussiert wird, kann dies anhand von unterschiedlichen Dimensionen geschehen. Aus einer lernpsychologischen Perspektive sind individuelle Voraussetzungen wie beispielsweise Vorwissen, Intelligenz, Motivation, kognitive Lernstrategien und Metakognition interessant. Das Konstrukt der Metakognition wurde bereits vielfach in Zusammenhang mit Lernleistung gebracht und als eine der bedeutsamen Einflussfaktoren herausgestellt (z.B. Schneider, 1985; Wang, Haertel & Walberg, 1993). Wird dabei das Konstrukt fokussiert, zeigen sich individuelle Unterschiede (Kelemen, Frost & Weaver, 2000). Im schulischen Kontext konnte der Einfluss von Metakognition auch im Hinblick auf fächerspezifische Leistungen beobachtet werden (z.B. Lingel, Neuenhaus, Artelt & Schneider, 2014; Artelt, Neuenhaus, Lingel & Schneider, 2010; Artelt, Schiefele & Schneider, 2001).
Da metakognitives Wissen und metakognitive Fähigkeiten trainiert werden können (z.B. Schneider & Pressley, 1997), ergibt sich hieraus eine relevante Variable in Bezug auf die Heterogenität einer Gruppe bzw. dem Umgang damit. Dieses Einzelprojekt widmet daher das Seminarkonzept dem Konstrukt der Metakognition unter der besonderen Berücksichtigung von inter- und intraindividuellen Unterschieden in diesem Bereich. Dabei handelt es sich hierbei nicht um eine additive Veranstaltung, sondern um ein Seminarrahmenkonzept, das in der Erprobungsphase mit einem Seminarinhalt der Bildungswissenschaften kombiniert wird und später auch mit unterschiedlichen Inhalten kombiniert werden kann.

In der zweiten Phase des Projekts soll der in der ersten Phase konzipierte Seminarrahmen (Schöll & Dutke, 2018) in Kooperation auf andere Veranstaltungen übertragen werden.

Literatur
Artelt, C., Neuenhaus, N., Lingel, K., & Schneider, W. (2012). Entwicklung und wechselseitige Effekte von metakognitiven und bereichsspezifischen Wissenskomponenten in der Sekundarstufe. Psychologische Rundschau, 63, 18–25.
Artelt, C., Schiefele, U., & Schneider, W. (2001). Predictors of reading literacy. European Journal of Psychology of Education, 16(3), 363–383.
Kelemen, W. L., Frost, P. J., & Weaver, C. A., III. (2000). Individual differences in metacognition: Evidence against a general metacognitive ability. Memory & Cognition, 28, 92–107.
Lingel, K., Neuenhaus, N., Artelt, C., & Schneider, W. (2014). Der Einfluss des metakognitiven Wissens auf die Entwicklung der Mathematikleistung am Beginn der Sekundarstufe I. Journal für Mathematik-Didaktik, 35, 49–77.
Schneider, W. (1985). Developmental trends in the metamemory-memory behavior relationship: An integrative review. In D. L. Forrest-Pressley, G. E. MacKinnon, & T. G. Waller (Eds.), Metacognition, cognition, and human performance (S. 57–109). Orlando, Florida: Academic Press.
Schneider, W., & Pressley, M. (1997). Memory development between 2 and 20. Hillsdale, N.J.: Erlbaum.
Wang, M. C., Haertel, G. D., & Walberg, H. J. (1993). Toward a knowledge base for school learning. Review of Educational Research, 63(3), 249–294.
Schöll, E. & Dutke, S. (2018). Metakognition in Lernprozessen als Facette von Heterogenität. In D. Rott, N. Zeuch, C. Fischer, E. Souvignier & E. Terhart (Hrsg.), Dealing with diversity. Innovative Lehrkonzepte in der Lehrer*innenbildung zum Umgang mit Heterogenität und Inklusion. Münster: Waxmann.

Promotionsvorhaben

In Zusammenhang mit dem Einzelprojekt ergeben sich zwei zentrale Forschungsvorhaben:

  1. Die Konzeption und Evaluation des Seminarkonzepts. Hierbei handelt es sich um ein Rahmenkonzept eines Seminars, bei dem zusätzlich zum normalen Seminarinhalt Metakognition als Dimension von Heterogenität thematisiert wird. Dieses wird neben einer Einführung in das Konstrukt anhand von Lernprozessen der Studierenden im Seminar (Heterogenität der Studierenden) deutlich gemacht und auf schulische Situationen (Heterogenität von Schülerinnen und Schülern) übertragen.
  2. Intra- und interindividuelle Unterschiede von Lernenden im Bereich des metakognitiven Monitoring. In dem Zusammenhang werden die Ausprägungen in den unterschiedlichen Phasen im Lernprozess fokussiert, sowie verschiedene Möglichkeiten der Diagnostik im Hinblick auf ihre Einsatzmöglichkeiten erprobt.