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„Es ist mein Ziel, maligne Lymphome auf einer molekularen Ebene zu behandeln“

Im Labor mit Prof. Georg Lenz / Interviewreihe des Exzellenzclusters "Cells in Motion"
Georg Lenz
Prof. Dr. Georg Lenz, Cells-in-Motion-Professor und Leiter der „Translationalen Onkologie“ am Universitätsklinikum
© CiM - Peter Grewer

Mit welcher wissenschaftlichen Frage beschäftigen Sie sich aktuell?

Mein Forschungsteam und ich arbeiten an einer molekularen Charakterisierung bösartiger Erkrankungen mit einem besonderen Fokus auf malignen Lymphomen, also speziellen Arten von Lymphdrüsenkrebs, um bei betroffenen Patienten spezifischere Behandlungen zu ermöglichen. Dafür identifizieren wir Moleküle und Signalwege, die für die Entstehung von Lymphomen verantwortlich sind, und versuchen diese gezielt auszuschalten. Leider ist das nicht so einfach wie es klingt. Wir haben aber bereits mehrere Signalwege identifiziert, die für das Überleben von Lymphomzellen essentiell sind. Am UKM prüfen wir diese Erkenntnisse aktuell im Rahmen klinischer Studien und versuchen somit einer gezielten und damit individualisierten Therapie von Patienten mit Lymphomen näher zu kommen.

Was macht Sie als Wissenschaftler persönlich aus?

Ich habe in München meine ärztliche Tätigkeit begonnen und war dann mehrere Jahre in den USA. Von 2009 bis 2014 war ich an der Charité in Berlin zuletzt als leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie tätig. In den vergangenen 17 Jahren habe ich außerdem im Labor die Entstehungsmechanismen von malignen Lymphomen erforscht. Seit einem Jahr wohnen meine Frau, meine beiden Kinder und ich in Münster. Wir haben uns auf den Umzug gefreut. Uns hat Berlin sehr gut gefallen, Münster hat als Stadt allerdings auch sehr viel zu bieten.

Was ist Ihr großes Ziel als Wissenschaftler?

Es ist mein Ziel, die Behandlungsstrategien für Patienten mit bösartigen Erkrankungen entscheidend zu verbessern. Dafür brauchen wir ein besseres Verständnis der Krankheitsentstehung. Das wird die Behandlung grundlegend verändern. Wenn wir es schaffen, die molekularen Eigenschaften der Krankheit für jeden einzelnen Patienten genau zu charakterisieren, können wir sie auch auf molekularer Ebene behandeln. Das wird die Heilungsrate erhöhen und die Nebenwirkungen der Behandlung senken. Das Ziel kann also sein, die Behandlung und Medikation individuell auf jeden einzelnen Patienten abzustimmen.

Was ist Ihr liebstes technisches „Forschungsspielzeug“ und was kann es?

Wir führen gezielte sogenannte „small hairpin RNA library screens“ durch. Damit können wir gezielt mehrere Gene unserer Wahl herunterregulieren und die biologischen Konsequenzen analysieren.

Erinnern Sie sich an Ihren größten Glücksmoment als Wissenschaftler?

Das war die Entdeckung von aktivierenden Mutationen im NF-kB Signalweg bei diffusen großzelligen B-Zell Lymphomen. Mit dieser Entdeckung war klar, dass dieser Signalweg eine entscheidende Rolle bei der Entstehung dieser Erkrankung spielt.

Wie viel Kunst, Handwerk und Kreativität steckt in Ihrer Wissenschaft?

Meine Forschung besteht aus einer Mischung aus viel Arbeit, neuen, kreativen Ideen und handwerklichen Methoden, die man selbst oder mit Kollegen entwickelt.