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Münster (upm/tk)
Beim Q.Uni Camp in diesem Sommer kam bereits ein Pendel des Mitmachmuseums zum Einsatz, das Ehrenkonsul Wolfgang Hölker und Studentin Bianca Niedermeier einem der jungen Besucher erklärten.<address>© WWU - Wilfried Hiegemann</address>
Beim Q.Uni Camp in diesem Sommer kam bereits ein Pendel des Mitmachmuseums zum Einsatz, das Ehrenkonsul Wolfgang Hölker und Studentin Bianca Niedermeier einem der jungen Besucher erklärten.
© WWU - Wilfried Hiegemann

WWU erhält ein Museum - als Geschenk

Trägerverein schließt Einrichtung / 30 Spielstationen für das Q.UNI Camp

Um ein Geschenk dieser Größenordnung zu transportieren, waren gleich mehrere Fahrten mit einem Laster notwendig: Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster erhält die komplette Sammlung eines naturwissenschaftlich-technischen Mitmachmuseums für Kinder und Jugendliche – als Spende. Der „Bauhof der Sinne“, wie der außerschulische Lernort in Ennigerloh hieß, geht in den Besitz der WWU über. In den vergangenen Wochen haben Mitarbeiter und freiwillige Helfer der Hochschule Geräte, Apparaturen und Modelle der mehr als 30 Spiel- und Experimentierstationen nach Münster geholt.

Der Kontakt kam über WWU-Ehrenkonsul Wolfgang Hölker zustande. Er hatte davon gehört, dass das Museum vor dem Aus stand, weil es keine finanzielle Unterstützung mehr von der Stadt Ennigerloh gab. „Die Exponate sind eine ideale Ergänzung für die Vermittlungsangebote der Universität und vor allem für das Q.UNI Camp, dem mobilen Wissens- und Erlebnispark der Uni“, betont Wolfgang Hölker. Einige Geräte, darunter ein großes Pendel, die man schon vorab nach Münster geholt hatte, kamen bereits beim Q.UNI Camp im vergangenen Sommer zum Einsatz. Der Trägerverein wiederum ist froh, dass „die Bestände bei der münsterschen Universität in guten Händen sind“, betont der Vorsitzende Heinrich Schwippe. Von der Schenkung wird auch das Physik-Experimentierlabor MExLab profitieren, das unter anderem Drehscheiben übernimmt, mit denen optische Täuschungen gezeigt werden.

Derzeit liegt die Sammlung verpackt in Hallen des münsterschen Unternehmens Dermasence. „An fehlender Lagerfläche sollte die Übernahme der Sammlung nicht scheitern“, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter Detlef Isermann, der ebenfalls zu den Förderern des Q.UNI Camps zählt.

Das Mitmachmuseum, vor rund 15 Jahren gegründet, war zunächst in den Bauwerkstätten der früheren Zeche Westfalen in Ahlen untergebracht. „Deshalb taucht im Namen des Museums der Begriff Bauhof auf“, erklärt Heinrich Schwippe. Später folgte der Umzug in das leerstehende Verwaltungsgebäude einer früheren Polsterfabrik in Ennigerloh.

Begeistert ist der Vereinsvorsitzende noch bis heute vom damaligen Engagement der örtlichen Firmen. Eine Firma fertigte eine Palettieranlage an, mit der man – ähnlich wie in einem Logistikzentrum – Säcke stapeln und sortieren kann. Ein weiterer Betrieb baute eine Gleisanlage im Modell nach, um Verkehrstechnik plastisch darzustellen. Ein Pharmaunternehmen steuerte das Funktionsmodell einer Rektifizieranlage bei, mit der auf thermischen Weg Flüssigkeiten getrennt werden. Große Metallkugeln, anhand derer man physikalische Gesetze erklären kann, Nachbildungen von Brückenkonstruktionen, elektrische Schaltungen und eine Papierpresse sind weitere Exponate, die namhafte Unternehmen der Region hergestellt haben. Zum Bestand gehört darüber hinaus eine technische Werkstatt, in der Besucher den Umgang mit Lötkolben und Thermosäge üben und die Funktion von Kondensatoren und Transistoren kennen lernen können.

Zahlreiche mathematische und physikalische Knobelaufgaben gehören ebenso zum Sortiment. Beispiel:
Drei Zylinder mit gleichem Durchmesser, gleicher Höhe, gleichem Gewicht, rollen in eine schiefe Ebene herunter, allerdings unterschiedlich schnell. Warum? Der erste Körper sieht aus wie ein Eisenbahnradsatz. Hier konzentriert sich die Masse überwiegend in den Achse in der Mitte. Beim zweiten, hohlen Zylinder sitzt die Masse im äußeren Mantel. Der dritte Zylinder schließlich ist ein Vollkörper, die Masse verteilt sich im gesamten Körper. „So kann man das Trägheitsmoment, das die Wirkung der Massenverteilung um eine Drehachse herum beschreibt, verdeutlichen“, sagt Hildegard Schwippe, die sich mit ihrem Mann für das Museum engagiert hat. Sie hat erlebt, wie gern Besucher die Angebote genutzt haben. „Wenn die Stationen bei uns zum Einsatz kommen, wird es sicher ein positives Echo geben“, unterstreicht Q.UNI-Camp-Koordinator Markus Tegeder.

Dieser Artikel stammt aus der Universitätszeitung "wissen|leben" Nr. 8, 13. Dezember 2017

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