Dekolonisierung von Bibelübersetzungen und Bibelgesellschaften

Prof. Holger Strutwolf ( 2.v.l.) mit seinen Kolleg*innen in Ghana
Prof. Holger Strutwolf ( 2.v.l.) mit seinen Kolleg*innen in Ghana
© Privat

Das DFG-geförderte Projekt GloBil veranstaltete Anfang Juli einen Workshop in Kooperation mit dem Department of Religious Studies der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi, Ghana. Im Sinne des GloBil-Projektes, das sich um die Dekolonisierung des historischen Erbes von Bibelübersetzungen und Bibelgesellschaften bemüht, bot der Workshop deutschen und ghanaischen Wissenschaftlern die Möglichkeit, Aspekte der Bibelgeschichte, Rezeption und Verbreitung muttersprachlicher Bibeln im (post-)kolonialen Ghana zu diskutieren und auszutauschen. Prof. Holger Strutwolf, Direktor des INTF, berichtete von der Entstehungsgeschichte der Bibel aus griechischen Texten.

Was macht einen Brief zu einem Brief?

© Janosch Prögler

Briefe sind neben Urkunden und Akten häufig die einzigen schriftlichen Zeugnisse vergangener Zeiten. Die Forschungsstelle Brief, angesiedelt an der Evangelisch-Theologischen Fakultät, bietet den unterschiedlichsten Disziplinen eine Plattform, um die verschiedenen Aspekte der Überlieferung, des Editierens, Kommentierens, Exegesierens und Interpretierens von Briefen zu beleuchten. Im gerade erschienenen ersten Band der Reihe "Epistula" ist auch ein Beitrag von Prof. Holger Strutwolf, Direktor des INTF, zu finden. Er beleuchtet "Die gnostischen Lehrschreiben an Flora und Rheginos", zwei Briefe aus der zweiten und dritten Generation des Valentianismus, einer christlich geprägten Bewegung der Erkenntnislehre. Da nur wenige Lehrbriefe des Valentianusmus bekannt sind, sind jene an Flora und Rheginus umso bedeutender.

Erschienen ist das Buch, das den Bogen vom antiken Ägypten bis zu Kafkas Briefen an seinen Vater schlägt, im De-Gruyter-Verlag.

Kritische Analyse Heiliger Texte

© INTF

Das 65. Jubiläum des Instituts für Neutestamentliche Textforschung (INTF), das 60. der Hermann Kunst-Stiftung und das 45. des Bibelmuseums wird mit einer großen Sonderausstellung vom 21. Mai bis 29. September gefeiert. Gut 100 Ausstellungsstücke beleuchten die Geschichte der drei Institutionen und der neutestamentlichen Textforschung. Ein besonders wertvolles Exponat, das aus konservatorischen Gründen nur drei Monate zu sehen sein wird, sind die handschriftlichen Jeremia-Anmerkungen von Martin Luther aus dem Jahr 1530. Schon Luther gab sich nicht mit einer einmal erarbeiteten Übersetzung zufrieden, sondern revidierte mehrmals seine Bibelübersetzungen. Bis heute wird der Text der Bibel den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und der jeweils modernen Sprache angepasst.

Das Institut für Neutestamentliche Textforschung (INTF)

Das Institut für Neutestamentliche Textforschung (INTF) dokumentiert und erforscht die Geschichte der Überlieferung des Neuen Testaments in seiner griechischen Ursprache. Hauptziel ist es, erstmals in Kenntnis des gesamten heute verfügbaren Materials ein Bild von der Textgeschichte zu gewinnen und auf dieser Basis den Ausgangstext der neutestamentlichen Überlieferung zu rekonstruieren. Das Ergebnis dieser Arbeit wird in der "Editio Critica Maior" publiziert, die wiederum als Grundlage für verschiedene wissenschaftliche Handausgaben dient. Dazu zählen der "Nestle-Aland" und das "Greek New Testament".

Wichtigstes Hilfsmittel ist die am Institut entwickelte "Coherence-Based Genealogical Method" (CBGM), ein EDV-gestütztes Verfahren zur Ermittlung des besten griechischen Textes im Neuen Testament. Zahlreiche Datenbanken, beispielsweise eine vollständige Erfassung aller bekannten griechischen Originale im New Testament Virtual Manuscript Room (NTVMR), ermöglichen Wissenschaftlern in aller Welt den freien Zugang zur Materialbasis, um eigene Forschungsfragen zu klären.

Die Arbeit des INTF ist indes nicht nur für die Scientic Community von Bedeutung. Das dem Institut angeschlossene Bibelmuseum erzählt die Geschichte der Bibel – von ihren handschriftlichen Anfängen bis heute. Die Breite und Tiefe der Ausstellung ist dadurch einzigartig auf der Welt. Im Laufe des Jahres gibt es wechselnde Ausstellungen, die von einem jungen Team erarbeitet und vorgestellt werden.

Unterstützt wird das INTF unter anderem von der Hermann Kunst-Stiftung und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste, die die Arbeitsstelle "Novum Testamentum Graecum - Editio Critica Maior" finanziert.