Lehrangebot

Im Sommersemester 2024 biete ich an der Universität Münster keine Lehrveranstaltungen an.

 


 

Wintersemester 2023/24

094334 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Troja in Text und Bild
Di 14–16 Uhr
SH

Die Geschichte vom Trojanischen Krieg kann mit einigem Fug und Recht als ein Ursprungsmythos der höfischen Kultur des europäischen Mittelalters gelten, geht man zumindest von den literarischen Entwürfen des 12. und 13. Jahrhunderts aus. So galt bereits Heinrich von Veldeke mit seinem „Eneasroman“, der die Geschichte des aus Troja fliehenden und den Grundstein für das spätere römische Reich legenden Eneas erzählt, bereits um 1200 als Begründer der höfischen Literatur, und auch zahlreiche weitere Autoren haben in dessen Nachfolge von den Wirren des vermeintlich größten Krieges aller Zeiten erzählt. Doch nicht nur die Heldenhaftigkeit eines Odysseus, Achill oder Hektor stand im Interesse der Dichtungen, gerade auch die alles in die Katastrophe führende Liebe zwischen Paris und Helena forderte zu immer neuer Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen auf, welchen Stellenwert Liebe in der zeitgenössischen Kultur inne hat. In unzähligen Werken der höfischen Literatur findet das Erzählen von Troja seinen Niederschlag und das Thema ist Gegenstand nicht zuletzt auch bildkünstlerischer Gestaltung. Das Seminar möchte sich ebendiesem Thema widmen und den produktiven und mitunter auch kritischen Verhandlungen in den unterschiedlichen medialen Ausprägungen nachgehen. Vor allem anhand Konrads von Würzburg umfassenden „Trojanerkrieg“, der in Auszügen gelesen und besprochen werden soll, wird dabei auch Formen intermedialen und transmedialen Erzählens nachzugehen sein.

Das Seminar richtet sich somit vornehmlich an Studierende, die über das kulturwissenschaftliche Interesse hinaus sich auf theoretische Fragen zur Intermedialität im Mittelalter einlassen möchten. Da die zu besprechenden, mitunter umfangreichen Texte nahezu ausschließlich in nur einsprachigen Editionen vorliegen, sind vertiefte Kenntnisse des Mittelhochdeutschen unbedingte Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme am Seminar sowie die Bereitschaft, sich regelmäßig und aktiv in Arbeitsgruppen zu beteiligen. Für das Seminar wird ein eigener Learnweb-Kurs eingerichtet, über den Texte und Materialien zu Beginn des Semester bereitgestellt werden. Weitere Informationen erfolgen in der ersten Sitzung.

094314 – Seminar
Aufbaumodul Literatur
Hartmann von Aue
Mo 16–18 Uhr (zzgl. Blocktermine: 27.10./8.12./26.01.)
SH 06

In seinem Literaturexkurs im „Tristan“ gibt Gottfried von Straßburg einen Überblick über die großen Dichter seiner Zeit: Er preist unter anderem Heinrich von Veldeke als den Begründer der höfischen Literatur und er preist vor allem Hartmann von Aue als eben denjenigen Dichter, der wie kein anderer von Aventiure zu erzählen wusste. Und Hartmann wusste von Aventiure zu erzählen, was er auf Grundlage der Romane Chrétiens de Troyes gemacht und dann auch eigenständig weiterentwickelt hat. Doch widmet sich Hartmann nicht nur der Aventiure, wenn er in seinen beiden Romanen die Geschichten der Artusritter Erec und Iwein erzählt, er widmet sich ebenso grundlegenden anthropologischen und gesellschaftlichen Fragen, die er im Rahmen auch seiner Erzählungen vom armen Heinrich oder vom späteren Papst Gregorius verhandelt, dort in Auseinandersetzung unter anderem mit Motiven und narrativen Mustern der Legende. Hartmann ist somit ein Dichter, der überaus vielseitig verschiedene Formen des Erzählens aufgreift und diese für die höfische Erzählkultur produktiv macht. Im Seminar sollen ausgehend von den Artusromanen „Erec“ und „Iwein“ die wechselseitigen Bedingungen von (höfischem) Erzählen und (höfischer) Kultur näher in den Blick genommen und auch die verschiedenen narrativen Möglichkeiten ausgelotet werden, die sich in der Literatur um 1200 boten, wenn auch der „Arme Heinrich“ sowie der „Gregorius“ gelesen werden.

Dem Seminar ist zu drei separaten Blockterminen ein obligatorischer Übungsteil zugeordnet, der es in methodischer und praktischer Hinsicht ergänzt. Im Seminar besprochene Einzelaspekte können dabei vertieft, verfolgte wissenschaftliche Ansätze und Methoden darüber hinaus kritisch reflektiert und auf ihren Ertrag hin hinterfragt werden. Im Zentrum wird dabei stets die eigene praktische Arbeit stehen. In gemeinsamer Auseinandersetzung mit der Vorbereitung, Durchführung und Präsentation von Referaten und Hausarbeiten sollen Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens eingeübt und gefestigt werden. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, sich regelmäßig und aktiv im Rahmen von Arbeitsgruppen an Seminar und Übung zu beteiligen.

Textgrundlage (zur Anschaffung empfohlen):
Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 20). ISBN 978-3-618-68020-8
Hartmann von Aue: Gregorius. Der Arme Heinrich. Iwein. Hrsg. und übersetzt von Volker Mertens. Frankfurt a. Main 2008 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 29). ISBN 978-3-618-68029-1

094287 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Di 8–10 Uhr
SH 06

Anhand von Hartmanns von Aue „Erec“ und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage:
Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 20). ISBN 978-3-618-68020-8
Zu Beginn des Semesters wird zudem ein Reader mit weiteren Texten vorliegen sowie eine eigener Learnweb-Kurs eingerichtet sein, u. a. mit separaten Aufgaben und Hinweisen zur Vor- und Nachbereitung. Informationen zum Kurs folgen in der ersten Sitzung des Seminars.

 


 

Sommersemester 2023

092050 – Vorlesung
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die germanistische Literaturwissenschaft
Mo 16–18 Uhr
Schloss, S 10

092290 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Di 14–16 Uhr
SH 19

Anhand von Hartmanns von Aue „Erec“ und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage:
Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 20). ISBN 978-3-618-68020-8
Das Seminar wird von einem eigenen Learnweb-Kurs begleitet, u. a. mit weiteren Texten zur Vor- und Nachbereitung. Informationen zum Kurs folgen in der ersten Sitzung des Seminars.

092320 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Wunder in Literatur und Kultur der Vormoderne
Di 8–10 Uhr
SH 06

Erstaunlicherweise ist die Herkunft des deutschen Wortes Wunder bis heute unklar, belegt ist es zumindest seit dem 9. Jahrhundert: ahd. wuntar, mhd. wunder. Doch mag dieser etymologische Umstand nur umso besser zu dem passen, was mit dem Wort Wunder gerade bezeichnet wird. Denn Wunder sind das Außergewöhnliche und Unvorhergesehene, das Staunenswerte und Erstaunliche, das in jeder Hinsicht Unverfügbare, das sich einer strikten Rationalität ebenso entzieht wie einer stringenten Kategorisierung oder auch nur simplen Einstufung als gut oder böse. Wunder fordern immer wieder dazu auf, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, sich ihnen anzunähern, sie in irgendeiner Form und Art und Weise erfahrbar und wahrnehmbar zu machen. Es geht letzthin um Bemühungen der Verfügbarmachung des Unverfügbaren. Die Kultur der Vormoderne kennt ganz unterschiedliche Möglichkeiten dafür, nicht zuletzt die mittelalterliche Literatur, die vom Wunder geradezu durchdrungen ist: sei es im geistlichen Erzählen von den Wundern Jesu oder der Heiligen, sei es im weltlichen Erzählen von wunderbaren Erscheinungen, wundersamen Dingen oder exorbitanten Helden. Das Seminar möchte solche unterschiedlichen Ausprägungen und auch Annäherungen an Wunder in der mittelalterlichen Literatur nachvollziehen und dabei Fragen stellen einerseits nach den narrativen Möglichkeiten, das Unverfügbare verfügbar zu machen, sowie andererseits nach den funktionalen Einbindungen und Deutungen. Dafür sollen auf kulturtheoretischer Basis verschiedene Texte unterschiedlichster Sorten und Gattungen gelesen und besprochen werden.

Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, sich regelmäßig und aktiv am Seminar und in gemeinsamer Arbeit in Gruppen zu beteiligen, sowie die Lektüre der oftmals einsprachigen mittelhochdeutschen Texte (ohne Übersetzung!). Ein Reader wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 


 

Wintersemester 2022/23

090378 – Seminar
Master of Arts Germanisitik, Master of Education
Bibelepische Lektüren vom Leben Jesu
Di 18–20 Uhr
SH 118

Unter den Begriff Bibelepik fasst die literaturwissenschaftliche Forschung eine Vielzahl von Texten, die Geschichten biblischen Ursprungs erzählen. Dabei handelt es sich um Erzählungen, die ihren Stoff überwiegend aus apokryphen Evangelien beziehen, die nicht Eingang gefunden haben in den Kanon der Heiligen Schrift. Es sind somit überaus eigenständige und randständige Lektüren der biblischen Geschichte, die von klerikalen Dichtern des 12.–14. Jahrhunderts, unter anderem von Priester Wernher, Konrad von Fußesbrunnen oder Konrad von Heimesfurt, nicht ohne poetischen Anspruch verfasst wurden. Dabei beschäftigen sie sich mit zentralen aber auch mitunter abseitigen Episoden aus dem Leben Marias etwa oder Jesu, die durchaus traditionelle Gestaltungsmittel höfischer Dichtung sowie eine Nähe auch zur Lebens- und Glaubenswelt mittelalterlicher Rezeptionskreise aufweisen.
Im Seminar sollen ausgewählte bibelepische Texte vornehmlich zum Leben Jesu gelesen und textnah besprochen werden, um sie vor dem Hintergrund kanonischer Motivzusammenhänge in ihrer poetischen und rhetorischen Gestaltung nachvollziehen zu können. Das Seminar möchte gleichsam die bibelepischen Lektüren vom Leben Jesu kritischen literaturwissenschaftlichen Lektüren unterziehen. Da die Texte überwiegend nur in einsprachigen Editionen ohne neuhochdeutsche Übersetzung vorliegen (!), richtet sich das Seminar vorwiegend an fortgeschrittene Studierende, die sich mit dem jeweiligen mittelhochdeutschen Text intensiv auseinandersetzen möchten. Als Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist zudem die Bereitschaft, sich regelmäßig am Seminar sowie aktiv an der gemeinsamen Arbeit in Gruppen zu beteiligen.
Ein Reader mit Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semester vorliegen.

090306 – Seminar
Aufbaumodul Literatur
Tristan
Di 12–14 Uhr und Mi 12–14 Uhr
SH 05

Seit jeher zählt der Fragment gebliebene „Tristan“ Gottfrieds von Straßburg zu den umstrittensten Texten der mittelhochdeutschen Literatur. Für Heinrich Heine war der Roman das „schönste Gedicht des Mittelalters“, Jacob Grimm sah in ihm hingegen „etwas störendes und eine gewisse künstliche zusammenhanglosigkeit“. Diese so unterschiedliche Bewertung des 19. Jahrhunderts resultiert nicht zuletzt aus dem Text selbst, der die Geschichte von Ehebruch und Liebe, Treue und Betrug überaus facettenreich und voller Widersprüche erzählt. Im Seminar soll gezielt diesen Widersprüchlichkeiten in Geschichte und Erzählung nachgegangen werden. Die alle Normen und Konventionen der Gesellschaft überschreitende Liebe von Tristan und Isolde steht dabei im Zentrum der Lektüre des mittelhochdeutschen Romans. Fragen nach der Konstitution höfischer Kultur, nach Liebe und Kommunikation geraten hierbei ebenso in den Blick wie solche nach Identität und Verstellung. Letztlich zeigen sich Ambivalenzen auch innerhalb des Erzählens selbst, so im Umgang etwa mit Mythos, Religion und Kunst. Nicht von ungefähr hat die Geschichte von Tristan und Isolde immer wieder zu künstlerischen Auseinandersetzungen bis in die Moderne herausgefordert.
Dem Seminar ist ein obligatorischer Übungsteil zugeordnet, der es in methodischer und praktischer Hinsicht ergänzt. Im Seminar besprochene Einzelaspekte können dabei vertieft, verfolgte wissenschaftliche Ansätze und Methoden darüber hinaus kritisch reflektiert und auf ihren Ertrag hin hinterfragt werden. Im Zentrum wird dabei stets die eigene praktische Arbeit stehen. In gemeinsamer Auseinandersetzung mit der Vorbereitung, Durchführung und Präsentation von Referaten und Hausarbeiten sollen Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens eingeübt und gefestigt werden. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, sich regelmäßig und aktiv im Rahmen von Arbeitsgruppen an Seminar und Übung zu beteiligen.
Textgrundlage (zur Anschaffung und Lektüre bis Semesterbeginn dringend empfohlen): Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu hrsg., ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. 3 Bde. Stuttgart 2017 (= RUB 4471–4473) ISBN 978-3-15-030057-2. Zur Vorbereitung und begleitenden Lektüre wird zudem empfohlen: Christoph Huber: Gottfried von Straßburg: Tristan. 3. neu bearbeitete und erweiterte Aufl. Berlin 2013 (= Klassiker-Lektüren. 3).

090290 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 14–16 Uhr
SH 17

Anhand von Hartmanns von Aue „Erec“ und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage:
Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 20). ISBN 978-3-618-68020-8
Zu Beginn des Semesters wird zudem ein Reader mit weiteren Texten vorliegen sowie eine eigener Learnweb-Kurs eingerichtet sein, u. a. mit separaten Aufgaben und Hinweisen zur Vor- und Nachbereitung. Informationen zum Kurs folgen in der ersten Sitzung des Seminars.

 


 

Sommersemester 2022

098006 – Vorlesung
Bachelor Vertiefungsmodul Literatur, Master of Arts Germanisitk, Master of Education
Räume des Erzählens – Erzählen in Räumen
Di 14–16 Uhr
SH 219, Aula

Wie die Zeit sich erst über die Unterscheidung von vorher und nachher bestimmen und wahrnehmen lässt, so der Raum erst über die Abgrenzung eines Hier vom Dort. Ein Raum ist gebunden an Dinge und ihre Anordnung, gebunden auch an Menschen und ihre Handlungen und Wahrnehmungen, weshalb ihm eine gewisse Dynamik und kulturelle Bedeutung von Grund auf zukommt. Was neuere soziologische Forschungen im Zuge des sogenannten Spatial turns in den Kulturwissenschaften wieder stärker in den Fokus rücken, liegt in Ansätzen bereits mittelalterlichen Theoriebildungen zum Raum zugrunde und es prägt maßgeblich gerade narrative Entwürfe von Räumen in der Literatur des Mittelalters. So sind erzählte Räume immer schon Teil erzählter Handlung und sie stehen mit dieser in funktionaler Beziehung, nicht zuletzt hinsichtlich der Generierung von Bedeutung. Die erzählende Dichtung des Mittelalters ist topologisch organisiert, noch vor aller Topographie.
Die Vorlesung möchte auf Basis theoretischer wie historischer Überlegungen je spezifische Räume des Erzählens in vormoderner Literatur in den Blick nehmen. In den Fokus rücken einerseits vermeintlich vertraute Räume wie Burg und Stadt, Garten und Wald, Meer und Insel, doch gleichermaßen Räume auch der Imagination wie jenseitige Anderwelten oder diesseitige Paradiese. Schließlich ist eigenen Räumen nachzugehen, in denen erzählt wird und die in besonderer Weise das Verhältnis von Raum und Erzählen reflektieren lassen. Anhand ausgewählter und konkreter Beispiele können so Grundlagen einer historischen Narratologie vertieft werden und es kann ein Überblick geboten werden über zentrale, mitunter aber auch abseitigere Texte der mittelalterlichen Literatur.
Zur einführenden und begleitenden Lektüre wird empfohlen:
Uta Störmer-Caysa: Grundstrukturen mittelalterlicher Erzählungen. Raum und Zeit im höfischen Roman. Berlin/New York 2007.
Tilo Renz, Monika Hanauska, Mathias Herweg (Hrsg.): Literarische Orte in deutschsprachigen Erzählungen des Mittelalters. Ein Handbuch. Berlin/Boston 2018.

098372 – Seminar
Master of Arts Germanisitik, Master of Education
„Kudrun“
Mo 18–20 Uhr
SH 118

Der „Kudrun“ war im Mittelalter kein großer Erfolg beschieden. Überliefert ist der Text im Verbund mit anderen Epen einzig nur im Ambraser Heldenbuch vom Beginn des 16. Jahrhunderts, doch ist von einer ersten schriftlichen Abfassung in der Mitte des 13. Jahrhunderts auszugehen. Erzählt wird die maßgeblich von Liebesfehden geprägte Geschichte einer Familie über mehrere Generationen hinweg, beginnend mit der Kindheit des aus der germanischen Heldensage bekannten Hagen bis zum großen Finale um dessen Enkelin Kudrun, die nach langer Zeit des Krieges einen allumfassenden Frieden zwischen den verfeindeten Völkern und Familien stiften kann. In der Forschung wurde das Epos daher als Antwort auch auf das vom Untergangsgeschehen bestimmte „Nibelungenlied“ gelesen, insofern es mit Kudrun eine ganz ins Positive gewendete Protagonistin hat, die eine Alternative bietet zur alles zerstörenden Rächerin Kriemhild. So steht die Erzählung von Kudrun denn auch in mehrfacher Hinsicht in einer Tradition heldenepischen Erzählens, um über diese deutlich doch hinauszuweisen: so mit Blick etwa auf Aporien heroischer Exorbitanz oder die Dekonstruktion narrativer Schemata wie dem der gefährlichen Brautwerbung.
Im Seminar wird das Epos vor diesem Hintergrund heldenepischen Erzählens zu untersuchen sein, um gleichermaßen Traditionslinien wie innovativen Ansätzen im Erzählen des 13. Jahrhunderts nachzugehen. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, sich regelmäßig und aktiv am Seminar in gemeinsamer Arbeit in Gruppen zu beteiligen, sowie die Lektüre des Textes bis Semesterbeginn!
Textgrundlage (zur Anschaffung empfohlen): Kudrun. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Hrsg., übersetzt und kommentiert von Uta Störmer-Caysa. Stuttgart: Reclam 2010 (RUB 18639). ISBN: 978-3-15-018639-8

098331 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Tabuerzählungen in Mittelalter und Früher Neuzeit
Di 12–14 Uhr
SH 19

Ein Tabu zeichnet sich gerade dadurch aus, dass es ein Begehren unterbinden soll und dieses doch in gleicher Weise auch markiert. In allen Kulturen gibt es Tabus und ethnologische Forschungen haben für diese ganz unterschiedliche Ausprägungen ausmachen können: so hinsichtlich des Sprechens, Sehens oder Handelns, wenn etwa ein Name nicht ausgesprochen, ein Mensch oder eine Sache nicht angesehen werden darf, wenn man etwa in bestimmten Situationen nicht essen oder auch sonst heilige Orte nicht betreten darf. Tabus leisten einen wesentlichen Beitrag für ein gelingendes Sozialwesen, aber sie zeigen doch immer auch die Grenzen auf, an denen dieses kollabiert – wird das Tabu gebrochen. Der Tabubruch ist ein Skandal und er ist ein Ereignis, über das grundlegende Vorstellungen und Mechanismen einer Kultur sich abzeichnen. Und so überrascht es nicht, dass nahezu alle Kulturen Erzählungen von Tabus und Tabubrüchen kennen.
Das Seminar möchte sich Tabuerzählungen aus der deutschen Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit zuwenden und über deren Lektüre ein zweifaches Erkenntnisziel verfolgen: einen Einblick zu gewinnen in kulturelle Grundvorstellungen einerseits, in die narrativen Potenziale und Möglichkeiten im Erzählen vom Tabu andererseits. Gelesen werden eine Auswahl an mittelhochdeutschen und frühneuhochdeutschen Tabuerzählungen, in kleineren und umfangreicheren Ganzschriften sowie in Auszügen (u. a. „Partonopier und Meliur“, „Friedrich von Schwaben“, „Lohengrin“, „Melusine“).
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, sich regelmäßig und aktiv am Seminar in gemeinsamer Arbeit in Gruppen zu beteiligen, sowie die Lektüre der meist einsprachigen Texte (ohne Übersetzung!). Bis Semesterbeginn zu lesen ist die „Melusine“ Thürings von Ringoltingen, Textgrundlage (zur Anschaffung empfohlen): Thüring von Ringoltingen: Melusine. In der Fassung des Buchs der Liebe (1587). Mit 22 Holzschnitten. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. Stuttgart: Reclam 2000 (RUB 1484). ISBN: 978-3-15-001484-4
Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird bis Semesterbeginn vorliegen.

098293 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 14–16 Uhr
SH 06

Anhand von Hartmanns von Aue „Erec“ und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage:
Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 20). ISBN 978-3-618-68020-8
Das Seminar wird von einem eigenen Learnweb-Kurs begleitet, u. a. mit weiteren Texten zur Vor- und Nachbereitung. Informationen zum Kurs folgen in der ersten Sitzung des Seminars.

 


 

Wintersemester 2021/22

096136 – Vorlesung
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die germanistische Literaturwissenschaft
Mo 16–18 Uhr
Schloss, S 10

096294 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 18–20 Uhr
SH 05

Anhand von Hartmanns von Aue „Erec“ und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage:
Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 20). ISBN 978-3-618-68020-8
Das Seminar wird von einem eigenen Learnweb-Kurs begleitet, u. a. mit weiteren Texten zur Vor- und Nachbereitung. Informationen zum Kurs folgen in der ersten Sitzung des Seminars.

096322 – Seminar
Aufbaumodul Literatur
Der Stricker
Di 12–14 Uhr (zzgl. Blocktermine: 29.10./10.12./28.01.)
SH 06

Der Stricker ist einer der vielseitigsten Dichter des 13. Jahrhunderts. Sein überaus umfangreiches Werk wird gemeinhin in die Jahre zwischen 1220 und 1250 datiert und umfasst Texte ganz unterschiedlichster Ansprüche und Gattungen. Neben dem recht eigenwilligen, bisweilen grotesk anmutenden Artusroman „Daniel von dem Blühenden Tal“ wären gerade seine Tierfabeln und exemplarischen Kurzerzählungen zu nennen wie vor allem seine sogenannten Maeren, die geradezu traditionsbildend wurden und einen wesentlichen Beitrag zur Ausbildung der späteren Novellistik geleistet haben. Als Gattungsexperiment kann auch sein „Pfaffe Amis“ angesehen werden, ein zwölf Einzelschwänke entlang eines biographisch ausgerichteten Schemas kombinierender Erzählzyklus, für den sich der Begriff des Schwankromans eingebürgert hat. Insgesamt zeichnet sich das Werk des Strickers durch eine Vielseitigkeit im Umgang mit Stofftraditionen ebenso aus wie im innovativen Zugriff auf unterschiedlichste Erzählkonzepte. Dies mag schon der Name des Dichters zum Ausdruck bringen, der als sprechender Name aufgefasst werden kann, eines Dichters mithin, der verschiedene, vorgefundene Fäden aufgreift und neue Texte gewissermaßen „strickt“.
Das Seminar möchte sich diesem vielseitigen Werk widmen und anhand des „Daniel“, des „Pfaffen Amis“ sowie ausgewählter Fabeln und Maeren Möglichkeiten des Erzählens im Mittelalter ausloten. Dem Seminar ist zu drei separaten Blockterminen ein obligatorischer Übungsteil zugeordnet, der es in methodischer und praktischer Hinsicht ergänzt. Im Seminar besprochene Einzelaspekte können dabei vertieft, verfolgte wissenschaftliche Ansätze und Methoden darüber hinaus kritisch reflektiert und auf ihren Ertrag hin hinterfragt werden. Im Zentrum wird dabei stets die eigene praktische Arbeit stehen. In gemeinsamer Auseinandersetzung mit der Vorbereitung, Durchführung und Präsentation von Referaten und Hausarbeiten sollen Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens eingeübt und gefestigt werden. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, sich regelmäßig und aktiv im Rahmen von Arbeitsgruppen an Seminar und Übung zu beteiligen.
Textgrundlage (zur Anschaffung und Lektüre bis Semesterbeginn dringend empfohlen):
Der Stricker: Der Pfaffe Amis. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach der Heidelberger Handschrift cpg 341 hrsg., übersetzt und kommentiert von Michael Schilling. Stuttgart: Reclam 1994. ISBN 978-3-15-000658-0
Der Stricker: Daniel von dem Blühenden Tal. Hrsg. von Michael Resler. 3., überarbeitete Aufl. Berlin/Boston 2015 (Altdeutsche Textbibliothek. 92). ISBN 978-3-11-034328-1
Weitere Primärtexte (vorwiegend Fabeln und Maeren) und Sekundärliteratur zur Vor- und Nachbereitung der einzelnen Sitzungen werden zu Beginn des Semesters in Form eines Readers bzw. in einem das Seminar begleitenden Learnweb-Kurs bereitgestellt. Informationen zum Kurs folgen in der ersten Sitzung des Seminars.

096369 – Seminar
Master of Arts, Master of Education (Gym/Ges, BK)
Von Dil zu Tyll. Eulenspiegel und Bearbeitungen
Di 16–18 Uhr
SH 07

Wer kennt nicht Till Eulenspiegel? Nicht erst mit dem Druck des „Dil Ulenspiegel“ von 1515 hat die Figur des boshaft-witzigen Schalks eine beispiellose Karriere hingelegt, die bis heute nicht beendet ist. Dabei handelt es sich doch um eine Figur, die wohl kaum anschlussfähig ist, die vielmehr immer neuen Ärger provoziert, wenn sie in derben Streichen der Gesellschaft gleichsam einen Spiegel vorhält und in Verzerrungen kollektiver Vorstellungen und mitunter radikalen Überschreitungen gesellschaftlicher Normen diese von Grund auf in Frage stellt und verhandeln lässt. So mag aber gerade hierin ein Potenzial liegen, das zu immer neuen Auseinandersetzungen mit ihr herausgefordert und zu vielseitigen Bearbeitungen ihrer Geschichte angeregt hat. In der Narrenliteratur des 16. Jahrhunderts finden denn die Erzählungen vom Eulenspiegel bereits einen reichhaltigen Nährboden und schon Hans Sachs hat ihn auf die Bühne gebracht, bis Erich Kästner mit seiner Nacherzählung von 1938 für seine nachhaltige Popularität gesorgt und zuletzt Daniel Kehlmann 2017 ihm als Tyll einen ganz eigenen Anstrich verpasst hat.
Das Seminar möchte ebendiesem Potenzial nachgehen und die jeweiligen narrativen Eigenlogiken der verschiedenen Bearbeitungen aufdecken, die das Erzählen vom Eulenspiegel so produktiv macht. Der Schwerpunkt der gemeinsamen Arbeit im Seminar wird dabei auf dem frühneuhochdeutschen Text liegen, um diesen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und kulturellen Ordnung am Beginn der Frühen Neuzeit zu lesen. Eine sich hieran anschließende Lektüre der modernen Adaptationen mag denn gerade auch die spezifischen historischen wie dann jeweils zeitgenössischen Strategien des Erzählens von Dil, Till und Tyll Kontur verleihen.
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, sich regelmäßig und aktiv am Seminar sowie an der gemeinsamen Arbeit in Gruppen zu beteiligen.
Textgrundlage:
Ein kurzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Nach dem Druck von 1515 hrsg. von Wolfgang Lindow. Bibliographisch ergänzte Aufl. Stuttgart: Reclam 2003. ISBN 978-3-15-001687-9
Erich Kästner: Till Eulenspiegel. Hamburg: Atrium 2018. ISBN 978-3-85535-614-0
Daniel Kehlmann: Tyll. Hamburg: Rowohlt 2019. ISBN 978-3-499-26808-3
Weitere Texte sowie Materialien zur Vor- und Nachbereitung der einzelnen Sitzungen werden in einem das Seminar begleitenden Learnweb-Kurs bereitgestellt. Informationen zum Kurs folgen in der ersten Sitzung des Seminars.

 


 

Sommersemester 2021

094326
Vertiefungsmodul Literatur
Rezeption und Revision der Antike in der Literatur des Mittelalters
Di 18–20 Uhr
Das Seminar findet als Webinar via Zoom statt.

Das Verhältnis des Mittelalters zur Antike kann kaum anders denn als ambivalent bezeichnet werden. Einerseits galt die Antike mit ihren Dichtern und Philosophen, mit ihren Herrschern und Helden sowie mit ihren weithin berühmten Liebespaaren als kaum zu überschätzendes Vorbild; andererseits galt es doch auch, sich von der vorchristlichen heidnischen Welt grundlegend zu distanzieren. Ebendieses Spannungsfeld von Faszination und Abgrenzung hat denn auch zu reger Produktion geführt, nicht zuletzt in der höfischen Literatur. So wurde der Anschluss an die Antike durchaus gesucht, wurden ganze Stoffgebiete im sogenannten Antikenroman erschlossen oder einzelne Figuren und Motive in eigene Erzählungen integriert, um sie doch der eigenen Kultur und Vorstellungswelt anzupassen. Die produktive Auseinandersetzung mit dem Alten konnte nicht zuletzt der Standortbestimmung des Eigenen dienen, was nicht selten in einen Gestus auch der Überbietung führte. Der Bernhard von Chartres zugeschriebene Ausspruch, man sei wie Zwerge auf den Schultern von Riesen, mag das besondere Verhältnis vielleicht umreißen, sofern man zwar gegenüber der Größe der Antike selbst als Zwerg erscheinen würde, auf den Schultern sitzend doch über sie hinausragen und daher weiter sehen könne.

Das Seminar möchte anhand ausgewählter Beispiele aus der mittelalterlichen Literatur im Vergleich auch mit antiken Prätexten diesem speziellen Verhältnis nachgehen. Dabei sollen Strategien ermittelt werden, wie mit dem Erbe der Antike umgegangen wurde. In den Blick geraten dabei Themen von Heroik, Herrschaft und Liebe wie gleichermaßen prominente Figuren aus Mythologie und Historie, die ihre je eigene und mitunter neue Geschichte erhalten haben, in der mittelalterlichen Historiographie wie in der mittelhochdeutschen Epik oder Lyrik: so etwa Eneas oder Alexander der Große, Pygmalion oder Narziss, Paris und Helena oder Hero und Leander.

Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, sich aktiv im Rahmen von Arbeitsgruppen am Seminar zu beteiligen. Ein Reader mit Texten zum Seminar (Auszüge mittelhochdeutscher, teils einsprachiger Texte sowie Forschungsliteratur) wird zu Beginn des Semesters in digitaler Form vorliegen. Das Seminar wird von einem eigenen Learnweb-Kurs begleitet, u. a. mit ergänzenden Texten zur Vor- und Nachbereitung. Informationen zum Kurs folgen in der ersten Sitzung des Seminars.

094291
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 12–14 Uhr
Das Seminar findet als Webinar via Zoom statt.

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 20). ISBN 978-3-618-68020-8
Das Seminar wird von einem eigenen Learnweb-Kurs begleitet, u. a. mit weiteren Texten zur Vor- und Nachbereitung. Informationen zum Kurs folgen in der ersten Sitzung des Seminars.

094292
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Di 14–16 Uhr
Das Seminar findet als Webinar via Zoom statt.

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 20). ISBN 978-3-618-68020-8
Das Seminar wird von einem eigenen Learnweb-Kurs begleitet, u. a. mit weiteren Texten zur Vor- und Nachbereitung. Informationen zum Kurs folgen in der ersten Sitzung des Seminars.

 


 

Wintersemester 2020/21

092314
Aufbaumodul Literatur
Erinnern an die Nibelungen in Mittelalter und Moderne
Di 16–18 Uhr
Blocktermine: 20.11./11.12./29.01.
Das Seminar findet als Webinar via Zoom statt.

Das „Nibelungenlied“ wurde 2009 mit seinen drei Haupthandschriften von der UNESCO in die Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen, wodurch es gemäß dem Programm „Memory of the World“ gemeinsam mit unter anderem Beethovens Neunter Symphonie oder auch der Erklärung der Menschenrechte vor dem Vergessen bewahrt werden soll. Als Begründung wurde im Nominierungsschreiben unter anderem angeführt, die im „Nibelungenlied“ erzählte Geschichte markiere „the ending of antiquity and the birth of Europe“. Doch erzählt das „Nibelungenlied“ nicht nur von der in die Zeit der Völkerwanderung zurückverweisenden Verbindung des sagenumwobenen Drachentöters Siegfried mit der burgundischen Prinzessin Kriemhild, sondern ebenso von Verrat und Mord, gipfelnd in einer alles überbietenden, in den unabwendbaren Untergang führenden Schlacht, einem regelrechten Fanal von Gewalt und Tod. Irritierenderweise galt der Text in der Moderne dann lange Zeit als das nationale Epos schlechthin und diente in völkischen und nationalsozialistischen Kreisen ideologischer Propaganda, für die „Dolchstoßlegende“ etwa oder zum Einhalten der berühmt-berüchtigten „Nibelungentreue“ nicht zuletzt auf den Schlachtfeldern Europas.
Das Seminar möchte dem ebenso nachhaltigen wie widersprüchlichen Erinnern an die Nibelungen nachgehen. Leitend wird dabei eine intensive Lektüre des „Nibelungenliedes“ sein, zumal der Text seinerseits bereits um 1200 als Dokument des Erinnerns an altbekannte Maeren aufgeschrieben wurde. Berücksichtigung finden soll daneben auch die „Klage“, die als eine Art Fortsetzung des Epos Aufschluss über die eigentümliche Erinnerungskultur geben kann, die sich spätestens seit der Wiederentdeckung des „Nibelungenliedes“ im 18. Jahrhundert in ganz unterschiedliche Richtungen entwickelt hat, sei es in wissenschaftlichen Editionen oder poetischen Bearbeitungen, sei es in politischer oder kultureller Hinsicht.
Dem Seminar ist zu drei separaten Blockterminen eine obligatorische Übung zugeordnet, die es in methodischer und praktischer Hinsicht ergänzt. Im Seminar besprochene Einzelaspekte können dabei vertieft, verfolgte wissenschaftliche Ansätze und Methoden darüber hinaus kritisch reflektiert und auf ihren Ertrag hin hinterfragt werden. Im Zentrum wird dabei stets die eigene praktische Arbeit stehen. In gemeinsamer Auseinandersetzung mit der Vorbereitung, Durchführung und Präsentation von Referaten und Hausarbeiten sollen Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens eingeübt und gefestigt werden.

Voraussetzung für die Teilnahme an Seminar und Übung ist die Lektüre des „Nibelungenliedes“ sowie der „Klage“ bis Semesterbeginn sowie die regelmäßige und aktive Teilnahme in Arbeitsgruppen.
Textgrundlage: Das Nibelungenlied und die Klage. Nach der Handschrift 857 der Stiftsbibliothek St. Gallen. Mittelhochdeutscher Text, Übersetzung und Kommentar. Hrsg. von Joachim Heinzle. Berlin 2015 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 51). ISBN 978-3-618-68051-2
Weitere Texte zur Vor- und Nachbereitung werden im Laufe des Semesters bei Learnweb bereitgestellt.

092288
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 14–16 Uhr
Das Seminar findet als Webinar via Zoom statt.

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 20). ISBN 978-3-618-68020-8
Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

092289
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Di 12–14 Uhr
Das Seminar findet als Webinar via Zoom statt.

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 20). ISBN 978-3-618-68020-8
Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 


 

Sommersemester 2020

090333 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Thüring von Ringoltingen: Melusine
Mo 12–14 Uhr
SH 07

Wie weit reicht die Erotik in der Ehe, wenn der Mann eines Samstags feststellen muss, dass seine Frau ihn zwar nicht betrügt, ihr Unterleib aber die Form eines Fischschwanzes hat? Erstaunlich weit, so zumindest in der Erzählung vom Grafen Reymund und dessen Liebe zur feengleichen Meerfrau Melusine, wie sie Thüring von Ringoltingen in seinem Roman von 1456 wiedergibt. Aus der Ehe entstammen schließlich zehn Kinder, die eine ganze Dynastie begründen, obgleich sie doch alle merkwürdig entstellt sind.
Der Roman greift einen Stoff auf, der bis ins 12. Jahrhundert zurückzuverfolgen ist und über das im Mittelalter weit verbreitete Erzählschema der gestörten Mahrtenehe von der Verbindung eines sterblichen Menschen mit einem überirdischen Wesen erzählt, die aufgrund eines gebrochenen Tabus eigentlich zum Scheitern verurteilt ist. Doch früh schon dient der Stoff als mythische Ursprungserzählung eines französischen Adelsgeschlechts, und dies scheinbar unbedarft gegenüber seiner ambivalenten Anlage, die ihren Ausdruck schon in der eigentümlichen Überkreuzung von Mensch und Tier findet. Thüring von Ringoltingen schöpft aus diesem Stoff und dem dort angelegten poetischen Potenzial; und er lässt den Übergang von der Sage zum Roman geradezu nachvollziehen. Indem seine stark bearbeitete Fassung der Geschichte zwischen Phantastischem und Historischem nur so schwankt, kann er Grundbedingungen menschlicher Existenz im Wechselspiel von Glück und Schicksal verhandeln und sich Fragen nach individueller Verantwortung und zwischenmenschlichen Beziehungen widmen wie dem Verhältnis auch des Einzelnen zur Gesellschaft im Wechsel der Generationen.
Das Seminar möchte sich dem Roman in ebendiesen Spannungsfeldern von Liebe und Politik, von individuellem Begehren und kollektivem Anspruch widmen, um zuletzt den narrativen Verfahren nachzuspüren, die Gegensätzliches doch zusammenführen und dem Roman seine Faszinationskraft verleihen, die ihn zu einem Bestseller in der Frühen Neuzeit werden ließen und noch Ludwig Tieck und Goethe zu Bearbeitungen anregten. Im Nachvollzug auch von Tradition und Rezeption soll der Roman schließlich in seiner Eigenart historisch erschlossen werden.
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Lektüre des Romans bis Semesterbeginn sowie die Bereitschaft, sich aktiv im Rahmen von Arbeitsgruppen am Seminar zu beteiligen.
Textgrundlage: Thüring von Ringoltingen: Melusine. In der Fassung des Buchs der Liebe (1587). Mit 22 Holzschnitten. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. Stuttgart: Reclam 2000 (RUB 1484).

090300 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 14–16 Uhr
Krummer Timpen 5, ULB 1

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

090301 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Di 14–16 Uhr
SH 11

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 


 

Wintersemester 2019/20

098387 – Seminar
Master of Arts
Master of Education (Gym/Ges, BK)
Arthurische Ikonographien
Blocktermine: 03.12./03.02./04.02./05.02.
SH 011 bzw. 06

Die Kultur des Mittelalters ist stark visuell geprägt. In einer Face-to-Face-Community und weithin illiteralen Gesellschaft kommt Formen der Sichtbarkeit und nicht zuletzt Bildern eine kaum zu überschätzende Bedeutung für jegliche Art der Kommunikation zu. Auch die Literatur des Mittelalters partizipiert an dieser auf Visualität basierenden Kommunikation, wenn Texte in vielerlei Hinsicht im Wechselbezug zu anderen Medien stehen: über explizite Thematisierungen etwa oder genuin eigene rhetorische Strategien zur Evokation oder gar Imitation von Bildern. Dabei prägen immer wiederkehrende Bildmotive und traditionelle Darstellungsweisen allgemeine Ikonographien noch im volkssprachigen Roman aus, die es stets zu erkennen und zu deuten gilt, sei es im religiösen oder politischen Diskurs.
Das Seminar möchte den verschiedenen Ausprägungen wechselseitiger Bezüge von Text und Bild nachspüren und die Frage nach spezifischen Ikonographien im Erzählen von König Artus stellen, von seinen Rittern der Tafelrunde (u. a. Iwein, Gawein, Parzival, Tristan) sowie vom Heiligen Gral. Anhand ausgewählter und in Auszügen zu besprechender Texte aus Historiographie und Artusdichtung gilt es dabei, der Verwendung und Funktionalisierung etwa von Wappen, Zeichen oder konkreten Bildern in der jeweiligen Geschichte nachzugehen, auf der Ebene der Darstellung gesonderte Beschreibungstechniken in ihrem narrativen Zusammenhang zu hinterfragen oder auch verschiedene Formen des Medienwechsels von der Illustration in Handschriften bis zu modernen Verfilmungen des Stoffes nachzuvollziehen. In Erarbeitung und Anwendung grundlegender Ansätze einer intermedial interessierten Literaturwissenschaft möchte das Seminar letzthin einen eigenen Blick auf die Gattung des Artusromans werfen.
Voraussetzung für die Teilnahme am Blockseminar ist die Anwesenheit bei der Vorbesprechung am 3.12.2019, 18–20 Uhr, Raum SH11, bei der Arbeitsgruppen eingeteilt werden, sowie die Bereitschaft, sich aktiv am Seminar zu beteiligen. Ein Reader mit Texten zum Seminar (Auszüge mittelhochdeutscher Texte sowie Forschungsliteratur) wird bis zur Vorbesprechung vorliegen.

098350 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Höfische Anthropologie
Mo 16–18 Uhr
SH 011

Der Schweizer Literaturwissenschaftler Peter von Matt hat einmal die weit reichende These aufgestellt, Literatur würde von nichts anderem handeln als vom Tod, von der Liebe oder dem Wahnsinn. Auch wenn gerade mit Blick auf die mittelalterliche Literatur sicher noch anderes genannt werden könnte, sind mit Tod, Liebe und Wahnsinn doch wesentliche Fluchtpunkte genannt, an denen eine literarische Anthropologie sich auszurichten, mit denen sie sich notgedrungen auseinanderzusetzen hat, um eine Erkenntnis über den Menschen zu erlangen. Das Seminar möchte auf Basis theoretischer Grundlagen diskutieren, inwiefern schon die höfische Literatur des 12. und 13. Jahrhunderts am reflektierten Entwurf eines Menschenbildes teilhat. Darüber hinaus soll anhand konkreter Beispiele vor allem aber der Frage nachgegangen werden, ob und inwiefern eine spezifisch höfische Anthropologie hier auszumachen ist, die die Bandbreite von Leben und Tod, von Liebe und Hass, von Normativität und Wahnsinn abdeckt. Unter anderem Hartmanns von Aue „Iwein“ mag hier verschiedentlich Diskussionsstoff geben, darüber hinaus auch andere prominente Texte wie etwa Wolframs von Eschenbach „Parzival“ oder das „Nibelungenlied“. So treten gleichermaßen Themen wie Identität und Sozialität sowie Körperlichkeit und Emotionalität in den Fokus, die den Einzelnen je anders perspektivieren oder auch innerhalb eines Kollektivs situieren lassen und unterschiedliche poetische und/oder narrative Verfahren ausbilden können. Deren Funktionen sind hinsichtlich des entworfenen Menschenbildes dabei stets zu hinterfragen, zumal jeder Erzähler – um mit Walter Benjamin zu sprechen – vom Tod her seine Autorität hat.
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist neben der Bereitschaft, sich regelmäßig und aktiv am Seminar zu beteiligen, die Lektüre von Hartmanns von Aue „Iwein“ bis Semesterbeginn (empfohlene Ausgabe: Hartmann von Aue: Iwein. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Hrsg. und übersetzt von Rüdiger Krohn. Kommentiert von Mireille Schnyder. Stuttgart 2012 [RUB 19011]). Ein Reader mit weiteren Texten in Auszügen wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

098289 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 18–20 Uhr
SH 05

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

098290 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Di 12–14 Uhr
SH 05

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 


 

Sommersemester 2019

096336 – Seminar
Master of Arts
Master of Education (Gym/Ges, BK)
Strandlektüren. Konstruktionen eines Raumes in der Kultur des Mittelalters
Blocktermine: 06.05./15.07./16.07./17.07.
SH 05 bzw. 06

Das Seminar dient nicht zur Vorbereitung der Semesterferien. Vielmehr widmet es sich einem Thema, dem in der literaturwissenschaftlichen Forschung bislang kaum Beachtung geschenkt wurde: dem Strand. Schon die Etymologie des Wortes weist den Strand über die Ableitung von ‚Rand‘ als einen Ort der Grenze aus, der Grenze zwischen Land und Meer. Während das mittelhochdeutsche Wort ‚strant‘ auffallend spät erst belegt ist, ist in literarischen Texten meist nur vom Sand die Rede, der gleichsam pars pro toto aber die Grundlage bietet, um den Strand als eigenständigen, nach allen Seiten hin offenen Raum und Schauplatz für ganz unterschiedlichste Handlungen zu etablieren: Am Strand begegnen sich einander fremde Kulturen und Religionen, begegnen sich Liebespaare oder werden getrennt, am Strand wird gekämpft und gejagt, geliebt und vergewaltigt, ins Unbekannte aufgebrochen oder in die Heimat zurückgekehrt. Der Strand firmiert dabei als Ort des Anfangs wie des Endes, als Ort der Begegnung wie der Trennung, der Ankunft, der Umkehr wie des Aufbruchs. Als Ort der Grenze wie des Übergangs ist ihm letzthin eine eigentümliche Dialektik eigen, die sich in und für die unterschiedlichsten Erzählungen als überaus produktiv erweist und ihren Ausdruck zumeist in Ambivalenzen findet, in Situationen der Verzweiflung, der Angst, der Täuschung oder auch der Hoffnung.
Das Seminar möchte ebendieses narrative Potenzial des Strandes in der mittelalterlichen Literatur aufdecken, um nicht zuletzt den Strand als Raum der Grenzerfahrung des Subjekts und immer auch der kulturellen Reflexion begreifen zu können. Als Grundlage für die ebenso theoriegeleiteten wie textnahen Lektüren sollen daher bewusst ganz unterschiedliche Texte herangezogen und Auszüge aus mittelhochdeutschen Heldenepen (Nibelungenlied, Kudrun, Willehalm) gelesen werden sowie aus höfischen wie späthöfischen Romanen (Eneasroman, Alexanderroman, Tristanroman, Partonopier, Magelone), darüber hinaus auch kürzere Erzählungen (Hero und Leander, Der Schwanritter) und legendarische Texte (Gregorius, St. Brandan). Das Seminar richtet sich somit vornehmlich an Studierende, die in eigenständiger Auseinandersetzung mit mittelalterlicher Literatur mitunter Neuland betreten wollen.
Voraussetzung für die Teilnahme am Blockseminar ist die Anwesenheit bei der Vorbesprechung am 6.05.2018, Beginn 19 Uhr s. t. (!), Raum SH06, bei der Arbeitsgruppen eingeteilt werden, sowie die Bereitschaft, sich aktiv am Seminar zu beteiligen. Ein Reader mit Texten zum Seminar (Auszüge mittelhochdeutscher, teils einsprachiger Texte sowie Forschungsliteratur) wird bis zur Vorbesprechung vorliegen.

096245 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 18–20 Uhr
SH 17

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

096246 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Di 14–16 Uhr
SH 17

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 


 

Wintersemester 2018/19

094385 – Seminar
Master of Arts
Master of Education (Gym/Ges, BK)
Minne- und Aventiureromane des späten Mittelalters
Blocktermine: 04.12./06.02./07.02./08.02.
SH 19

Die sogenannten Minne- und Aventiureromane des späten Mittelalters wurden von der literaturwissenschaftlichen Forschung lange Zeit als epigonenhaft und trivial abgestempelt. Häufig orientiert am über Legenden vermittelten Schema des spätantiken Liebesromans erzählen sie von der meist früh einsetzenden Liebe eines jungen Paares, das infolge widriger Umstände getrennt wird und erst nach langer Zeit abenteuerlicher Bewährung wieder zueinander findet. Damit sind weit ausschweifenden und von mitunter wilder Fabulierkunst geprägten Erzählungen Tür und Tor geöffnet: Erzählt wird von verzauberten Mädchen, von merkwürdigen Mischwesen und magischen Dingen, von jungen Helden auch, die es in ferne Länder verschlägt oder durch Jenseitswelten reisen. Und bei aller Fremdartigkeit verhandeln die Romane dennoch zentrale Fragen von Liebe und Identität, von Macht, Genealogie und Religion, Fragen mithin, an die sich ein auffallendes Interesse an Medialität, an Sichtbarkeit und Schriftlichkeit, anschließt.
Das Seminar möchte diesen und anderen Fragen vor dem Hintergrund einer sich im späten Mittelalter wandelnden Erzählkultur nachgehen. Anhand verschiedener mittelhochdeutscher Romane des 13. bis 15. Jahrhunderts soll der Fokus somit auf die spezifischen narrativen Entwürfe der Romane gerichtet werden, um sie weniger in ihrer Epigonalität als vielmehr in ihrer spezifischen Intermedialität und Alterität gegenüber klassischen Erzählkonzepten zu untersuchen.
Voraussetzung für die Teilnahme am Blockseminar ist die Anwesenheit bei der Vorbesprechung am 04.12.2018, bei der Arbeitsgruppen eingeteilt werden, sowie die Bereitschaft, sich mit teils einsprachigen mittelhochdeutschen Ausgaben der zu besprechenden Romane aktiv auseinanderzusetzen.
Ein Reader mit Texten zum Seminar (zumeist einsprachige Auszüge mittelhochdeutscher Romane sowie Forschungsliteratur) wird zur Vorbesprechung des Seminars vorliegen.

094327 – Seminar
Aufbaumodul Literatur
Mittelhochdeutsche Kurzerzählungen
Mo 18–20 Uhr
SH 05

Neben Fabeln und Legenden sind es vor allem die sogenannten Mären weltlich-profanen Inhalts, die sich im späten Mittelalter einer großen Beliebtheit erfreuten. Vielleicht mag es an den mitunter skurrilen Geschichten liegen, die von Liebe, Treue, Rechtschaffenheit handeln, letztlich aber ins Frivole, Obszöne, Groteske abdriften, bis am Ende nurmehr ein – fragwürdiges – Gelächter bleibt. In geradezu lustvoller Freude am Erzählen über Gewitzte und Gehörnte entwerfen diese Texte ganz eigene Logiken, um gesellschaftliche Normen und Normabweichungen sowie auch Möglichkeiten des Erzählens zu reflektieren. Im Seminar soll diesen Logiken nachgespürt werden, die sich um eine Fülle von Stoffen, Themen und Motiven kreisen und zu immer neuen Herausforderungen für den Interpreten werden. Vor diesem Hintergrund sollen verschiedene literaturwissenschaftliche Ansätze erprobt werden, um schließlich eine Perspektive auf die europäische Novellistik zu eröffnen, die mit Boccaccios Decamerone ihren ersten Höhepunkt fand.
Textgrundlage im Seminar: Novellistik des Mittelalters. Hrsg., übersetzt und kommentiert von Klaus Grubmüller. Berlin 2011 (Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 47).
Zur einführenden und begleitenden Lektüre empfohlen: Otfrid Ehrismann: Fabeln, Mären, Schwänke und Legenden im Mittelalter. Eine Einführung. Darmstadt 2011 (WBG. Einführungen Germanistik).

094328 – Seminar
Aufbaumodul Literatur
Exemplarische Textanalysen
Di 16–18 Uhr
SH 05

Die Übung ist dem Seminar „Mittelhochdeutsche Kurzerzählungen“ zugeordnet und soll dieses in methodischer und praktischer Hinsicht ergänzen. Im Seminar besprochene Einzelaspekte können dabei vertieft, verfolgte wissenschaftliche Ansätze und Methoden darüber hinaus kritisch reflektiert und auf ihren Ertrag hin hinterfragt werden. Im Zentrum wird dabei stets die eigene praktische Arbeit stehen. In gemeinsamer Auseinandersetzung mit der Vorbereitung, Durchführung und Präsentation von Referaten und Hausarbeiten sollen Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens eingeübt und gefestigt werden.

094287 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Di 12–14 Uhr
SH 06

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

094288 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mi 8–10 Uhr
SH 06

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 


 

Sommersemester 2018

092400 – Seminar
Master of Arts
Master of Education
Figurationen von Fremdheit
Blocktermine: 17.04./08.06./09.06./15.06.
SH 17

„Wie viel Fremdheit verträgt unser Land?“ Diese Frage stellte die taz bereits 1999 – und diese Frage stellt sich offensichtlich noch immer, wenn aktuell Teile der Gesellschaft Angst vor „Überfremdung“ haben. Doch ist sie tatsächlich relevant in Zeiten von Globalisierung, von pluralen Gesellschaftsformen und vernetzter Kommunikation? Denn Fremdheit lässt sich hier sicher nicht über einen nur räumlichen Aspekt definieren. Vielmehr verschwimmen die Grenzen, bis das Eigene ohne das Fremde kaum mehr zu denken ist: „Sage mir, wen oder was du für fremd hältst, und ich sage dir, wer du sein willst“, so der Trierer Soziologe Alois Hahn. Figurationen von Fremdheit geben mithin mehr Aufschluss über das Eigene als über das, was vermeintlich fremd ist.
Das Seminar möchte solche Beobachtungen anhand von Beispielen aus der mittelalterlichen Literatur überprüfen, die uns heutigen Rezipienten oftmals fremd erscheinen. In den Blick geraten dabei Fragen nach Identität und (Selbst-/Fremd-)Wahrnehmung, Schilderungen von Flucht und Reise oder auch Diskursivierungen von Religion und Emotion. Von besonderem Interesse sind nicht zuletzt die narrativen Strategien je spezifischer Figurationen von Fremdheit in epischen Texten des hohen und späten Mittelalters.
Das Seminar ist als Blockseminar angelegt und soll im zeitweisen und qualitativen Austausch mit dem parallel stattfindenden Seminar „Figuration von Fremdheit“ im Vertiefungsmodul Bachelor stehen. Voraussetzung zur Teilnahme ist die Anwesenheit bei der Vorbesprechung am 17.04. sowie die Bereitschaft zur aktiven Mitgestaltung und Diskussion. Ein Reader mit Texten zum Seminar (zum Teil in Auszügen, zum Teil ohne Übersetzung) wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

092239 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Di 12–14 Uhr
SH 05

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 


 

Wintersemester 2017/18

090374 – Seminar
Master of Arts
Master of Education
Die "Crône" Heinrichs von dem Türlin
Mi 16–18 Uhr
SH 18

Die um 1230 verfasste „Krone“ Heinrichs von dem Türlin ist einer der absurdesten Romane des Mittelalters, und doch – und vielleicht gerade deshalb – ist der Roman auch einer der faszinierendsten. Von Zeitgenossen bereits als „Aller Aventiure Krône“ (Rudolf von Ems) betitelt, setzt der Roman in nahezu jeder Hinsicht der vorangegangenen Literatur die Krone auf. Maßgeblich um die Figur des Artusritters Gawein erzählt Heinrich zunächst ganz klassisch von Rittertum und Liebe, von Aventiuren und vom Gral, um schließlich doch alles ins Phantastische zu steigern: In verzauberten Burgen und auf Jenseitsreisen begegnet der Held nackten Mädchen und blutsaugenden Alten, dann sprechenden Dingen und lebenden Bildern, er erinnert sich an Taten, die er später erst begehen wird, bis kaum mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterschieden werden kann. In ausladenden apokalyptischen Szenerien scheinen gar die phantastischen Welten eines Dante oder Hieronymus Bosch vorweggenommen – scheinbar alles ist möglich, und nichts scheint mehr einen Sinn zu geben. Der Roman nimmt sich als eine Collage aus, die im intertextuellen Zugriff ein verzerrendes Panoptikum der Literatur seiner Zeit entwerfen mag, weshalb er in der Forschung mitunter und nicht von ungefähr als erster postmoderner Roman bereits bezeichnet wurde (Volker Mertens) – avant la lettre, versteht sich.
Das Seminar will sich in diese eigentümliche Welt der „Krone“ begeben, um in ihr den narrativen Strategien nachzuspüren, die eine solch bizarre Bildwelt entstehen lassen. Am Schnittpunkt von literarischer Anthropologie und historischer Narratologie werden dabei vor allem Fragen nach Wahrnehmung und Bildlichkeit im Interesse stehen, um eine Erzähltechnik greifen zu können, die offensichtlich einer anderen als der klassischen Poetik folgt.
Erwartet wird die regelmäßige und aktive Teilnahme am Seminar sowie die Lektüre des Romans bis zu Semesterbeginn. Textgrundlage im Seminar: Heinrich von dem Türlin: Diu Crône. Mittelhochdeutsche Leseausgabe mit Erläuterungen. Hrsg. von Gudrun Felder. Berlin/Boston: Walter de Gruyter 2012 (ISBN 978-3-11-018627-7). Zur vorausgehenden und begleitenden Lektüre wird die neuhochdeutsche Übersetzung empfohlen: Heinrich von dem Türlin: Die Krone. Unter Mitarbeit von Alfred Ebenbauer ins Neuhochdeutsche übersetzt von Florian Kragl. Berlin/Boston: Walter de Gruyter 2012 (ISBN 978-3-11-020545-9).

090302 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mi 10–12 Uhr
SH 18

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 


 

Sommersemester 2017


098186 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Erzähllogiken in der Heldenepik
Di 16–18 Uhr
SH 116

Jede Kultur erzählt. Und jede Kultur erzählt gerade in ihren Epen auf ganz eigentümliche Weise von eigenartigen Begebenheiten. Ob nun im ältesten uns bekannten Werk der Weltliteratur der namensgebende König Gilgamesch bis an die Grenzen des Welt vordringt, um dort die Unsterblichkeit zu suchen, ob im frühmittelalterlichen Hildebrandslied der Sohn den Vater um dessen Ehre willen zum Kampf herausfordert, oder ob im so wirkmächtigen Nibelungenlied das Streben nach Liebe und Macht zu Treuebruch, Verrat und unabwendbarem Untergang führt – erzählt werden heroische Taten, die im jeweiligen kulturellen Gedächtnis in Erinnerung bleiben und der Vergewisserung kollektiver Wertvorstellungen dienen können. Dabei gewähren aber vielleicht noch mehr als die behandelten Themen die spezifischen narrativen Verfahren Einblick in fremde und doch nicht ganz verblichene Kulturen, gründen doch auch sie auf einer eigenen, dem jeweiligen Welt- und Menschenbild entsprechenden Logik. Und vermutlich resultieren gerade hieraus die sich dem heutigen Leser vornehmlich älterer Epen nahezu unweigerlich einstellenden Irritationen, die die Texte fremd und auch unlogisch erscheinen lassen, bis kaum mehr nachzuvollziehen ist, was sich hier überhaupt wie und warum ereignet.
Das Seminar will sich dieser vermeintlichen Unlogik stellen und diese vielmehr als eine „andere Logik“ begreifen und zu beschreiben suchen. Dabei treten kulturspezifische Vorstellungen in den Fokus, von Einzelnem und Kollektiv, von Gemeinschaft stiftenden Werten wie Liebe, Macht und Tod; vor allem aber Fragen auch nach deren Vermittlung im Erzählen, etwa mit Blick auf Erzählsituationen (zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit), Figuren (Held und Heros) oder Handlung (Motivation und Schema). Anhand von Beispielen aus der sogenannten Dietrichepik sowie des Nibelungenlieds wird am Schnittpunkt von literarischer Anthropologie und historischer Narratologie somit den Eigenlogiken eines Erzählens nachzugehen sein, für das ganz aktuell der Begriff des „epischen“ Erzählens vorgeschlagen wird (Müller 2017). Die regelmäßige und aktive Teilnahme im Seminar wird ebenso erwartet wie vorab die Lektüre des Nibelungenlieds.
Textgrundlage: Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Nach der Handschrift B hrsg. von Ursula Schulze. Ins Neuhochdeutsche übersetzt und kommentiert von Siegfried Grosse. Stuttgart 2011 (= RUB 18914). Ein Reader mit weiteren, das Seminar begleitenden Texten (in Auszügen und Übersetzung) wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

098155 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 12–14 Uhr
SH 19

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 


 

Wintersemester 2016/17


096235 – Seminar
Master of Arts
Master of Education
Interdisziplinäre Mittelalterstudien (Medieval Studies)
Spiegel in Literatur und Kultur der Vomoderne
Di 14–16 Uhr
SH 010

„In der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL ist zu lesen …“ So oder ähnlich beginnen immer wieder Meldungen, die auf Enthüllungen verschiedenster Skandale aufmerksam machen – ein Nachrichtenmagazin hält der Gesellschaft gleichsam den Spiegel vor. Dabei versprechen metaphorische Wendungen wie diese, angeblich Klarheit über etwas zu schaffen, was sonst unerkannt oder verborgen bleibt. Was sieht man also, wenn man in den Spiegel blickt, oder wenn man gar darin lesen möchte? Ein Wirklichkeit, die sich entzieht? Ein Ideal, doch seitenverkehrt? Das Seminar möchte diesen Fragen anhand verschiedener Beispiele aus der Vormoderne nachgehen, zumal die Antworten überraschend unterschiedlich ausfallen. Sieht der selbstverliebte Narziss sich schon im Mythos bekanntermaßen selbst, sehen andere dagegen nicht sich, dafür die künftige Braut. Wieder andere blicken in ferne Gegenden und fremde, verkehrte Welten und überschreiten so Grenzen von Raum und Zeit. Spiegel eröffnen nicht nur Reflexionen über Liebe und Identität, sondern ebenso Zugänge zu (anderen) Realitäten und Ideologien. Nicht von ungefähr reizen Spiegel seit jeher zu gesellschaftlichen und auch poetologischen Reflexionen, bis Texte selbst gar zu Spiegeln werden, oder Spiegelschriften Geheimes offenbaren.
Im Seminar sollen ganz unterschiedliche Texte vornehmlich der deutschen Literatur des Mittelalters in Auszügen gelesen werden (vom Minnesang über den höfischen Roman bis hin zu solchen der sogenannten Speculum- und Vanitas-Literatur, auch Einblattdrucke und Inschriften), um am Schnittpunkt von Anthropologie und Medientheorie, Poetologie und Semiotik sich dem Phänomen Spiegel in einer stark visuell geprägten Kultur zu widmen. Die materielle Kultur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit soll dabei ebenso in den Blick genommen werden wie deren Reflexe in bildender Kunst und Moderne.
Ein Reader mit Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

096168 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 12–14 Uhr
SH 116

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 


 

Sommersemester 2016


094178 – Seminar
Aufbaumodul Literatur
Konrad von Würzburg
Mo 14–16 Uhr
SH 05

Wohl kaum ein anderer deutschsprachiger Dichter des Mittelalters kann ein vergleichbar umfassendes wie vor allem vielseitiges Oeuvre epischer und lyrischer Werke aufweisen wie Konrad von Würzburg. Dazu kommen die überdurchschnittlich vielen Lebenszeugnisse, die uns das Bild eines vielbeschäftigten, vielleicht des erfolgreichsten Dichters der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zeichnen. Dabei sind es nicht nur die großen Romane, die eine nachhaltige Wirkung ausgeübt haben, gerade auch die kleineren Erzählungen und Legenden gehören zu den bis heute meistgelesenen Texten des Mittelalters. Sei es das nur auf den ersten Blick grotesk anmutende „Herzmaere“, in dem das Herz des Geliebten mit feinen Gewürzen zum Mahl zubereitet wird, sei es die Geschichte von „Der Welt Lohn“, in der die schönste aller Frauen sich als von Ungeziefer und Gewürm zerfressen vor dem schwärmenden Ritter entpuppt, oder die Legende „Pantaleon“, in der aus dem abgeschlagenen Kopf des Heiligen Milch statt Blut fließt – stets verhandelt Konrad mehr als nur eigenartige Geschichten, sondern reflektiert zugleich auch Möglichkeiten der Literatur, unbeschreibbare menschliche Erfahrungen in bildgewaltige Worte zu fassen. Daneben treten mit dem „Heinrich von Kempten“, dem „Engelhard“ oder dem „Schwanritter“ romanhafte Erzählungen, die mitunter an alte Motivtraditionen anknüpfen und mit Liebe, Freundschaft und Identität Grundkoordinaten nicht nur der mittelalterlichen Gesellschaft und Kultur abstecken.
Im Zentrum des Seminars soll die Lektüre vor allem der kleineren Erzählungen Konrads von Würzburg stehen. Dabei stehen Fragen nicht nur zur Gattungsbestimmung und ihrer Grenzen zur Diskussion, sondern gerade auch zu ihrer Poetik und kulturellen Kontextualisierung. Schließlich mag auch die Vielseitigkeit des Werkes Anreiz bieten, einem ebenso faszinierenden wie irritierenden mittelalterlichen Autorprofil nachzuspüren. Begleitend zum Seminar findet eine Übung statt, die zum Verfassen einer Hausarbeit vorbereitet.

Textgrundlage im Seminar: Konrad von Würzburg: Heinrich von Kempten. Der Welt Lohn. Das Herzmaere. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Mittelhochdeutscher Text nach der Ausgabe von Edward Schröder. Übersetzt, mit Anmerkungen und einem Nachwort versehen von Heinz Rölleke. Stuttgart: Reclam 2013 (RUB 2855).
Weitere ausgewählte Texte Konrads von Würzburg werden in einem Reader zusammengestellt, der zu Semesterbeginn vorliegen wird.
Zur vorbereitenden und begleitenden Lektüre wird empfohlen: Rüdiger Brandt: Konrad von Würzburg. Kleinere epische Werke. 2., neu bearbeitete und erweiterte Aufl. Berlin: Erich Schmidt Verlag 2009 (Klassiker-Lektüren. 2).

094179 – Übung
Aufbaumodul Literatur
Exemplarische Textanalysen
Di 16–18 Uhr
SH 06

Die Übung ist dem Seminar „Konrad von Würzburg“ zugeordnet und soll dieses in methodischer und praktischer Hinsicht ergänzen. Im Seminar besprochene Einzelaspekte können dabei vertieft, verfolgte wissenschaftliche Ansätze und Methoden darüber hinaus kritisch reflektiert und auf ihren Ertrag hin hinterfragt werden. Im Zentrum wird dabei stets die eigene praktische Arbeit stehen. In gemeinsamer Auseinandersetzung mit der Vorbereitung, Durchführung und Präsentation von Referaten und Hausarbeiten sollen Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens eingeübt und gefestigt werden.

 


 

Wintersemester 2015/16


092018 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 12–14 Uhr
SH 05

092094 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Di 14–16 Uhr
SH 10

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 



Sommersemester 2015

091562 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 14–16 Uhr
SH 19

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

091888 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Bild und Figur
Di 16–18 Uhr
SH 05

In höfischen Romanen des 13. Jahrhunderts wird immer wieder und auffallend häufig von Begegnungen erzählt, die Figuren mit Bildern haben. In Heinrichs von dem Türlin Roman Diu Crône etwa findet der Artusritter Kaye in einer Kapelle ein bild und ein geschicht, daz nâch einem menschen was gestalt (29025 f.); und Kaye zerschlägt es, denn er suochte dar inne daz bluot. daz riet ime sîn vreveler muot (29032 f.). Die Situation ist natürlich befremdlich: Wer sucht schon Blut in einer Figur, auch wenn sie menschenähnlich ausgeführt ist? Aber ist das eigentlich Befremdliche nicht vielmehr die Annahme eines inneren Ratgebers? Versteht man dies bildlich, klärt sich natürlich einiges. Aber wer ist dann das Bild und wer die Figur? Wer wird bluten, wenn man ihn schlägt?
Anhand ausgewählter Szenen ganz verschiedener Romane möchte das Seminar dem im 13. Jahrhundert überaus komplexen und von den Dichtern auf vielfältige Weise produktiv gemachten Verhältnis von Bild und Figur genauer nachgehen, das nicht zuletzt eine auch historische Perspektive auf „ausgefeilte“ Poetologien eröffnen soll. Dabei wird vor allem die Frage nach metaphorischer Rede im höfischen Erzählen im Fokus stehen, womit aber Fragen nach Körperlichkeit und Bildlichkeit in der Vormoderne ganz allgemein berührt sind wie solche auch nach einer spezifischen literarischen Anthropologie. Das Seminar richtet sich an Studierende, die in aktiver Beteiligung am Seminargespräch ihre literaturtheoretischen Kenntnisse vertiefen und neuere, auch bildwissenschaftlich orientierte Ansätze diskutieren und erproben wollen.
Ein Reader mit den für die einzelnen Sitzungen vorzubereitenden Texten (mhd. Primärliteratur sowie Forschungsliteratur!) wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 



Wintersemester 2014/15


092120 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 12–14 Uhr
SH 06

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

092427 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Erzählen von Alexander dem Großen
Di 16–18 Uhr
SH 116

Alexander der Große war nicht nur in der Geschichte eine der großen Figuren, vor allem in der Literatur des Mittelalters kann er geradezu als Inbegriff einer unvergleichlich schillernden Figur gelten, von der ungemein viel zu erzählen war: von seiner Ausbildung durch Aristoteles, von seinem ungemeinen Wissensdurst, von seinen Eroberungszügen durch die nahezu gesamte bekannte Welt, von Historischem, Wunderbarem, Fantastischem. Über den spätantiken Roman des 3. Jahrhunderts verbreitet sich der Stoff bald über ganz Europa, bis schließlich im 12. Jahrhundert die unterschiedlichsten volkssprachigen Fassungen vorliegen. Das große Interesse an Alexander dem Großen mag vielleicht darin liegen, dass sich im Blick auf die Welt, verbunden stets mit dem Blick auf den einzelnen Menschen, Grenzen ausloten und auch überschreiten ließen. So ist Alexander eben nicht nur ein idealer Herrscher, der ein Weltreich gründet und bis zu den Toren des Paradieses vordringt, er ist dann auch der maßlose Vernichter, der selbst noch das Paradies erobern möchte. Das Seminar möchte dieser Vielgestaltigkeit der Figur sowie des Erzählens von Alexander dem Großen nachgehen und ausgehend von der ersten deutschen Bearbeitung durch den Pfaffen Lambrecht aus der Mitte des 12. Jahrhunderts auch ganz andere Bearbeitungen noch bis ins späte Mittelalter verfolgen.
Textgrundlage (vor Beginn des Semesters zu lesen!): Pfaffe Lambrecht: Alexanderroman. Mittelhochdeutsch/neuhochdeutsch. Hrsg., übersetzt und kommentiert von Elisabeth Lienert. Stuttgart 2007 (RUB18508). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.
Zur erwarteten Vorbereitung des Seminars dienen die einschlägigen Kapitel in: Elisabeth Lienert: Deutsche Antikenromane des Mittelalters. Berlin 2001.

 



Sommersemester 2014


091355 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 14–16 Uhr
SH 05

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

091575 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Wolfram von Eschenbach: Parzival
Di 16–18 Uhr
SH 116

Was ist Haken schlagende Schwarz-Weiß-Malerei? Was haben ein Spiegel und der Traum eines Blinden gemeinsam? Wem wachsen schon Haare auf den Handflächen? – Wolfram von Eschenbach bemüht eigenartige Bilder, um in seine Erzählung von Parzival einzuführen. Und durchaus eigenartig verläuft auch dessen Geschichte. In der Waldeinsamkeit von Soltane wächst Parzival auf, fern jeglicher Zivilisation und höfischer Bildung, in Unkenntnis selbst des eigenen Namens. Doch als ihm gottesgleich strahlende Ritter erscheinen, will auch er an den Artushof und fortan Abenteuer bestehen. Und so beginnt ein von schicksalhaften Begegnungen begleiteter Weg, der selbst nur Anfang ist einer langen Suche nach Ritterschaft und Liebe, nach Herkunft und Erlösung, schließlich nach dem wundersamen, zugleich sichtbaren wie unsichtbaren Gral, verborgen und präsentiert im Zauberschloss von Munsalvaesche. Wie kein anderer Roman des Mittelalters entwirft der „Parzival“ dabei ein Geflecht von Fragen nach den Bedingungen von Kultur und Enkulturation, nach den Grenzen auch des Eigenen und des Fremden und nicht zuletzt nach den Grundlagen von Wahrnehmung und Erkenntnis. Und der Roman lässt darüber hinaus – vielleicht aber gerade auch deshalb – eine ganz eigene Bildwelt aufscheinen, die zugleich rätselhaft wie faszinierend ist und den Leser wie dann auch den Literaturwissenschaftler geradezu herausfordert. Das Seminar möchte sich dieser Herausforderung stellen und dieser von Ambiguitäten geprägten Bildwelt nachspüren. Ansätze einer literarischen Anthropologie sollen dabei mit solchen einer Bild-Anthropologie ergänzt werden, um im Fluchtpunkt der Diskussion der spezifischen Poetik Wolframs das Haar aus der Innenseite der Hand reißen zu können (… um vorerst im Bild zu bleiben).
Voraussetzung zur Teilnahme am Seminar ist die Übernahme eines Referats sowie die Bereitschaft zur eigenständigen Beschäftigung mit dem mittelhochdeutschen Roman, dessen abgeschlossene Lektüre bis zum Beginn des Semesters erwartet wird.
Textgrundlage ist: Wolfram von Eschenbach: Parzival. Mittelhochdeutscher Text nach der Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzung und Nachwort von Wolfgang Spiewok. 2 Bde. Stuttgart 2007 (RUB 3681 und 3682).
Zur (vorab) begleitenden Lektüre werden empfohlen die einschlägigen Kapitel in: Joachim Bumke: Wolfram von Eschenbach. 8., völlig neu bearbeitete Aufl. Stuttgart 2004 (Sammlung Metzler. Bd. 36).

 



Wintersemester 2013/14


091854 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 14–16 Uhr
SH 06

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec. Hrsg. von Manfred Günter Scholz. Übersetzt von Susanne Held. Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20). Ein Reader mit weiteren Texten zum Seminar wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

092171 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Fortunatus
Mi 12–14 Uhr
SH 116

Der frühneuhochdeutsche Prosaroman „Fortunatus“, 1509 anonym in Augsburg erschienen, gilt gemeinhin als der erste deutschsprachige Roman, der auf keiner Vorlage beruht. Erzählt wird in einer Fülle von Einzelhandlungen und Episoden die Geschichte vom Aufstieg und Niedergang einer Familie. Auf die Karriere des Fortunatus, der von einer Glücksfee mit einem niemals versiegenden Geldsäckel begünstigt zu unermesslichem Reichtum gelangt und nicht zuletzt mit Hilfe eines magischen Wunschhütleins nahezu die gesamte Welt bereist, folgt das Scheitern der Söhne im Umgang mit dem Erbe, folgen Liebesabenteuer, Intrigen und Verzweiflung über das Schicksal. Im Roman verbinden sich unterschiedlichste, mitunter konventionelle Erzählmuster und altbekannte Märchenmotive mit einem auf Erfahrung beruhenden und Authentizität vermittelnden Weltentwurf, der jedoch kaum mehr eine zuverlässige Ordnung zu garantieren verspricht. Literarische Traditionen werden zwar aufgerufen, doch werden sie ebenso unterlaufen und abgewiesen und eröffnen dem frühmodernen Roman nicht zuletzt neue Möglichkeiten fiktionalen Erzählens. So lassen die im Erzählen verhandelten Fragen nach Ökonomie, nach Mobilität und individueller Verantwortung in einer zunehmend kontingent und pluralistisch erscheinenden Welt den Roman nachgerade als Dokument einer Modernisierung und Globalisierung am Übergang zur Neuzeit lesen. Im Seminar soll diesen Fragen kritisch nachgegangen werden, zumal neueste Forschungen den auch in der germanistischen Literaturwissenschaft fest tradierten Vorstellungen eines epochalen Umbruchs im 16. Jahrhundert zunehmend mit Skepsis begegnen.
Eine vertiefte Textkenntnis wird schon zu Semesterbeginn vorausgesetzt. Textgrundlage: Fortunatus. Studienausgabe nach der Editio Princeps von 1509. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. Stuttgart 1981 (Reclams Universal-Bibliothek. 7721).

 



Sommersemester 2013


091061 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Di 14–16 Uhr
SH 017

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec, hg. v. Manfred Günter Scholz, übers. v. Susanne Held, Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20).

091829 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Prosaroman der Frühen Neuzeit: Die schöne Magelone
Mo 14–16 Uhr
SH 011

In nur wenigen Jahren seit dem Erstdruck 1535 erfuhr die Geschichte vom Grafen Peter von Provence und der schönen neapolitanischen Königstochter Magelone zahlreiche Neuauflagen, verschiedene Bearbeitungen im Lied und für die Bühne. Zeitnahe Übersetzungen in nahezu alle wichtige Sprachen Europas zeugen von der ungemeinen Popularität des Stoffes. Veit Warbeck hatte die Geschichte seinerseits aus dem Französischen übersetzt und den Roman vermutlich aus Anlass einer Hochzeit am kursächsischen Fürstenhof niedergeschrieben. Dabei handelt die Geschichte doch von Entführung und Flucht aus der Heimat, von der schmerzlichen Trennung der Liebenden, von Peters Irrfahrten bis an den Hof des Sultans von Alexandria, während Magelone ihr Leben als Stifterin eines Spitals in Frankreich fristet. Aber die Geschichte handelt eben auch von einer Liebe, die sich über die leidvoll erfahrene, über viele Länder und Jahre sich erstreckende Trennung bewährt.
Vielleicht ist es gerade diese Mischung aus Abenteuer- und Liebesroman, die dem Prosaroman diesen Erfolg bescherte, eine Mischung, die altbewährte Erzähltraditionen und noch orientalische Motive aus Tausendundeiner Nacht aufgreift, diese neu arrangiert und in ein Weltbild integriert, das nicht nur der humanistisch geprägten Hofkultur des 16. Jahrhunderts gerecht wird. Denn auch das Märchenhaft-Exotische wie vor allem die passioniert erfahrene Liebe legten den Grundstein für eine noch bis ins späte 20. Jahrhundert anhaltende Rezeption, deren prominenteste Beispiele sicherlich die Neubearbeitungen Ludwig Tiecks oder auch Peter Bichsels und Martin Walsers sind.
Im Seminar soll der Prosaroman Veit Warbecks in dieser doppelten Perspektive auf das Alte und das Neue hin gelesen und analysiert werden. Gerade im Vergleich mit anderen Bearbeitungen des Stoffes, von der mittelhochdeutschen Erzählung des Busant über frühneuhochdeutsche Bühnenfassungen bis zur modernen Parodie, kann so eine Standortbestimmung des Prosaromans am Übergang vom späten Mittelalter zur Frühen Neuzeit vorgenommen werden.
Ein Reader mit den für das Seminar zu lesenden Primärtexten wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 



Wintersemester 2012/13


091283 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Mo 12–14 Uhr
SH 017

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec, hg. v. Manfred Günter Scholz, übers. v. Susanne Held, Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20).

091829 – Übung
Vertiefungsmodul Literatur
Formen narrativer Visualisierung in der höfischen Epik
Mi 14–16 Uhr
SH 019
Nicht erst mit Blick auf unsere unmittelbare Gegenwart ist immer wieder betont worden, dass Bilder maßgeblich an der Vermittlung des Kulturellen partizipieren. Bilder eröffnen die Möglichkeit kulturelle Grenzen zu überwinden und im Wortsinne einen Einblick in das Vertraute aber auch vermeintlich Fremde oder Neue zu geben. Denkt man nur an den so genannten Arabischen Frühling der letzten Jahre, mag schnell deutlich werden, welchen Stellenwert Bilder nicht nur im privaten, sondern vor allem auch im öffentlichen Leben einnehmen. So kann Visualität geradezu als ein Kernmoment des Kulturellen gelten, insofern Bilder unsere Vorstellung von Welt maßgeblich beeinflussen, wenn nicht überhaupt erst konstituieren.
Auch die uns so fremdvertraute Kultur des Mittelalters ist von daher immer wieder vor diesem Hintergrund zu beschreiben versucht worden, sei es unter Betonung repräsentativer Funktionen von Kunst, sei es im Erforschen einer am Gegenständlichen orientierten Sachkultur oder im weiteren Sinne unter dem Schlagwort einer Kultur der Präsenz. Neben Alltagsobjekten und Artefakten der bildenden Kunst hat auch die Literatur maßgeblichen Anteil daran, eine visuell erfahrbare Vergegenwärtigung der Kultur zu eröffnen. Doch Literatur entwickelt ganz eigene Strategien, um im Erzählen und durch Erzählen Sichtbarkeit zu inszenieren und herzustellen. Diesen Strategien soll in der Übung nachgegangen werden. Verschiedene mittelhochdeutsche Texte vornehmlich aus der höfischen Literatur aber auch Texte aus anderen pragmatischen Zusammenhängen, etwa religiöser Erfahrung oder fürstlicher Lehre, sollen hierfür gemeinsam gelesen und besprochen werden. Die Übung kann damit einen Einblick gewähren in Grundlagen einer historischen Narratologie und darüber hinaus in Leitfragen gegenwärtiger Kulturtheorien einführen. Erwartet werden die Bereitschaft zur Lektüre mittelhochdeutscher Texte als auch literatur- und kunsttheoretischer Arbeiten sowie die Übernahme eines Referats.
Ein Reader mit Texten für die Übung wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 



Sommersemester 2012

090336 – Seminar
Grundlagenmodul Literatur
Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters
Di 16–18 Uhr
SH 017

Anhand von Hartmanns von Aue Erec und Auszügen weiterer mittelhochdeutscher Texte soll in die deutsche Literatur des Mittelalters wie in ihren kulturhistorischen Kontext eingeführt werden.
Textgrundlage: Hartmann von Aue: Erec, hg. v. Manfred Günter Scholz, übers. v. Susanne Held, Frankfurt a. Main 2007 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch 20).

090632 – Übung
Vertiefungsmodul Literatur
Erzählmuster in der sog. Spielmannsdichtung
Mo 16–18 Uhr
SH 116

Als Spielmannsepen bezeichnet die Forschung eine Gruppe anonym überlieferter heterogener Erzählungen vorwiegend des 12. Jahrhunderts, die sich einer genaueren Klassifizierung ebenso verweigern wie sie selbst von einer solchen Fülle von Gegensätzen geprägt sind, dass sie zunächst verwundern mögen, mitunter auch skurril erscheinen: So wird von Brautentführungen am Hof von Konstantinopel erzählt, von tanzenden und wütenden Riesen, von kaiserlichen Reichstagen in Aachen und Speyer, von Verkleidungslisten, Betrug, Verrat und Bußfahrt, schließlich vom Magnetenberg und orientalischen Wundervölkern, von Wesen, die halb Mensch, halb Tier sind.
Wollte die ältere Forschung diesen Erzählungen einen nur geringen künstlerischen Anspruch zuerkennen und sie als volksnahe, von fahrenden Spielleuten vorgetragene Dichtungen von einer vermeintlich homogenen hohen Literatur absetzen, widmet sich die neuere Forschung vielmehr ebensolchen Gegensätzen, um sie geradezu im Modus des Dazwischen zu beschreiben, zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, zwischen Reichsgeschichte und Wunderglaube, zwischen Geistlichem und Weltlichem, zwischen Vorhöfischem und Höfischem. Die Übung möchte über solche Dichotomisierungen hinausgehen und je spezifische und allgemeine Muster im Erzählen aufdecken. Erzählschemata auf mikro- wie makrostruktureller Ebene sollen dabei ebenso in den Blick genommen werden wie verschiedene Modi zur Darstellung des Fremden und des Eigenen. Anhand der mittelhochdeutschen Epen König Rother und Herzog Ernst sollen so literaturwissenschaftliche Ansätze einer historischen Narratologie vertieft und auf ihren Ertrag zum Verständnis mittelalterlicher Literatur hin kritisch überprüft werden.
Textgrundlage: König Rother. Mittelhochdeutscher Text und neuhochdeutsche Übersetzung von Peter K. Stein, hg. v. Ingrid Bennewitz, Stuttgart 2000 (= RUB 18047); Herzog Ernst. Ein mittelalterliches Abenteuerbuch, hg. u. übers. v. Bernhard Sowinski, Stuttgart 2009 (= RUB 8352).

 



Wintersemester 2011/12

091664 – Seminar
Aufbaumodul Literatur
Der Lanzelet Ulrichs von Zatzikhoven
Mo 16–18 Uhr
SH 011

Auf einer gläsernen Insel wächst der einst von einer Fee entführte Knabe Lanzelet in der Obhut von 10.000 liebreizenden Frauen und im Glück des ewigen Frühlings auf, doch kennt er weder seine Herkunft noch kennt er seinen Namen, er weiß auch nichts von Ritterschaft. So bricht er im Alter von 15 Jahren eigenmächtig in die Welt auf, um all dies zu erfahren: In einer Reihe phantastischer Aventiuren kämpft er gegen Zauberer und Riesen, verführt eine Dame nach der anderen, bis er schließlich die schönste für sich gewinnen kann und als namhafter Held in den Kreis der Artusritter aufgenommen wird. Doch muss er dann die Königin befreien, durch die Wildnis irren und zu guter Letzt noch einen Drachen küssen ...
Der um 1200 entstandene Lanzelet Ulrichs von Zatzikhoven hat eine bereits im Mittelalter zu greifende Wertschätzung erfahren und noch heute mag der Stoff von Hollywood aus ein Millionenpublikum erreichen. Dem stand lange Zeit ein bisweilen offen abwertendes Urteil seitens der germanistischen Forschung gegenüber, die mit einer vermeintlich „seriellen Polygamie“ in einer sinnlosen „Reihung von bunten Aventiuren“ nichts anzufangen wusste. Diesen widersprüchlichen Einschätzungen soll im Seminar nachgegangen werden. Hierfür gilt es den Roman unvoreingenommen zu lesen und die Forschung kritisch zu reflektieren. Fragen nach Diskursivierungen von Ritterschaft und Minne, nach narrativen Entfaltungen von Identität und Gesellschaft, schließlich nach möglichen Interdependenzverhältnissen von höfischer Kultur und einer von mythischen Vorstellungen durchsetzten Erzähltradition sollen die Diskussion im Seminar leiten, um auch eine literarhistorische Standortbestimmung im Umfeld des so genannten klassischen Artusromans vornehmen zu können.
Textgrundlage ist die bei deGruyter im Taschenbuch erschienene Ausgabe: Ulrich von Zatzikhoven: Lanzelet. Text, Übersetzung, Kommentar. Studienausgabe, hg. v. Florian Kragl, Berlin/New York 2009.

091679 – Übung
Aufbaumodul Literatur
Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben
Mi 14–16 Uhr
SH 011

Die Übung ist dem Seminar „Der Lanzelet Ulrichs von Zatzikhoven“ im Aufbaumodul Literatur zugeordnet und soll dieses in methodischer und praktischer Hinsicht ergänzen. Im Seminar besprochene Einzelaspekte können dabei vertieft, verfolgte wissenschaftliche Ansätze und Methoden darüber hinaus kritisch reflektiert und auf ihren Ertrag hin hinterfragt werden. Im Zentrum wird dabei stets die eigene wissenschaftliche Arbeit stehen. In gemeinsamer Auseinandersetzung mit der Vorbereitung, Durchführung und Präsentation von Referaten bzw. Hausarbeiten sollen Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens eingeübt und gefestigt werden.

 



Sommersemester 2011

091680 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Märendichtung
Mo 14–16 Uhr
SH 018

Unter den Begriff Märe subsumiert die germanistische Forschung eine Vielzahl weltlich-profaner Kurzerzählungen, die sich vor allem im späten Mittelalter einer großen Beliebtheit erfreuten. Vielleicht mag es an den mitunter skurrilen Geschichten liegen, die von Liebe, Treue, Rechtschaffenheit handeln, letztlich aber ins Frivole, Obszöne, Groteske abdriften, bis am Ende nurmehr ein – fragwürdiges – Gelächter bleibt. In geradezu lustvoller Freude am Erzählen über Gewitzte und Gehörnte entwerfen diese Texte ganz eigene Logiken, um gesellschaftliche Normen und Normabweichungen sowie auch Möglichkeiten des Erzählens zu reflektieren. Im Seminar soll diesen Logiken nachgespürt werden, die sich um eine Fülle von Stoffen, Themen und Motiven kreisen und zu immer neuen Herausforderungen für den Interpreten werden. Vor diesem Hintergrund sollen verschiedene literaturwissenschaftliche Ansätze erprobt und vertieft werden, um schließlich eine Perspektive auf die europäische Novellistik zu eröffnen, die mit Boccaccios Decamerone ihren ersten Höhepunkt fand.
Textgrundlage im Seminar ist die inzwischen im Taschenbuch erhältliche Ausgabe: Novellistik des Mittelalters, hg., übersetzt u. kommentiert v. Klaus Grubmüller, Berlin 2011 (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch, Bd. 47).

091747 – Übung
Vertiefungsmodul Literatur
Erzählen vom Tod
Mo 16–18 Uhr
SH 116

In seinem berühmten Essay „Der Erzähler“ von 1936 stellt Walter Benjamin einen Zusammenhang her zwischen einem kulturhistorisch sich verändernden Umgang mit dem Tod und dem beobachtbaren Verlust einer Kunst des Erzählens. In einer modernen, auf den medialen Austausch objektiver Informationen ausgerichteten Welt gerate die Fähigkeit zu erzählen aufgrund eines zunehmenden Mangels unmittelbarer Erfahrung immer mehr in Vergessenheit. Nicht zuletzt infolge des steten Hinausdrängens und Verdrängens des Todes aus dem Leben der Menschen verliere sich jegliche Möglichkeit des Erzählens, da dieses aus der Erfahrung des Endes erst eine die Zeit überdauernde Form erhalte.
Am Schnittpunkt von anthropologischer Erfahrung und kulturellem Umgang mit dem Tod sollen in der Übung Erzählungen aus dem Mittelalter gelesen werden, die je andere Perspektiven auf Sterben und Tod eröffnen. Im Zentrum werden dabei Fragen nach spezifisch narrativen Mustern im Erzählen vom Tod stehen, ob in höfischer Literatur oder auch in klerikalen oder historiographischen Texten. Neben zahlreichen Toten (Tristan und Isolde, Siegfried, König Artus oder auch Kaisern wie Karl der Große oder Friedrich Barbarossa) geraten dabei auch verschiedene erzählte Tode in den Blickpunkt (Liebestod, Heldentod, Märtyrertod sowie der vorbildliche oder auch der sinnlose Tod). Die Übung soll schließlich einen kulturwissenschaftlichen Zugang zur Literatur vertiefen sowie einen Überblick über verschiedene Texte und Gattungen des Mittelalters vermitteln.
Ein Reader mit Texten für die Übung wird zu Beginn des Semesters vorliegen.

 



Wintersemester 2010/11

091165 – Seminar
Aufbaumodul Literatur
Das Nibelungenlied
Mo 14–16 Uhr
SH 011

Wie wohl kein anderes mittelalterliches Epos übt das Nibelungenlied bis heute eine ebenso große Faszination aus wie es in seiner jahrhundertelangen Rezeption zu immer neuen Bearbeitungen angeregt hat. Ob in volkstümelnder Verklärung, politischer Instrumentalisierung oder ästhetischer Überhöhung noch in Verfilmungen des 20. Jahrhunderts, meist forderte es zu einer Auseinandersetzung mit Extremen heraus. Das Seminar verfolgt das Ziel, das um 1200 geschriebene, mittelhochdeutsche Epos vom Drachentöter Siegfried und dem Untergang der Burgunden hingegen als eine Geschichte zwischen den Extremen von Liebe und Verrat, Treue und Intrige, höfischem Ideal und archaischer Gewalt zu lesen. Entlang der einzelnen Aventiuren sollen so zunächst einzelne Szenen und Handlungssequenzen besprochen werden, um über die nähere Untersuchung narrativer Gestaltungen an der Grenze zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Sagenerinnerung und Geschichtsüberlieferung, Bearbeitung und Rezeption das anscheinend genuin „Nibelungische“ kritisch zu hinterfragen.
Textgrundlage: Das Nibelungenlied. Mhd., nhd. Nach dem Text v. Karl Bartsch u. Helmut de Boor ins Nhd. übers. u. kommentiert v. Siegfried Grosse, Stuttgart 2003 (= RUB 644). Zur einführenden und begleitenden Lektüre wird empfohlen: Jan-Dirk Müller: Das Nibelungenlied, 3., neu bearb. u. erw. Aufl., Berlin 2009.

091165 – Übung
Aufbaumodul Literatur
Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben
Mi 12–14 Uhr
SH 011

Die Übung ist dem Seminar „Das Nibelungenlied“ im Aufbaumodul Literatur zugeordnet und soll dieses in methodischer und praktischer Hinsicht ergänzen. Im Seminar besprochene Einzelaspekte können dabei vertieft, verfolgte wissenschaftliche Ansätze und Methoden darüber hinaus kritisch reflektiert und auf ihren Ertrag hin hinterfragt werden. Im Zentrum wird dabei stets die eigene wissenschaftliche Arbeit stehen. In gemeinsamer Auseinandersetzung mit der Vorbereitung, Durchführung und Präsentation von Referaten bzw. Hausarbeiten sollen Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens eingeübt und gefestigt werden.

092358 – Seminar
Master of Education – Profilmodul Literatur
Master of Arts – Mastermodul Deutsche Literatur
Helden und Heilsbringer in der Literatur des Mittelalters
Di 14–16 Uhr
SH 118

Mit dem ‚Erec‘ Hartmanns von Aue liegt der erste klassische Artusroman in deutscher Sprache vor. Auf seinem langen Aventiureweg durch den Wald muss der Held gegen Riesen und Zwerge kämpfen und gegen teufelsgleiche Gegner antreten, um bedrohte Menschen zu erretten und die Ehre des Hofes wieder herzustellen. Kämpft der arthurische Held repräsentativ für die höfische Ordnung weist er als gleichsam wundertätiger Heilsbringer über diese bereits hinaus. In den legendarischen Werken ‚Gregorius‘ und ‚Armer Heinrich‘ schließt Hartmann hieran an, ohne jedoch den höfisch-ritterlichen Rahmen zu verlassen. Im Seminar sollen ausgehend vom Werk Hartmanns von Aue Fragen nach der Figurenkonstitution in höfischen Erzähltexten gestellt werden. Dabei gilt es neben den inhaltlichen Bedingungen von Held und Heiligem vor allem auch den narrativen Konstruktionen der Figuren in Roman und Legende nachzugehen.
Als Textgrundlage empfohlen werden die kommentierten Ausgaben: Hartmann von Aue: Erec, hg. v. Manfred Günter Scholz, übers. v. Susanne Held, Frankfurt a. Main 2004; Hartmann von Aue: Gregorius. Der arme Heinrich. Iwein, hg. u. übers. v. Volker Mertens, Frankfurt a. Main 2004.

 



Sommersemester 2010

092282 – Seminar
Vertiefungsmodul Literatur
Einführung in den Antikenroman: Der "Eneasroman" Heinrichs von Veldeke
Di 12–14 Uhr
SH 018

Wie kein anderer mittelhochdeutscher Roman des 12. Jahrhunderts gibt der "Eneasroman" Auskunft über seine Entstehung. Als unmittelbare Vorlage diente Heinrich von Veldeke der anonyme "Roman d'Eneas", der wiederum auf dem antiken Epos Vergils beruht. Heinrich von Veldeke wiedererzählt den Roman einerseits getreu der Geschichte des Helden Eneas, der auf Göttergeheiß aus dem brennenden Troja flieht, in die Unterwelt hinabsteigt, um schließlich in Italien eine neue Herrschaft anzutreten. Andererseits erzählt er mit einer neuen Einstellung und einem neuen Interesse an höfischen Themen wie Rittertum und Minne. Gottfried von Straßburg feiert ihn in seinem "Tristan" nicht zuletzt auch deshalb als den Begründer der höfischen Literatur.

Im Seminar soll der Roman nach einzelnen Figuren (Eneas, Dido, Lavinia, Camilla, Pallas), Szenen (Flucht aus Troja, Unterweltfahrt, Jagd- und Fensterszenen) und Themen (Herrschaft, Kampf, Liebe) textnah erschlossen werden. Übergeordnete Erscheinungsformen von Mythos und Geschichte, Genealogie und Individuation werden dabei den Rahmen bilden, um Grundlagen des mittelalterlichen Antikenromans zu erarbeiten.
Gute Textkenntnis für eine ertragreiche Diskussion im Seminar wird schon zum Semesterbeginn vorausgesetzt. Textgrundlage ist: Heinrich von Veldeke: Eneasroman. Mittelhochdeutsch - neuhochdeutsch. Nach dem Text von Ludwig Ettmüller ins Neuhochdeutsche übers., mit einem Stellenkommentar u. einem Nachwort v. Dieter Kartschoke, Stuttgart 1997 (= RUB 8303). Erwartet wird ebenfalls vorab die Lektüre der einschlägigen Kapitel in: Elisabeth Lienert: Deutsche Antikenromane des Mittelalters, Berlin 2001.