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Münster (upm/jus)
Der Screenshot zeigt die Avatare von Martina Hofer und Dr. Christoph Brox am Stand der Universität Münster bei der ersten Hochschulmesse „Study in Europe“ von GATE-Germany.<address>© Screenshot Christoph Brox</address>
Der Screenshot zeigt die Avatare von Martina Hofer und Dr. Christoph Brox am Stand der Universität Münster bei der ersten Hochschulmesse „Study in Europe“ von GATE-Germany.
© Screenshot Christoph Brox

Marketing in der virtuellen Welt

Hochschulmessen im Internet bieten neue Möglichkeiten, internationale Studierende anzuwerben

Wie können deutsche Universitäten junge Menschen im Ausland auf ihr Studienangebot aufmerksam machen? Diese Frage bewegt vor allem Fachbereiche mit englischsprachigen Studiengängen. GATE-Germany, ein gemeinsames Konsortium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und der Hochschulrektorenkonferenz, organisiert zu diesem Zweck für seine Mitglieder seit vielen Jahren die Teilnahme an Hochschulmessen in aller Welt. So war die Universität Münster unter anderem auf Messen in Europa, Südamerika, Russland, China und Indien vertreten. "Das ist wichtig, um die Sichtbarkeit der WWU zu erhöhen und internationale Studierende für ein Studium oder eine Promotion zu gewinnen", sagt Martina Hofer vom International Office. Seit kurzem bietet GATE-Germany nun auch verstärkt virtuelle Formate an – für Martina Hofer ein zukunftsweisendes Experiment.

Webseminare sind im Hochschulbereich längst keine Seltenheit mehr. Ob Studienberatung, Berufsorientierung oder Bewerbungstraining: Die Online-Angebote für Studierende sind breit gefächert. Virtuelle Hochschulmessen sind hingegen Neuland. "Man kann sich das wie bei einer realen Messe vorstellen", erklärt Martina Hofer. "Auf einer eigens gestalteten Internet-Plattform betritt man das Messegelände. Dort gibt es verschiedene Bungalows, in denen sich die Universitäten präsentieren." An den Ständen warten Vertreter der Hochschulen auf die Studieninteressierten – in Form von Avataren. Die Beratungsgespräche verlaufen per Chat.

"Es war schon ein kleines Abenteuer, den virtuellen Messestand mit dem WWU-Logo, Videos und Infomaterialien auszustatten", berichtet Astrid Burgbacher vom International Office, die gemeinsam mit Martina Hofer die erste virtuelle Messeteilnahme für die WWU vorbereitete. Sechs weitere Mitarbeiter der Universität Münster, darunter Dr. Christoph Brox vom Institut für Geoinformatik, Dr. Julia Koch vom Institut für Ethnologie, Dr. Christian Schellhammer vom Institut für Wirtschaftsinformatik, Dr. Sabine Fischer von der Zentralen Studienberatung sowie Dr. Jan Schmidt und Iva Ognjanovic vom Graduate Centre, nahmen an der ersten von der EU-Kommission und GATE-Germany angebotenen Messe "Study in Europe" für Kanada und die USA teil. Vier Stunden beantworteten sie gemeinsam in einem Cip-Pool virtuelle Anfragen. Im Mai soll es eine Fortsetzung geben: Dann will sich die WWU bei einer Messe von deutschen Hochschulen präsentieren, die sich an Studieninteressierte aus Irland und Großbritannien richtet.

"In angelsächsische Länder wären wir vermutlich nie zu einer realen Messe gefahren, weil sich dort erfahrungsgemäß sehr wenige junge Menschen für ein Studium in Deutschland interessieren", berichtet Christoph Brox. Da das Institut für Geoinformatik mit seinem englischsprachigen Studien- und Promotionsangebot jedoch ein besonderes Interesse daran habe, internationale Studierende zu rekrutieren, initiierten die Mitarbeiter gemeinsam mit dem International Office die Teilnahme an der Online-Messe. Der Erfolg sei zum jetzigen Zeitpunkt jedoch schwer einzuschätzen und werde sich erst in einigen Monaten zeigen, wenn sich mehr Studierende als üblich aus diesen Ländern für Studiengänge in Münster bewerben, so der Geoinformatiker.

Die virtuelle Messe sei ein interessantes zusätzliches Format, um den Markt zu testen – ohne den zeitlichen und finanziellen Aufwand einer realen Messeteilnahme. Eine persönliche und umfassende Beratung vor Ort könne sie jedoch nicht ersetzen, so das Fazit von Christoph Brox. Studieninteressierte könnten sich schnell einen Überblick verschaffen, sowohl durch leicht zugängliche Infomaterialien als auch durch die Gespräche im Chat. "Für uns Hochschulmitarbeiter haben Messeteilnahmen vor Ort dagegen den Vorteil, dass wir auch die Hochschullandschaft in den jeweiligen Ländern kennenlernen und Kontakte zu lokalen Universitäten knüpfen können", sagt er. Daher sei es wichtig, in Ländern, in denen das Interesse an einem Studium in Deutschland seit jeher groß ist, weiterhin auch auf realen Messen präsent zu sein.

"Bei den Vorbereitungen haben wir gemerkt, dass wir uns noch viel stärker auf die digitalisierte Welt einstellen müssen", urteilt Astrid Burgbacher nach der ersten virtuellen Messeteilnahme. "Eine Messe lebt von Bildern und übersichtlichen Informationen. Wir brauchen zum Beispiel passgenauere Imagefilme, Broschüren und Websites, die englischsprachig und auf die Zielgruppe zugeschnitten sind. Da gibt es durchaus noch Nachholbedarf." Insgesamt sei der erste Eindruck bei allen Beteiligten aber positiv gewesen. "Wir werden auf jeden Fall an weiteren Angeboten teilnehmen", so das einhellige Fazit.

Autorin: Julia Schwekendiek

Dieser Artikel stammt aus der Universitätszeitung "wissen|leben", 25. Januar 2017.

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