
Muslimisch-jüdischer Dialog verbindet Religionen
Die internationale Veranstaltung „Brücken in der Vielfalt: Muslime und Juden in Bosnien und Herzegowina“ hat am 3. Juli 2025 an der Universität Münster stattgefunden. Als Gäste waren aus Sarajevo eigens angereist: Igor Kožemjakin, Kantor (Chasan) der Jüdischen Gemeinde in Bosnien und Herzegowina, sowie Dr. Dževada Garić, Leiterin der Abteilung für internationale Zusammenarbeit im Rijaset der Islamischen Gemeinschaft BiH und Professorin an der SSST-Universität in Sarajevo.
Organisiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Mouhanad Khorchide (Zentrum für Islamische Theologie), Prof. Dr. Simone Sinn (Evangelisch-Theologische Fakultät) und Dipl.-Theol. Ludger Hiepel, M.A. (Katholisch-Theologische Fakultät und Beauftragter der Universität Münster gegen Antisemitismus). Gefördert wurde sie durch das Centrum für religionsbezogene Studien (CRS) der Universität Münster. Sie bot eine wichtige Plattform für grenzüberschreitenden Austausch und zeigte, dass gelebte Vielfalt – trotz aller Herausforderungen – möglich und bereichernd ist.
Austausch über Grenzen hinweg
Der Nachmittag begann mit einem interaktiven Workshop auf Englisch, der sich insbesondere an Studierende und Lehrende richtete. Unter dem Thema „Islamisch-jüdischer Dialog in Bosnien und Herzegowina – Erfahrungen, Herausforderungen und Perspektiven“ bot der Workshop Raum für Impulse und Austausch mit Gästen aus Bosnien und Herzegowina. Im Fokus standen die vielschichtige Geschichte des Miteinanders, aktuelle Initiativen zum interreligiösen Dialog sowie Fragen zu gesellschaftlichem Zusammenhalt in pluralen Kontexten.
Die anschließende öffentliche Podiumsdiskussion mit dem Titel „Gemeinsam aus der Vergangenheit lernen – Gemeinsam Zukunft gestalten“ wurde zweisprachig (Deutsch und Englisch) durchgeführt und richtete sich an ein breites Publikum. Die Podiumsgäste gaben persönliche und institutionelle Einblicke in den gelebten interreligiösen Alltag in Bosnien und Herzegowina. Sie zeigten auf, wie die dortige Tradition des jüdisch-muslimischen Zusammenlebens auch heute noch Impulse für den gesellschaftlichen Dialog und die Friedensarbeit geben kann.

In Vorträgen und Diskussionen wurde deutlich, dass das bosnische Modell des Zusammenlebens trotz (oder gerade wegen) seiner komplexen Geschichte als Inspirationsquelle für den Umgang mit Diversität in ganz Europa dienen kann. Der interreligiöse Dialog wurde dabei nicht als Selbstzweck verstanden, sondern ist als gelebter Alltag ein konkreter Beitrag zu Integration, Friedensförderung und demokratischer Resilienz.
Die Studierenden beteiligten sich aktiv am Austausch – ein deutliches Zeichen für das Interesse der jungen Generation an interreligiösen Themen. Auch aus der Politik sowie dem internationalen Umfeld war reges Interesse spürbar. Für die Studierenden bietet die Auseinandersetzung mit dem muslimisch-jüdischen Dialog in Bosnien und Herzegowina eine wertvolle Gelegenheit, die Vielfalt islamischer Traditionen in ihrer gelebten Realität kennenzulernen. Das bosnische Beispiel eines gelungenen Dialogs zwischen Muslimen und Juden kann dabei als zukunftsweisendes Modell auch für den deutschen Kontext dienen. Vor diesem Hintergrund ist für Herbst 2025 eine Fortsetzung des Dialogs in Münster geplant, um den begonnenen Austausch nachhaltig zu vertiefen.
Campus der Theologien und Religionswissenschaft in Münster
Auch im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung des Standorts Münster war die Veranstaltung bedeutsam: 2026 werden die katholische, evangelische und islamische Theologie sowie die Religionswissenschaft ein gemeinsames Gebäude beziehen – den Campus der Theologien und Religionswissenschaft. Die enge Kooperation von Vertreter:innen der beteiligten theologischen Fakultäten bei der Organisation dieser interreligiösen Veranstaltung unterstreicht das Ziel, den Dialog zwischen den Religionen auch institutionell zu fördern. Die Veranstaltung gibt damit einen weiteren wichtigen Impuls für künftige gemeinsame Aktivitäten und die Profilbildung des neuen Campus.
Text: Mouhanad Khorchide und Ludger Hiepel