© Florian Pap

Michael Geuenich, M.A.

Wissenschaftlicher Mitarbeiter


Forschungsprojekte

Familie & Film. Familienbilder und Alltagspraxen des privaten Familienfilms in der BRD der 1950er bis 1980er Jahre (Dissertationsprojekt, seit 2014)

Ähnlich wie „Diaabend“ setzt auch der Begriff „Familienfilm“ den inneren Projektor in Gang: Die fast schon klischeehaften Motive ziehen ebenso am geistigen Auge vorbei wie der filmende Vater, der freundlich-bestimmt einfordert, „mal was zu machen“, und der gemeinsame Genuss der rotstichigen Bilder des Super 8-Projektors auf weißen Tapeten. Mein Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit der bisher kaum erforschten Alltagsgeschichte des privaten Familienfilms in der Bundesrepublik. Der zu untersuchende Zeitraum beschränkt sich dabei auf die 1950er bis 1980er Jahre. Dies entspricht zum einen dem „golden age of marriage“ (nach Rosemarie Nave-Herz), in dem die Kleinfamilie mit männlichem Alleinverdiener im Wohlfahrtsstaat zum verbreiteten und idealisierten Familienmodell wurde. Zum anderen wurde in diesen Jahrzehnten das Filmen auf Schmalfilm von einer technischen Liebhaberei für wenige zu einer Freizeitbeschäftigung für viele.
Zwei Fragen sollen im Zentrum meiner Forschungen stehen: Welche Familienbilder sind den Filmen, ganz gleich, ob von den Filmenden intendiert oder unbeabsichtigt, eingeschrieben? Und: Wie sah die Alltagspraxis des Filmens aus? Mit diesen leitenden Fragen werden nicht nur Aspekte der praktischen Gebrauchsweisen (Wie erlernte man das Filmen, wie gelangte man an das Material, wer filmte hauptsächlich?) berührt, sondern auch Fragen nach Ästhetik und Sujets dieser Filme: Warum tauchen so stereotype Motive auf, was sind ihre Kennzeichen und gibt es Vorbilder, an die angeknüpft wird? Forschungsleitend ist dabei die Annahme, dass Familienfilme als symbolische Kommunikation und Bestandteil einer familialen visuellen Erinnerungskultur begriffen werden können, in denen Familien ihr Selbstverständnis und gesellschaftliche Idealvorstellungen miteinander übereinbringen.

Vorträge

29. November 2018
Father’s baby, mother’s maybe? Schmalfilmen als familiale Medienpraktik,1950-1980. 
Konferenz des SFB 1187 "Medien der Kooperation", Teilprojekt B05: "Frühe Kindheit & Smartphone. Die alltägliche Transformation familialer Ordnung". Universität Siegen.

5. Mai 2018
„…gibt es auch mal ein Küsschen auf das Lenkrad.“ Technikanthropomorphisierung als Legitimationsstrategie in Alltagserzählungen.
Jahrestagung der Gesellschaft für Technikgeschichte: "Technikemotionen". Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.

14. Februar 2018
Alltag auf 8 Millimetern? Private Familienfilme als serielle Quelle und Mediendispositiv.
31. Film- und Fernsehwissenschaftliches Kolloquium. Ruhr-Universität Bochum.

7. Oktober 2017
Kodak meets Ford. Visuelle Diskurse in privaten Amateur-Schmalfilmen der BRD im Lichte des Fordismus [Posterpräsentation].
12. Doktorand*innentagung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde. Eberhard Karls Universität Tübingen.

14. Juli 2016
(mit Sebastian Thalheim)
Blickwechsel. Privates Schmalfilmen und visuelle Familiendiskurse in BRD und DDR.
Forschungskolloquium: „Familie und Verwandtschaft. Historische und aktuelle Zugänge“. Westfälische-Wilhelms Universität Münster,

29.-31. Oktober 2015
(mit Sebastian Thalheim)
Bilder für den Speicher. Über Verwendungspraxen des privat-familialen Schmalfilms.
Internationale Tagung „Von Super 8 über Video zum Handyfilm. Aneignung, Agency und gesellschaftliche Ästhetisierung – Alltagskultur(en) und Bewegtbildpraktiken“. Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

10.-12. September 2015
(mit Sebastian Thalheim)
Stored Memories. Practices of watching and sharing small-gauge home movies.
Internationale Tagung "Changing Platforms of Memory Practices. Technologies, User Generations and Amateur Media Dispositifs". Rijksuniversiteit Groningen.

13./14. März 2015
Filmt Westfalen westfälisch? Fragen an private Amateurfilme aus dem Filmarchiv des LWL-Medienzentrums.
Doktoranden-Workshop der Historischen Kommission für Westfalen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL). Münster.

19. September 2014
Familie und Film. Familienbilder und Alltagspraxen des privaten Familienfilms in der Bundesrepublik.
Workshop der Kommission Film innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde: "Inventur und Perspektive. Über die Zukunft audiovisueller/filmischer Praxen in der Kulturanthropologie und deren Vernetzung". Georg-August-Universität Göttingen.

22. Mai 2014
„A Very Happy Place, Full of Smiling People“: Home Movies as the Narrative Negotiation of Familial Self-Images.
International Workshop „Family narratives/National(istic) narratives”. Universität Zürich.

27. September 2013
(mit Marie Heidenreich)
"Ausflug Familie 1971" und "Thomas 3 Wochen" - Familienfilme als kulturanthropologische Quelle.
39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde: "Materialisierung von Kultur. Diskurse, Dinge, Praktiken". Sektion VII, Studentische Sektion. Nürnberg.

Publikationen

(mit Sebastian Thalheim)
Bilder für den Speicher. Home Movies als familiale Praktiken. In: Holfelder, Ute/Schönberger, Klaus (Hg.): Bewegtbilder und Alltagskultur(en). Von Super 8 über Video zum Handyfilm. Praktiken von Amateuren im Prozess der gesellschaftlichen Ästhetisierung. Köln 2017, S. 118-127.

Home Movies als "volkskundliche Filme". Zur Erforschung privater Amateurfilme als kulturelle Dokumente und Produkte einer Alltagspraxis. In: kulturen 2/2016 (Film und audio-visuelle Anthropologie), S. 71-80.

Automobile Rechtfertigungen. Vergleich und Anthropomorphisierung als rhetorische Legitimationsstrategien in Alltagserzählungen. In: Fabula. Zeitschrift für Erzählforschung 56, 3/4 (2015), S. 263-288

(mit Marie Heidenreich)
»Ausflug Familie 1971« und »Thomas 3 Wochen« – Familienfilme als kulturanthropologische Quelle. In: Braun, Karl/Treiber, Angela/Dieterich, Claus-Marco (Hg.): Materialisierung von Kultur. Diskurse, Dinge, Praktiken. 39. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Nürnberg vom 26. bis 28. September 2013. Würzburg 2015, S. 316-323

(mit Marie Heidenreich)
Trautes Heim auf Zelluloid? Heile Welt, familiale Sinnkonstitution und Macht in privaten Familienfilmen. In: kuckuck. Notizen zur Alltagskultur 1/2014, S. 40-43.

(mit Diana Burgmann, Marie Heidenreich, Urs Ruben Kersten, Nora Langensiepen)
Familienfilme - Filmfamilien. Private Bilder des Sozialen in kulturanthropologischer Perspektive. In: Rheinisch-westfälische Zeitschrift für Volkskunde 58 (2013), S. 209-234.

(mit Cora Schmidt-Ott)
Tagungsbericht „Refocusing the Modern American Family“. Tagung der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Familienwerte im gesellschaftlichen Wandel: Die US-amerikanische Familie im 20. Jahrhundert“ des Historischen Seminars der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. 27. bis 29. Juni 2013, Münster. Link


Vita

2007 bis 2010:
Studium der Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft; Schwerpunkt Kulturanthropologie/Volkskunde. Universität Bonn. Abschluss: B.A.

2011 bis 2013:
Studium der Kulturanthropologie/Volkskunde. Universität Münster. Abschluss: M.A.

11/2013 bis 05/2015:
Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

seit 06/2015:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Redaktionsassistenz „Zeitschrift für Kulturwissenschaften“.
Dissertationsforschung zum Thema „Familie & Film. Familienbilder und Alltagspraxen des privaten Familienfilms in der BRD der 1950er bis 1980er Jahre“.

Mitglied der "Kommission für den Volkskundlichen Film" der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde.