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Münster (upm/ch)
Bei der Anschaffung von Fernsehgeräten achten viele Kunden nicht auf den Stromverbrauch.<address>© iotas / Photocase</address>
Bei der Anschaffung von Fernsehgeräten achten viele Kunden nicht auf den Stromverbrauch.
© iotas / Photocase

Energiesparer oder Stromfresser?

WWU-Studie zum Stromverbrauch in Privathaushalten: Ergebnisse liegen vor

Die Energiepreise in Deutschland stiegen in den letzten Jahren an. Dennoch verbrauchen Privathaushalte immer mehr Strom. Weshalb? Ist der Strom noch immer zu preiswert, oder sind Strom sparende Haushaltsgeräte zu teuer? Diesen Fragen gingen Forscher der Universität Münster nach. Die Ergebnisse ihrer Studie liegen nun vor.

Für ihre Untersuchungen verwendeten die Politikwissenschaftler Prof. Doris Fuchs und Ulrich Hamenstädt nicht die sonst häufig eingesetzten Fragebögen. Stattdessen luden sie Passanten in Münster, Essen und Magdeburg ein, bei einem nach wissenschaftlichen Kriterien gestalteten Spiel mitzumachen. „In Umfragen geben sich Probanden gerne ökologischer als sie sind, weil ihre Kaufabsichten häufig ohne Bezug zu ihren finanziellen Ressourcen und zu den Preisen der jeweiligen Güter abgefragt werden", so Hamenstädt. Diese Überschätzung der Zahlungsbereitschaft vermieden die Forscher durch den von ihnen gewählten Versuchsaufbau. Dabei wurden die Mitspieler mit einem fiktiven Budget ausgestattet, von dem sie einen Kühlschrank und ein Fernsehgerät „kaufen" sollten.

„Anhand unserer Experimente konnten wir das Kaufverhalten der Menschen beobachten und die Gründe für den jeweiligen Kaufentscheid genauer bestimmen", sagt Hamenstädt. „Im Spiel standen verschiedene Geräte zur Auswahl, die man auch in einem ganz normalen Laden finden kann." Die Strom sparenden Varianten waren teurer. Um die Spielsituation dem wahren Leben noch weiter anzunähern, waren die virtuellen Einsparungen mit einem realen Bonus gekoppelt. Maximal 25 Euro konnten die Mitspieler so für sich gewinnen, wenn sie im Spiel weniger Geld ausgegeben hatten.

„Das erste Ergebnis unserer Studie lautet: Der Strompreis ist nicht zu niedrig - eine weitere Steigerung hätte nur einen geringen Energiespareffekt", so Hamenstädt. „Punkt zwei: Gerade Haushalte mit geringem Nettoeinkommen setzen oftmals auf ineffiziente Geräte." Die Forscher empfehlen daher Politikern, die Anschaffung von Strom sparenden Geräten zu fördern, damit sich alle Haushalte solche Geräte leisten können und somit langfristig Kosten sparen.

„Drittens lässt sich eine unterschiedliche Bewertung von Gebrauchs- und Unterhaltungselektronik feststellen. Für viele Teilnehmer unserer Studie war der Stromverbrauch von Fernsehgeräten nicht so wichtig wie der Verbrauch eines Kühlschranks", so Hamenstädt. Als Grund hierfür vermutet er die verfügbaren Informationen. „Bei Kühlgeräten macht die Angabe der Effizienzklasse den Stromverbrauch für die Kunden transparent."

Nicht nur mehr, sondern vor allem bessere Informationen über den Stromverbrauch von Haushaltsgeräte sehen die Wissenschaftler daher als eine gute Strategie an, um den Verkauf Strom sparender Geräte zu fördern. So könnten Energieeffizienzklassen bei Computern oder Fernsehgeräten eine bewusste Entscheidung bei Kunden ermöglichen. „Diese würde dann nicht nur der Umwelt gut tun, sondern langfristig auch dem Geldbeutel des Kunden", so Hamenstädt.

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