Internationale Tagung „Conversion Narratives“

Frühneuzeithistoriker Lorenz Baibl und Manja Quakatz in York

Die Frühneuzeithistoriker Lorenz Baibl und Manja Quakatz haben Anfang Juni auf einer internationalen Tagung in Großbritannien gesprochen. Unter dem Titel „Conversion Narratives in the Early Modern World“ diskutierten Wissenschaftler aus Geschichte, Literaturwissenschaft und Theologie vom 9. bis 11. Juni im nordenglischen York über das Phänomen des Konfessions- und Religionswechsels in der Vormoderne. Lorenz Baibl beschäftigte sich in seinem Vortrag am Beispiel der Grafen von Nassau mit Konversionen im Hochadel des Alten Reiches. Anhand der Familienkorrespondenz zeigte er die unterschiedlichen rhetorischen Strategien und theologischen Argumentationsmuster auf, die die katholischen gewordenen Grafen und ihre calvinistischen Verwandten in der Beurteilung des Glaubenswechsels nutzten. Diese abweichenden Interpretationen waren laut Baibl beispielhaft für die schweren Konflikte innerhalb der Dynastie, die sich langfristig aus der konfessionellen Spaltung ergaben.

Manja Quakatz sprach darüber, in welcher Form sich Lutherische Theologen an der Wende zum 18. Jahrhundert mit osmanischen Sklaven und deren Taufe in sogenannten „Türkenpredigten“ auseinandersetzten. Diese Predigten, die jedoch im Gegensatz zu jenen des 16. Jahrhunderts immer mehr in Gestalt von Traktaten mit Lehrcharakter auftraten, vermischten in den Berichten über Konversionen bewusst Fakt und Fiktion, wie die Wissenschaftlerin erläuterte. Ziel sei es gewesen, den Leser aufzuklären, ob und auf welche Weise man im Rahmen zeitgenössischer religiöser und juristischer Normvorstellungen Muslime „richtig“ zu bekehren und zu taufen hatte.

Zum Abschluss der Tagung herrschte bei allen Teilnehmern Konsens darüber, den intensiven wissenschaftlichen Austausch über Ländergrenzen hinweg auch weiterhin fortzusetzen. Organisiert wurde die Veranstaltung von einer Forschergruppe der University of York, die sich in einem gleichnamigen Projekt dem Verhältnis von Konversion und Narrativität aus interdisziplinärer und globaler Perspektive annimmt. (Lorenz Baibl, Manja Quakatz)