|
Münster (upm/bw/ja)
Wenn sich Medizinstudentin Johanna (l.) und Austauschstudentin Emelie (BWL-lerin aus Schweden) treffen, geht es oft um den nächsten Gaumenkitzel,...© WWU - Friederike Stecklum
Fotos

Warum in die Ferne schweifen?

Mit dem "Buddy"-Programm lässt sich auch in Münster internationales Flair genießen / WWU-Rekord mit 220 "Buddies"

Nicht jeder kann oder will sich einen Auslandsaufenthalt leisten, zumal nicht jedes Studienfach ein Auslandssemester vorschreibt. Doch auch wer in Münster bleibt, kann andere Kulturen kennenlernen und sich die Welt nach Hause holen: mit dem "Buddy"-Programm der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU).

Seit Beginn der 1990er Jahre kümmert sich das International Office als zentrale Institution um die Erasmus-Studierenden. Um ihnen eine möglichst umfassende Betreuung zu bieten und die Integration zu fördern, erfand man 2003 das "Buddy"-Programm. Ein WWU-Student begleitet einen Studierenden aus dem Ausland bei verschiedenen Freizeitaktivitäten, zeigt ihm oder ihr die Universität sowie die Stadt und steht ihr oder ihm als Ansprechpartner zur Seite. So entstehen ganz natürlich Freundschaften fürs Leben – die schönste Form der Internationalisierung.

So wie bei Emelie Davidson, BWL-Studentin aus Norrköping in Schweden, und Johanna Ettemeyer, die in Münster Medizin studiert. "Wir kochen gern zusammen, am liebsten vegetarisch, oder wir gehen mit Freunden feiern", erzählt Johanna. Dass das in Deutschland etwas anders abläuft als in Schweden, hat Emelie schnell gelernt. "Wir treffen uns um 21 Uhr, gehen gegen Mitternacht in einen Club und feiern bis 4 Uhr", sagt Johanna. "In Schweden schließen die Clubs um 2 Uhr, das heißt, wir treffen uns schon viel früher. Deshalb bin ich hier immer so müde, wenn wir weggehen", ergänzt Emelie.

220 WWU-"Buddies" trafen im Wintersemester 2015/2016 auf 400 Austauschstudierende –  ein Rekord an der WWU. Die meisten Austauschstudierenden stammen aus Spanien, Frankreich und Italien, aber auch aus Polen und Tschechien. "Dass tatsächlich jeder einen Partner bekommt, das schaffen wir nicht, aber mit einem 2:1-Verhältnis sind wir sehr zufrieden", erklärt Petra Bettig, die im International Office für die Koordination des Bereichs "Internationalisation at Home" zuständig ist. Vier studentische Hilfskräfte und der Verein Erasmus Münster e.V. mit gut 30 Ehrenamtlichen helfen dabei, die zahlreichen Aktivitäten zu koordinieren. Ob eine Fahrradtour durchs Münsterland, ein Karaoke Abend, die "Running Cocktailnight" oder sogar ein Ausflug nach Berlin – langweilig wird es garantiert nicht.

Kein Wunder, dass manche sich häufiger als "Buddy" engagieren. Marco Kotwasinski zum Beispiel. Der 21-Jährige studiert im dritten Semester Geschichte und Englisch auf Lehramt für Gesamtschule und Gymnasium. Er ist bereits zum wiederholten Mal dabei. Seine jetzige "Buddy" Gözde stammt aus der Türkei und studiert "Teaching of English as a Foreign Language". Als Gözde in Münster ankam, nahm Marco sie in Empfang und fuhr sie zu ihrer Wohnung. Mittlerweile hilft er ihr wie ein Tutor vor allem fachlich. "Wir reden viel Englisch miteinander, damit sie die Sprache übt", berichtet Marco. Mit seinen ersten "Buddies" versteht er sich nach wie vor so gut, dass er sie demnächst in ihrer Heimat Istanbul besuchen will.

Eine gemeinsame (Fremd-)Sprache ist der wichtigste Nenner. Nur selten passen auch die Fächer der "Buddies" so zueinander wie bei Marco und Gözde. "Wir wollen künftig verstärkt versuchen, die Paare so zu bilden, dass auch die Fächerkombination stimmt. Dann kann der WWU-Buddy auch die eine oder andere fachliche Frage beantworten", sagt Petra Bettig. Wer als WWU-Student bereits im Ausland war, kann das bei seiner Bewerbung als "Buddy" angeben und so weiter die Fremdsprache üben.

Genau deshalb passen auch Johanna und Emelie so gut zusammen, die mittlerweile mehr sind als nur "Buddies". Johanna war schon in der elften Klasse zum Austausch in Schweden, in der Nähe von Tranås, wo Emelies Eltern wohnen. Dort haben sie sich bereits vor Emelies Reise nach Münster getroffen und den Aufenthalt geplant. "Ich bin so dankbar, dass von Anfang an jemand für mich da war, das erleichtert das Leben in einem fremden Land enorm", findet Emelie. Und Johanna freut sich, dass sie ab und an ihr geliebtes Schwedisch sprechen kann.

                                                                                                                                                  Bernadette Winter

Links zu dieser Meldung