Lehrveranstaltungen (WS 2014/2015)

Vorlesung: Vorlesung: Hades christianus – Die antik- mythologische Unterwelt im literarischen und philosophischen Diskurs des Mittelalters

Englischer Titel: Lecture: Hades christianus – The Underworld of Ancient Mythology in Literary and Philosophical Discourse of the Middle Ages

Dozent: Dr. Petra Korte

V-Nr.: 084054

Prüfungsleistung: Vorlesungsgespräch

Inhalt und Ziel: Mit dem Siegeszug des Christentums in der Spätantike wurde nicht etwa schlicht die pagan-mythologische Vorstellung eines unterirdischen Totenreichs durch die christliche Höllenimagination ersetzt. Vielmehr kamen mit dem antiken Bildungserbe sowohl die antike Mythologie (als integraler Bestandteil vor allem der Dichtung) als auch Strategien für einen gewinnbringenden Umgang mit ihr auf die christlichen Rezipienten, die das Verständnis und die eigene Nutzung des Mythos das ganze Mittelalter hindurch und bis in die Neuzeit prägten.
Das Infernum behauptete in diesem Prozess zu allen Zeiten eine herausgehobene Stellung, zum einen aufgrund seiner verbreiteten Präsenz und Relevanz in der römischen Epik, die auch im mittelalterlichen Schulbetrieb gelesen wurde, zum anderen aufgrund des Umstands, dass schon in der Spätantike ein eschatologisch-philosophischer und literarkritischer Diskurs an den mythologischen Unterweltkomplex geknüpft wurde. Diesen Diskurs nahmen mittelalterliche Dichter und Denker auf und entwickelten ihn – unter mehr oder weniger christlichen Vorzeichen – fort. Seinen Höhepunkt fand er schließlich in Dantes visionär-allegorischem, mythologisch durchsetzten Inferno der Commedia, bevor die humanistische Literarkritik ihn in neue Bahnen lenkte.
Die Vorlesung wird den Unterweltdiskurs in der lateinischen Literatur des Mittelalters diachron beleuchten. Thematisch richtet sie sich auch an Studierende der Nachbardisziplinen Klassische Philologie, Romanistik, Philosophie und Theologie; lateinische Texte werden in Übersetzung gegeben.


Literatur: Jane Chance, Medieval Mythography, 2 Bde. (Bd. 1: From Roman North Africa to the School of Chartres, A. D. 433-1177; Bd. 2: From the School of Chartres to the Court of Avignon, A. D. 1177-1350), Gainesville [u. a.] 1994-2000; Petra Korte, Die antike Unterwelt im christlichen Mittelalter. Kommentierung – Dichtung – philosophischer Diskurs, Frankfurt/Main [u. a.] 2012


Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: 4 Samstage (10.1., 17.1., 24.1., 31.1.2015) jeweils 9:30-15.30 Uhr!
Beginn: 09.04.2014
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Forschungskolloquium: Diskussion über neue mittel- und neulateinische Forschungsprojekte

Englischer Titel: Colloquium: Discussion about New Medieval Latin and
Neo-Latin Research Projects

Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel
Prof. Dr. Christel Meier-Staubach

V-Nr.: 084016

Die Termine und Themen werden per Rundmail bekannt gegeben. Bei
Interesse melden Sie sich bitte unter mlat@uni-muenster.de.


Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304

Zeit: Mi 12-14, 14-täglich

Beginn: n. V.

Sprechstunde: vor und nach den Veranstaltungen


Blockseminar: Paläographie



Short Intensive Seminar: Paleography

Dozenten: Prof. Dr. Karl Enenkel

V-Nr.: 084073


Prüfungsleistung: Klausur

Inhalt und Ziel: Die Paläographie gehört zum unentbehrlichen Grundlagenwissen für u.a. Historiker, Philologen, Philosophen und Theologen. Sie verschafft Zugang zu dem umfangreichen Text-, Quellen- und Archivmaterial, das noch nicht durch moderne Texteditionen erschlossen wurde. Ziel der Lehrveranstaltung ist, die Teilnehmer durch eine intensive Beschäftigung mit ausgewählten Textbeispielen mit den Eigenheiten der verschiedenen „gotischen“ Schriftarten, mit dem System und den aktuellen Formen der Abkürzungen, mit charakteristischen Überlieferungsproblemen sowie mit sonstigen grundlegenden Begriffen der paläographischen Wissenschaft vertraut zu machen. Die Veranstaltung findet in Form eines Blockseminars statt. Kopien der ausgewählten Textvorlagen werden in der Veranstaltung gestellt.

Literatur: B. Bischoff, Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters, Berlin 1986 (Grundlagen der Germanistik, 24), 2 Aufl.; A. Derolez, The Paleography of Gothic Manuscript Books, from the Twelfth to the early Sixteenth Century, Cambridge, 2003 (Cambridge Studies in Paleography and Codicology, 9); Ernst Crous/ Joachim Kirchner, Die gotischen Schriftarten, Braunschweig 1970.


Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Mo-Fr, 09.02.-13.02.2015, 14.30-18

Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Überleitungsseminar: Einführung in das Mittelalter

Englischer Titel: Introductory Seminar: Medieval History and Literature

Dozent: Dr. Petra Korte

V-Nr.: 084035


Inhalt und Ziel:
Das Überleitungsseminar ‘Einführung in das Mittelalter’ richtet sich an jene Studienanfänger der beiden neuen Masterstudiengänge ‘Lateinische Philologie’ sowie ‘Interdisziplinäre Mittelalterstudien’, die ihren ersten Studienabschluß in der Klassischen Philologie oder einem verwandten Fach mit überwiegend sprach- oder literaturwissenschaftlichen Anteilen erworben haben. Für sie wird in der ersten Semesterwoche ein Kompaktkurs über die besonderen Merkmale der mittel- und neulateinischen Literatur und über einige Grundprobleme und Hauptthemen der Mittelalterlichen Geschichte angeboten.


Literatur: Die wichtigsten Hilfsmittel zum Studium und einführende Literatur werden in der Veranstaltung vorgestellt.

Ort: Bogenstr. 15/16, R. B 304

Zeit: Blockveranstaltung:
24.10.2014 von 14.15-19.45;
25.10.2014 von 9.15-17.45
23.01.2015 von 14.15-19.45
24.01.2015 von 9.15-17.45

Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Überleitungsseminar: Lateinische Sprache

Englischer Titel: Introductory Seminar: Latin Language

Dozent: Christian Peters, M.Ed.

V-Nr.: 083960


Inhalt und Ziel:
Das Überleitungsseminar ‘Lateinische Sprache’ richtet sich an jene Studienanfänger der beiden neuen Masterstudiengänge ‘Lateinische Philologie (Schwerpunkt: Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit)’ sowie ‘Interdisziplinäre Mittelalterstudien’, die ihren ersten Studienabschluß nicht in Latein bzw. Klassischer Philologie oder einem verwandten Fach mit überwiegend sprach- oder literaturwissenschaftlichen Anteilen erworben haben. Für sie wird in der ersten Semesterwoche ein Kompaktkurs zur Vertiefung ihrer Lateinkenntnisse und zur Einführung in die besonderen Merkmale der mittel- und neulateinischen Literatur angeboten.

Literatur: Die wichtigsten Hilfsmittel zum Studium und einführende Literatur werden in der Veranstaltung vorgestellt.


Ort: Bogenstr. 15/16, R. B 304

Zeit: Blockveranstaltung:
24.10.2014 von 14.15-19.45;
25.10.2014 von 9.15-17.45
23.01.2015 von 14.15-19.45
24.01.2015 von 9.15-17.45

Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Lektüreübung: Die mittel- und neulateinische Biographie


Englischer Titel: Medieval Latin and Neo-Latin Biography


Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel

V-Nr.: 084088

Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur (lat.-dt.)

Inhalt und Ziel: Die Biographie ist eine jener Textgattungen, die sich aus dem lateinischen Schrifttum des Mittelalters und der Neuzeit nicht wegdenken lassen. Im Mittelalter konzentrierten sich die Personengruppen, die von der Biographik erfasst wurden, auf (weltliche und kirchliche) Herrscher und Heilige. Herausragende Beispiele sind Eginhards Vita Karoli und die Hagiographien der Legenda Aurea. In der Frühen Neuzeit nimmt das Interesse an der lateinischen Biographie weiter zu. U.a. kommen jetzt längere Einzelbiographien sowie umfangreiche Reihenbiographien – seit Petrarcas De viris illustribus – vor; außerdem erweitert sich der Kreis jener Personen, denen eine Biographie gewidmet wird, beträchtlich: auf verschiedene weltliche Intellektuelle, Universitätsprofessoren, weltliche Frauen, bildende Künstler, Musiker, Architekten usw. Vielfach wird das gesteigerte frühneuzeitliche Interesse an der Biographie mit der These vom Aufstieg des Individuums verbunden.

In der Übung werden ausgewählte Texte - u.a. aus Eginhard, Vita Karoli Magni; Legenda Aurea; Abelard, Historia calamitatum; Petrarca, De viris illustribus; Boccaccio, De claris mulieribus; Platina, Papstviten - gelesen. Die betreffenden Texte werden zur Verfügung gestellt, liegen 3 Wochen vor Anfang der Lehrveranstaltung im Institut zur Abhalung bereit und sollen von den Teilnehmern präpariert werden

Literatur: W. Williams-Krapp, Die deutschen und niederländischen Legendare des Mittelalters. Studien zu ihrer Überlieferungs-, Text- und Wirkungsgeschichte, Tübingen 1986; A. Knowles Frazier, Possible Lives. Authors and Saints in Renaissance Italy, New York 2005; W. Berschin, Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittelalter, 5 Bände, Stuttgart 1986–2004; K. Enenkel – C. Zittel (Hrsg.), Die Vita als Vermittlerin von Wissenschaft und Werk. Form- und funktionsanalytische Untersuchungen zu frühneuzeitlichen Biographien von Gelehrten, Wissenschaftlern und Künstlern, Münster 2013; J.M. Weiss, Humanist Biography in Renaissance Italy and Reformation Germany, Aldershot – Burlington 2010; I. Backus, Life-Writing in Reformation Europe. “Lives” of Reformers by Friends, Disciples, and Foes, Aldershot – Burlington 2008; K. Enenkel - B. de Jong-Crane und P. Liebregts (Hrsg.), Modelling the Individual: Biography and Portrait in the Renaissance. With a Critical Edition of Petrarch's "Letter to Posterity", Amsterdam 1998; Th.F. Mayer – D.R. Woolf (Hrsg.), The Rhetorics of Life-Writing in Early Modern Europe, Ann Arbor 1995.

Ort: Bogenstr. 15/16, R. BO 304
Zeit: Mo-Fr, 09.02.-13.02.2015, 9-12 (Blocktermin!)

Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Lektüreübung: Korrespondenz des Erasmus

Englischer Titel: Reading Class: Correspondence of Erasmus

Dozent: Dr. Dr. Oleg Nikitinski

V-Nr.: 084069

Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur (lat.-dt.) oder Referat

Inhalt und Ziel: Erasmus als die zentrale Figur des europäischen Humanismus stand im Mittelpunkt verschiedener Geistesströmungen. In der Zeit, in der es noch keine Zeitungen gab, war briefliche Korrespondenz, deren Hauptmerkmal ein eigentümliches Verhältnis zwischen Privatheit und Öffentlichkeit ist, ein wichtiges Mittel des Informationsaustausches. Schon zu Erasmus‘ Lebzeiten hat sein Freund und Mitarbeiter Beatus Rhenanus eine Auswahl seiner Briefe publiziert, welche Erasmus auch autorisierte. Erasmus gibt an, dass die Ursache dieses Editionsprojektes in der Tatsache gelegen sei, dass bereits illegale, nicht autorisierte Drucke seiner Briefe aufgetaucht waren. Der Themenkreis von Erasmus‘ Korrespondenz ist breit: Behandelt werden antike und moderne Autoren, theologische Streitigkeiten, zeitgenössische Ereignisse, private Angelegenheiten, amüsante Geschichten usw. In der Veranstaltung werden Texte von Erasmus sowie von Martin Luther, Thomas Morus, Martin Dorpius, Agrippa von Nettesheim u. a. gelesen. Alle Texte werden zur Verfügung gestellt.

Literatur: Johan Huizinga, Erasmus. Eine Biographie. Basel 1926; Sabine Vogel, Kulturtransfer in der frühen Neuzeit. Tübingen 1999; Franz Josef Worstbrock (Hrsg.), Der Brief im Zeitalter der Renaissance. Weinheim 1983; Percy Stattford Allen, Opus epistolarum Desiderii Erasmi Roterodami. 12 Bde. Oxford 1909 – 1946, neu aufgelegte Ausgabe 1996. Peter G. Bietenholz, Contemporaries of Erasmus: a biographical register of the renaissance and reformation. 3 Bde o.a.O. 1985 – 1987.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Do 16-18 c.t.
Beginn: 09.10.2014
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Seminar/Übung: Renaissancepädagogik – Theorie und Unterrichtspraxis in der Frühen Neuzeit

Seminar/Reading Class: Seminar/Practical Class: Renaissance Pedagogics - Theory and Practice of Teaching in the Early Modern Period

Dozent: Christian Peters

V-Nr.: 084040

Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur (lat.-dt.) oder Referat

Inhalt und Ziel: Die Zeit um 1500 erlebte den Transfer nicht nur der in Italien erwachsenen humanistischen Antikenbegeisterung nach Mittel- und Nordeuropa, sondern auch von deren Bildungsprogramm in Theorie und Praxis. Zugleich ist die Geschichte der Bildung in Renaissance und Frühbarock nicht ohne die politische Geschichte der Zeit, ohne ihre Rolle im Spannungsfeld von Reformation und Gegenreformation zu denken. Der Schulunterricht wurde für beide Seiten, die protestantischen Reformatoren und auf katholischer Seite vor allem die Jesuiten, ein zentrales Instrument zur Vermittlung von Glaubensinhalten und Gesinnungen. Die pädagogische Ansprache möglichst großer Teile der Bevölkerung, mit dem Ziel, die nachfolgende Generation, je nach Sichtweise für die neue Lehre zu gewinnen oder vor der Häresie zu bewahren, war von elementarem politischen Interesse und führte zu einer bis dato in Mitteleuropa nicht gekannten Reichweite und Durchdringung schulischer Bildung. Dass beide Seiten dafür die antikenorientierte, humanistische Bildung zu mobilisieren vermochten, trug wesentlich zur Persistenz des Lateinischen als maßgeblicher Bildungssprache im frühneuzeitlichen Europa bei.
In der Lehrveranstaltung sollen bildungstheoretische Überlegungen der ersten Vermittler humanistischer Pädagogik in Mitteleuropa, etwa Erasmus von Rotterdam, ebenso erarbeitet werden, wie der Blick auch ganz konkreten Zeugnissen der Unterrichtspraxis – Schulordungen, Lehrbüchern und didaktischen Handreichungen für den Schulalltag – oder deren Erzeugnissen, z.B. von jesuitischen Lehrern mit ihren Klassen zusammen abgefassten Schultheaterstücken, gelten soll. Die Texte sollen dabei nicht nur vor ihrem politischen und ideengeschichtlichen Hintergrund gelesen werden, sondern auch auf den Stellenwert hin, die die pädagogischen und institutionellen Entwicklungen der Epoche für unser heutiges Verständnis von Schule und Unterricht haben.
Die Veranstaltung ist eine Fortsetzung des Seminars ‚"Humanistische Bildung?" - Texte zur Pädagogik aus Humanismus und Renaissance‘ aus dem WS 2013/14, eine frühere Teilnahme an diesem wird aber nicht vorausgesetzt.
Studierende im Master of Education können die Veranstaltung als Element des Moduls TEB besuchen. Prüfungsleistung gemäß Studienordnung nach Vereinbarung.

Literatur: BARNER, Wilfried: Barockrhetorik. Untersuchungen zu ihren geschichtlichen Grundlagen, Tübingen 1970; GRAFTON, Anthony / JARDINE, Lisa: From Humanism to the Humanities. Education and the Liberal Arts in Fifteenth- and Sixteenth-Century Europe, London 1986; MUSOLFF, Hans-Ullrich / HELLEKAMPS, Stephanie: Geschichte des pädagogischen Denkens, München 2006.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Di 12-14 c.t.
Beginn: 07.10.2014
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen