© Uni MS/Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO)

Wie viele Radfahrer dürfen auf der Brücke sein?

Universitätsgesellschaft Münster fördert das Math Bridges Camp 2018

Wie viel Gewicht muss eine Brücke durch die befestigten Liebesschlösser zusätzlich tragen? Wie hoch darf ein Zug sein, um eine Brücke zu unterqueren? Wie viele Radfahrer müssen sich auf einer Brücke befinden, um das zugelassene Gewicht von sechs Tonnen zu überschreiten? Solche alltagsnahen Schätzaufgaben, die in der Mathematik „Fermi-Aufgaben“ genannt werden, stehen im Mittelpunkt des internationalen Math Bridges Camps, das vom 25. bis 29. Juni 2018 an der WWU Münster stattfindet. Lehrende und Studierende der Mathematikdidaktik der WWU sowie von internationalen Partneruniversitäten entwickeln Fermi-Aufgaben zu zwölf Brückenmotiven aus den jeweiligen Herkunftsländern. Dazu gehören unter anderem die dos Arcos Brücke in Blumenau (Brasilien), die Glebovsky Brücke in Ryazan (Russland) und die Rio Grande Brücke in Atenas (Costa Rica). Der münstersche Mathematikdidaktiker Prof. Dr. Stanislaw Schukajlow und sein Team leiten die Workshops. Mit den Fermi-Aufgaben soll die Vielfalt alltagsbezogener mathematischer Fragestellungen veranschaulicht und das Ästhetische mit dem Mathematischen verknüpft werden. Die Ergebnisse werden in einem internationalen Mathe-Brücken-Kalender veröffentlicht.

Die Universitätsgesellschaft Münster e. V. fördert das Math Bridges Camp im Jahr ihres hundertjährigen Jubiläums als Leuchtturmprojekt. „Das Math Bridges Camp wirkt durch seine Internationalität weit über die WWU Münster hinaus“, betont Dr. Paul-Josef Patt, Vorsitzender der Universitätsgesellschaft. „Es freut uns, dass wir damit ein Projekt unterstützen, das auf sehr kreative Weise mathematische Fragestellungen anschaulich macht.“
Ziel des Workshops ist es auch, den direkten und praxisorientierten wissenschaftlichen Austausch zwischen den Forschern und Studierenden aus unterschiedlichen Ländern zu fördern. Darüber hinaus sollen die Teilnehmer für innovative Methoden der Wissenschaftskommunikation begeistert werden, mit deren Hilfe Berührungsängste mit der Wissenschaft im Allgemeinen und der Mathematik im Speziellen abgebaut werden können.

Zum Programm des Math Bridges Camps gehören auch Besuche bei einigen kulturhistorisch und architektonisch wichtigen Brücken im Münsterland, mit denen das Projekt „Mathe-Brücken“ der Arbeitsstelle Forschungstransfer der WWU im Jahr 2015 seinen Anfang nahm. Bedeutende Brücken der Region wurden seinerzeit als Inspirationsquellen für Mathematik im Alltag genutzt: Aus der Kombination von zwölf münsterländischen Brücken und den dazu entwickelten Fermi-Mathematikaufgaben entstand ein ewiger Wandkalender, der alle Bürger mit Rechenaufgaben an das heimische architektonisch-kulturelle Erbe in Form von Brücken heranführte. Der Kalender stieß auf große Resonanz.

Der Ansatz, die Wahrnehmung von kulturellem Erbe mit mathematikdidaktischen Methoden zu verbinden, erwies sich als international übertragbar: Schnell konnte die Arbeitsstelle Forschungstransfer Partneruniversitäten aus zwölf Ländern für den internationalen Mathe-Brücken-Kalender gewinnen.

Über den Kalender hinaus werden die Ergebnisse der internationalen Zusammenarbeit in Ausstellungen präsentiert: Die öffentliche Vernissage mit den Resultaten des Math Bridges Camps findet am Donnerstag, den 28. Juni 2018 um 18 Uhr in der Orangerie des Botanischen Gartens der WWU statt. Im Herbst 2018 wird eine Ausstellung im Stadthaus 3 der Stadt Münster den internationalen Mathe-Brücken-Kalender präsentieren. Großformatige Bilder der Brücken werden mit den alltagsbezogenen mathematischen Fragestellungen verknüpft. Die Besucher sind zwei Wochen lang eingeladen, sich rechnend über eine Vielzahl internationaler Brücken in die Welt zu begeben.

Wilhelm Bauhus, Anne Harnack, Christoph Wäsker

Der Artikel erschien in der Mai-Ausgabe des alumni|förderer-Magazins in der Universitätszeitung wissen|leben. Die vollständige Ausgabe finden Sie hier.