Kommunikation in Feuerwehrnotrufen

Mit telefonischen Feuerwehrnotrufen sollen Informationen zu einem Notfall übermittelt und Hilfe angefordert werden. Solche Notrufgespräche sind dringend und daher in der Regel kurz, knapp und nicht selten bruchstückhaft. Dass Notrufgespräche, so kompakt sie auch sein mögen, dennoch durchtränkt sind von moralischen Aktivitäten und Manövern, veranschaulicht der Bielefelder Soziologe Prof. i.R. Jörg Bergmann am Montag, 20. Januar, im Rahmen eines Gastvortrags am Centrum Sprache und Interaktion (CeSI) des Germanistischen Instituts der Universität Münster. Der Vortrag „‘Können Sie schon irgendwas Näheres- ä::h-‘ – Moralisierung und Mobilisierung in Feuerwehrnotrufen“ beginnt um 16 Uhr in der Aula des Germanistischen Instituts, Schlossplatz 34. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.

Auf Grundlage zweier umfangreicher Datenkorpora und eines Vergleichs zwischen Notrufen, die über das Festnetz erfolgten und Notrufen, die mit dem Mobiltelefon abgesetzt wurden, wird Jörg Bergmann in seinem Vortrag die These vertreten, dass Handybenutzer bei der Übermittlung eines Notrufs aufgrund ihrer Mobilität und Mobilisierbarkeit moralisch besonders adressierbar sind und darüber auch in Konflikte geraten können. So können Mobilfunknutzer zum Beispiel um Mithilfe am Unfallort gebeten werden („Bitte schauen Sie, ob er noch atmet“), zu der sie sich moralisch verpflichtet fühlen, auch wenn sie von der Situation grundsätzlich überfordert sind.

Das Centrum Sprache und Interaktion (CeSI) des Germanistischen Instituts der Universität Münster bündelt verschiedene Einrichtungen und Projekte, die sich mit der qualitativen, empirischen Erforschung von Sprache und Sprachgebrauch in der Interaktion auseinandersetzen. Angesiedelt ist das CeSI am Lehrstuhl von Prof. Dr. Susanne Günthner. 

Centrum Sprache und Interaktion
Prof. i.R. Dr. Jörg Bergmann an der Universität Bielefeld