Wissensgeschichte
Unter „Wissensgeschichte“ wird heute nicht mehr die früher übliche Bildungsgeschichte verstanden. Wissensgeschichte ist zugleich ein Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte, geht aber über disziplinäre Engführungen hinaus, ist also auch, aber keineswegs vorrangig die Geschichte der Geschichtswissenschaft, des Geschichtsdenkens oder der Historiographie. Wissensgeschichte fragt nach den Personen, Inhalten, Vermittlungsverfahren, Institutionen, Anwendungsformen, gesellschaftlichen Kontexten, Bedingungen und Folgen gelehrten Wissens. Sie ist gleichermaßen eine Sozialgeschichte der Gelehrten und eine Ideengeschichte des gelehrten Wissens und umfasst dabei ebenso Schul- und Universitätsgeschichte wie auch das weite Feld der gelehrten (lateinischen und auch volkssprachlichen) Wissensrepertoires sowie die vielfältigen Perspektiven einer gesellschaftlich wirksamen Anwendung von Wissen. Wissen kann dabei über Inhalte orientiertes Bildungswissen oder über Nutzanwendung definiertes Handlungswissen sein. Die damit beschriebene Forschungsrichtung ist in den letzten Jahren erst entwickelt worden und sie führt heute zur Frage nach der Wissensgeschichte von Gesellschaften.
In unseren Projekte fragen wir nach der Wissensgeschichte der Gesellschaften des Mittelalters, insbesondere dem Verhältnis von Lehrern und Schülern in früh- und hochmittelalterlichen Schulen, der Verwendung von konkurrierenden Wissensrepertoires bei gelehrten Kontroversen oder nach einer methodischen Neubestimmungen der Begriffe von Monastik und Scholastik, nach der Bedeutung gelehrten Rates für die Königsherrschaft sowie nach der Entstehung eines gelehrten Konzepts von Entscheidungsfreiheit und seiner Anwendung im politischen Handeln.
Es existiert eine umfangreiche Kooperation mit der Gesellschaft für Universitäts und Wissenschaftsgeschichte. Mehr dazu finden sie hier.