Diskursorganisation in germanischen und romanischen Sprachen (Dimroth)
Projektbeschreibung
Die Kohärenz von monologischen und dialogischen Diskursen hängt davon ab, wie bestimmte Informationseinheiten über Satz- bzw. Äußerungsgrenzen hinweg miteinander in Beziehung gesetzt werden. Datengrundlage des Projekts sind mündliche Sprachproduktionsdaten in den Sprachen Italienisch, Französisch, Englisch, Niederländisch und Deutsch, die mithilfe verschiedener Stimuli elizitiert wurden. Eine internationale Projektgruppe mit Expertinnen für die verschiedenen Sprachen widmet sich Aspekten der Diskursorganisation in verschiedenen Diskurstypen wurden (z.B. Filmnacherzählungen, Bildbeschreibungen, etc.). Derzeit stehen kontrastive Relationen in Dialogen im Vordergrund. Ziel ist es, a) den Ausdruck von Kontrast zwischen bestimmten Informationseinheiten mit qualitativen und quantitativen Methoden deskriptiv adäquat zu erfassen und b) zu untersuchen, ob und wie sich die sprach(typ)spezifischen Präferenzen der SprecherInnen mithilfe typologischer Unterschiede in den jeweiligen Sprachsystemen erklären lassen. Der Fokus liegt derzeit auf den Bereichen Satzbau und Intonation.
Wir verfolgen die Hypothese, dass das multifunktionale Vorfeld sowie die vergleichsweise freie Akzentplatzierung in den germanischen Sprachen Deutsch und Niederländisch Kontraste auf funktionalen Elementen begünstigt, während in den romanischen Sprachen Italienisch und Französisch verstärkt markierte Wortstellungen (Rechts- und Linksherausstellungen) verwendet werden, um Kontraste zwischen referierenden Informationseinheiten zu markieren. Zur Illustration mag folgendes Beispiel aus einer literarischen Übersetzung (Original: Camus, L’Etranger) dienen:
(1) J’ai pensé que c’était Marie. C’etait bien ELLE. (‘Es war wirklich SIE’; Kontrast zwischen “Sie” und anderen möglichen Personen)
(2) Ich dachte, dass es Maria wäre. Sie WAR es auch. (Kontrast zwischen Assertion (“Sie war es”) und Negation (“Sie war es nicht”).