ESCAPE

Effects of disturbance and seed addition on plant community assembly and ecosystem functions
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    Magerrasen auf lößgeprägtem Kalkboden im Nationalpark Hainich. (Foto: Valentin H. Klaus)

    Projekt

    ESCAPE: Effekte von Störung und Ansaat auf Zusammensetzung und Ökosystemfunktionen von Pflanzengemeinschaften

    In Biodiversitätsexperimenten konnten oft positive Beziehungen zwischen der Pflanzenartenzahl und verschiedenen Ökosystemfunktionen wie etwa Produktivität, Biomassequalität, Nährstoffkreisläufe, Stabilität und Resistenz gegenüber Störungen und Invasionen gezeigt werden. Nichtsdestotrotz gibt es eine wissenschaftliche Debatte darüber, ob sich die Ergebnisse dieser recht kontrollierten Experimente auf reale Ökosysteme übertragen lassen. In unserem Projekt werden die Effekte von Landnutzungsintensität, Diversität vor Störung, Bodensamenbank und Ansaat auf die Resilienz der Ökosystemfunktionen nach einem Störungsereignis untersucht. Im Fokus stehen dabei besonders die Rolle der dauerhaften Samenbank als Teil der nicht sichtbaren Diversität sowie Auswirkungen zusätzlich eingebrachter Samen aus Regio-Saatgut auf die Pflanzengemeinschaften und Ökosystemfunktionen.

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    Grünlandschnitt im Juni im Hainich. (Foto: Valentin H. Klaus)

    Innerhalb des vollfaktoriellen Störungs-Ansaat-Experiments SADE werden wir erforschen, wie das gezielte Einbringen von Pflanzenarten die Regeneration der Vegetation und ihrer essentiellen Ökosystemfunktionen nach einer starken Störung  beeinflusst. Dies geschieht entlang eines realen Diversitäts- und Landnutzungsgradienten. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auch auf der Resilienz der Pflanzengemeinschaft und wichtiger Produktivitäts-bezogener Ökosystemfunktionen. In einem komplementären Mesokosmen-Experiment werden wir testen, ob und wie die Pflanzendiversität Effekte experimenteller Düngung und Trockenheit auf beispielsweise Nährstoffkreisläufe modifiziert. Wir werden dabei folgende Hypothesen testen:

    • Die persistente Diasporenbank besitzt eine große Bedeutung für die Regeneration der Vegetation nach einer Störung.
    • In gestörten Flächen werden untergeordnete und transiente Arten, welche aus der Diasporenbank auflaufen, besonders zu Beginn der Wiederbegrünung eine wichtige Rolle für die Aufrechterhaltung zahlreicher Ökosystemfunktionen einnehmen.
    • In artenreichen Beständen werden sich die Diversität der Pflanzen sowie viele Ökosystemfunktionen ohne Ansaat schneller wieder einstellen, als in Beständen mit geringer Diversität, da bei diesen die Regeneration stark durch Diasporenmangel eingeschränkt ist.
    • Eine Artenanreicherung durch Ansaat aus Regio-Saatgut wird unterschiedliche Ökosystemfunktionen wie den Ertrag, die Futterqualität, die Austrocknungsresistenz und die Nährstoffaufnahme positiv beeinflussen.
    • Eine hohe  Pflanzendiversität wird den Nährstoffrückhalt positiv beeinflussen und Verluste der Nährstoffe ins Grundwasser oder in tiefere Bodenschichten reduzieren.

    Laufzeit und Förderung

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    Exploratorien

    Hintergund: Die Biodiversitäts-Exploratorien

    Die Exploratorien für Funktionelle Biodiversitätsforschung, oder kurz Biodiversitäts-Exploratorien, sind ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziertes Verbundprojekt, an dem mehr als 30 verschiedene Forschungseinrichtungen beteiligt sind. 



    In einem langfristig angelegten Projekt wird Biodiversitäts- und Ökosystemforschung großräumig in den drei Untersuchungsgebieten in Deutschland vereint: im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg, dem Nationalpark Hainich und Umgebung in Thüringen und im Biosphärengebiet Schwäbische Alb in Baden-Württemberg durchgeführt.

    Dieses multidimensional orientierte Projekt, welches sich auf ein breiten Netzwerk von Grasland- und Waldflächen mit einer weitreichenden Bandbreite von Landnutzungsformen und -intensitäten konzentriert, zielt darauf ab, den Einfluss von Landnutzung auf verschiedene Komponenten der Biodiversität zu ergründen. Um selbiges zu bewerkstelligen, wird zur Datenerhebung eine Kombination aus Beobachtungen, Experimenten und Modellierungen verwendet, um die Interaktionen und Zusammenhänge zwischen Landnutzung, Biodiversität und Ökosystemfunktionen, sowie deren Stabilität zu untersuchen.

  • Methoden

    Methoden

    Unser Projekt wird die Diasporenbank auf allen 75 Plots des SADE Experimentes in allen drei Untersuchungsgebieten erforschen um die Relevanz der Pflanzendiversität für die Wiederherstellung der Vegetationsgemeinschaft nach dem Störungsereignis zu untersuchen. Als Hauptkennwerte für das Aufrechterhalten der Ökosystemfunktionen dienen uns Produktivität, Nährstoffspeicherung im Aufwuchs sowie die Abundanzen stabiler Isotope von Stickstoff (N) und Kohlenstoff (C) als integrative Maße für N-Kreislauf und Trockenstress. Zudem werden auf allen Plots Mineralisationsraten von N und Phosphor (P) im Boden mit Hilfe von Austauscherharzen (sog. resin bags) gemessen, um Nährstoffverfügbarkeit und -überschuss im Bezug zum Diversitäts- und Landnutzungsintensitätsgradienten zu erfassen.

    Interaktionen zwischen Pflanzendiversität, Trockenstress und Düngung auf Nährstoffkreisläufe werden in einem separaten ex-situ Mesokosmen-Experiment untersucht, mit dem Ziel steuernde Faktoren zu isolieren und Schlüsselmechanismen zu identifizieren.

    Methods
    Grünland-Mesokosmen-Experiment mit unterschiedlichen Behandlungsweisen von Trockenheit und Düngung. (Grafik: Till Kleinebecker & Valentin H. Klaus)