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Forschung verständlich aufbereitet

Nachwuchswissenschaftler des Exzellenzclusters „Cells in Motion“ erhält KlarText-Preis für Wissenschaftskommunikation.
Biochemiker Dr. Christian Schiffer
© Klaus Tschira Stiftung/Nikola Neven Haubner

Inwiefern können körpereigene Hormone und bestimmte Chemikalien, die wir über die Umwelt aufnehmen, die Funktion von Spermien beeinflussen? Diese Frage beschäftigt Dr. Christian Schiffer bereits seit seiner Doktorarbeit. Dass er seine Wissenschaft auch für Laien verständlich und spannend darstellen kann, hat der Biochemiker nun bewiesen: Für einen allgemeinverständlichen Artikel über seine Doktorarbeit erhielt er gestern den renommierten KlarText-Preis der Klaus-Tschira-Stiftung. Um die Auszeichnung können sich Nachwuchswissenschaftler bewerben, die eine sehr gute Doktorarbeit in naturwissenschaftlich oder mathematisch orientierten Fächern geschrieben haben und in einem journalistischen Text ihre Forschung allgemeinverständlich erklären.

Die Forschung für seine Doktorarbeit machte Christian Schiffer am Forschungszentrum caesar der Max-Planck-Gesellschaft in Bonn. Seit 2016 arbeitet er am Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster. In einer Forschergruppe des Exzellenzclusters „Cells in Motion“ um die Gruppenleiter Prof. Timo Strünker und Prof. Carsten Fallnich untersucht er, wie sich Spermien bewegen und die Eizelle aufspüren. Bereits in Bonn arbeitete Christian Schiffer in der Arbeitsgruppe von Timo Strünker.

Die Befruchtung der Eizelle ist für Spermien ein schwieriges Unterfangen, das eine Reihe zellulärer Signalverarbeitungsprozesse erfordert. Sexualhormone, die die Eizelle abgibt, dienen den Spermien dabei beispielsweise als Wegweiser bei der Navigation im Eileiter. Entscheidend dafür, wie Spermien diese Botenstoffe der Eizelle verarbeiten, sind Ionenkanäle im Spermienschwanz. In seiner Doktorarbeit zeigte Christian Schiffer, dass bestimmte Chemikalien, die wir aus unserer Umwelt aufnehmen – zum Beispiel über Sonnencreme – die chemische Kommunikation zwischen Eizelle und Spermium beeinflussen können: Sie imitieren die Wirkung der Sexualhormone auf die Spermien und stören auf diese Weise die Spermienfunktion. Dies könnte sich negativ auf den Befruchtungsvorgang auswirken.

Schlagmuster des Schwanzes ein- und desselben Spermiums, entstanden durch Ãœberlagerungen der Aufnahmen einer Hochgeschwindigkeitskamera (250 Bilder pro Sekunde). Links ist das typisch symmetrische, normale Schlagmuster zu sehen. Nach der Zugabe des UV-Blockers 4-MBC wird die Bewegung asymmetrisch (rechts).
© Schiffer et a./EMBO Reports 2014

In einem interdisziplinären Projekt untersuchen die Wissenschaftler am Exzellenzcluster nun, wie die Sexualhormone der Eizelle und gleichzeitig die Strömung der Eileiterflüssigkeit das Schwimmverhalten der Spermien beeinflussen. Dazu messen sie, wie der Schwanz des Spermiums unter bestimmten Bedingungen ausschlägt. In dem Projekt arbeiten Biochemiker und Physiker eng zusammen.

Bereits zum 15. Mal vergab die Klaus-Tschira-Stiftung den KlarText-Preis für Wissenschaftskommunikation. Christian Schiffer ist in diesem Jahr einer der sieben Preisträger, deren Beiträge aus 185 eingereichten Texten ausgewählt wurden. Sein Artikel ist auf der Website des KlarText-Preises zu lesen und wird darüber hinaus in einer Sonderbeilage der Wochenzeitung "Die Zeit" veröffentlicht.