Vorträge


  • 12. Juli 2016, Research Associate Dr. Maria Oikonomou-Meurer (Universität Wien), Dead Europe: Vampirgeschichte, Gespensterpolitik.

    Zum unverzichtbaren ikonographischen Inventar Europas, der phönizischen Königstochter, die von Zeus in Gestalt eines weißen Stiers nach Kreta entführt wird, gehört von der Antike bis zu den Bildarsenalen der Gegenwart der Schleier, der sich über ihrem Kopf wölbt. Europa bleibt verhüllt, zumindest aber mit dem Schleier assoziiert – während dahinter etwas Unaufgedecktes oder Ungesagtes zu warten scheint.
    Anhand zweier literarischer Beispiele soll gezeigt werden, wie die frühesten Erzählungen über die Gründung Europas (Moschos) genauso wie die gegenwärtige Literatur (Christos Tsiolkas’ Dead Europe) auf diesen Schleier rekurrieren, ihn zuweilen selbst aufspannen, ihn lüften, manches Mal auch zerreißen mögen, in jedem Fall aber dem lichten und transparenten Anspruch Europas die Frage nach dessen dunkler Rückseite, nach dem verschwiegenen und vielleicht ungeheuren Gegenteil zur Seite stellen. Das würde auf einen anderen Umgang mit europäischer Kultur und Politik verweisen, in dem nicht mehr Blut und Vergangenheit als Widergänger auftauchen müssen, sondern die mahnende Rückschau auf die „Skandalgeschichte“ Europas – wie in der Derrida’schen Figur des Gespensts – mit verantwortlicher Vorausschau sich versöhnen ließe.

    Dr. Maria Oikonomou-Meurer studierte und arbeitete an den Universitäten Ioannina, München, Wien und Princeton. Derzeit ist sie Stipendiatin des renommierten Elise Richter-Programms (ausgelobt vom Fond zur wissenschaftlichen Forschung/Österreich) und arbeitet zum Thema "Transcribing Borders: Towards a Poetics of Migration" an der Universität Wien.

Konferenzen / Kolloquien


Ἀνθολόγιον / Florilegium

„Geschichte, Literatur und Kultur des byzantinischen Reiches“

Datum: 19. Juli 2016
Ort: Rosenstraße 9, 48143 Münster
Raum: 428, 4. OG.
Beginn: 11 Uhr s.t.

Einen detaillierten Programmüberblick finden sie in dieser PDF-Datei.