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Münster (web/nr)
Rektorin Prof. Ursula Nelles händigte der "Chefin für 1 Tag" ihren Büroschlüssel aus.© WWU - Peter Grewer
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Uni-Chefin mit 16 Jahren: „Es war großartig“

Annette-Gymnasiastin Gianna Elif Moncorps amtierte einen Tag lang als Rektorin

Die Würfel sind gefallen: Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) wird alles daran setzen, den Studierenden noch mehr Arbeitsplätze als bisher in ihren knapp 100 Bibliotheken anzubieten. Gianna Elif Moncorps musste nicht lange über ihre Entscheidung nachdenken, die Vorteile liegen für sie auf der Hand. „Die große Universitätsbibliothek, aber auch die vielen dezentralen Bibliotheken sind nicht nur ein guter Recherche-, sondern auch ein idealer Lern-Ort. Zudem fördert die Universität damit die Möglichkeit, dass die Studierenden zusammenarbeiten“, betont sie.

Diese Entscheidung, die Gianna Elif Moncorps am vergangenen Mittwoch (28. September) verkündete, hat allerdings, vorsichtig formuliert, einen stark eingeschränkten Verbindlichkeits-Charakter. Gianna Elif Moncorps fungierte an diesem Tag zwar als Rektorin der WWU. Sie ist allerdings erst 16 Jahre alt und kam nur deswegen zu den besonderen Weihen dieses Amtes, weil sie sich zuvor in einem Wettbewerb des Magazins „Focus Money“ durchgesetzt hatte und als Belohnung als „Chefin für 1 Tag“ an der WWU amtieren durfte. Als ihr Dienst-Tag gegen 18.40 Uhr beendet war und ihr Fahrer sie vor der elterlichen Wohnung wieder absetzte, war sie buchstäblich platt und beließ es deswegen bei einer knappen Bilanz: „Es war großartig.“

Ähnlich großartig, urteilte die Schülerin, war sie auch in den Tag gestartet. Gegen 8.40 Uhr war der Dienstagwagen vorgefahren, in nur fünf Minuten ging es aus dem Kreuzviertel ins Schloss. Die amtierende Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles hatte sich bereits seelisch-moralisch auf die eintägige Amtsübernahme vorbereitet und rückte daher ohne Widerstand die Büroschlüssel heraus. Der freie Tag passte ihr ohnehin gut in den Plan, da sie am 30. September nach zehn Amtsjahren in den Ruhestand geht. „So kann ich schon mal meine Abwesenheit üben“, meinte sie.

Für Gianna Elif Moncorps ging es dagegen Schlag auf Schlag weiter. Teilnahme an der Dezernentenrunde, Rücksprache mit Prorektorin Dr. Marianne Ravenstein über etwaige Veränderungen in der Bibliotheksstruktur, eine Beratung mit Dezernentin Eva Mundanjohl über die geplante Einführung eines Campus-Managementsystems, Vorbereitung einer Podiumsdiskussion mit den anderen Rektoratsmitgliedern sowie die Ehrung von sechs Professoren: Die junge Münsteranerin bekam schnell einen Eindruck vom Tempo, das einer Chefin abverlangt wird. „Vor allem aber bin ich beeindruckt davon, wie vielfältig die Aufgaben sind“, betonte sie.

Aber die Schülerin schlug sich prächtig – sie verlor nie die Geduld oder gar die Nerven. Die Frankfurter Personalberater von „Odgers & Berndtson“ hatten somit beim Chef-Casting inklusive Intelligenztest, Business-Simulation und Bewerbungsgespräch das richtige Gespür, als sie Gianna Elif Moncorps aus dem Sozialwissenschafts-Leitungskurs des münsterschen Annette-Gymnasiums unter der Leitung von Dr. Roman Böckmann als eine besonders talentierte Führungskraft identifizierten. Aber auch Sebastian Jeising und Emily Höslinger ragten als Zweit- und Drittplatzierte aus der Klasse heraus.

Gianna Elif Moncorps‘ Vater ist Halbitaliener, die Mutter stammt aus der Türkei, der Urgroßvater war Franzose: Kein Wunder, dass sie als WWU-Rektorin in einer kurzen programmatischen Rede für eine verstärkte Internationalisierung der Universität Münster plädierte. Und auch mit ihrem zweiten Schwerpunkt bewies sie das richtige Gespür. Sie wies ihre „Kolleginnen“ und „Kollegen“ aus dem Rektorat darauf hin, dass in den kommenden Monaten alle Konzentration der anstehenden Exzellenz-Strategie gelten müsse.

Im kommenden Jahr wird Gianna Elif Moncorps, die auf der Grundschule die 2. Klasse übersprungen hat, ihr Abitur angehen. Und dann? Sie singt gerne, spielt mehrere Instrumente und könnte sich daher für ein künstlerisches Studium begeistern. Aber auch der Journalismus interessiert sie, gleiches gilt für Physik und Biologie. Vielleicht bewirbt sie sich für einen Studienplatz im kalifornischen Berkeley, da eine Stieftante gleich um die Ecke in San Francisco lebt. Vielleicht beginnt sie aber auch an der WWU. „Nach meinem Chef-Tag weiß ich schließlich“, unterstrich sie am Ende ihres Arbeitstages, „dass die Universität Münster wirklich eine großartige Hochschule ist.“