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Münster (upm/bn)
Prof. Dr. Kjeld Matthiesen<address>© WWU Münster</address>
Prof. Dr. Kjeld Matthiesen
© WWU Münster

Engagierter und hoch geschätzter Lehrer und Forscher

Prof. Dr. Kjeld Matthiessen gestorben

Prof. Dr. Kjeld Matthiessen, Emeritus des Instituts für Altertumskunde der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), ist am 26. Februar 2010 im Alter von 79 Jahren in Lübeck gestorben.

Kjeld Matthiessen wurde am 21. Juli 1930 in Bad Oldesloe geboren. Er studierte Klassische Philologie und Germanistik in Kiel, Tübingen, Münster und Hamburg, wo er 1961 mit der von Bruno Snell angeregten Arbeit „Elektra, Taurische Iphigenie und Helena. Untersuchungen zur Chronologie und zur dramatische Form im Spätwerk des Euripides" promoviert wurde. Von 1960 bis 1962 war er Mitarbeiter am Lexikon des frühgriechischen Epos in Hamburg, und nach einem Aufenthalt an der "Biblioteca Laurenziana" in Florenz wurde er Assistent am Institut für Altertumskunde in Münster.

1968/9 forschte er als "Junior Fellow" am "Center for Hellenic Studies" in Washington (USA), bevor er sich 1970 in Münster mit "Studien zur Textüberlieferung der Hekabe des Euripides" habilitierte. Es waren Vorarbeiten zu einer kritischen Ausgabe einer bedeutenden Tragödie, die Matthiessen am Ende seines Lebens noch fertigstellen konnte. Eine Interpretation sämtlicher erhaltener Dramen des Euripides rundete seine Beschäftigung mit dem jüngsten der drei großen griechischen Tragiker ab, durch die er weltweites Renommee gewann.

Kjeld Matthiessen war ein beliebter akademischer Lehrer, der eine ganze Generation angehender Latein- und Griechischlehrer geprägt hat. In seinen Lehrveranstaltungen herrschte ein offener und anregender Gesprächston, und aufgrund seines ruhigen und ausgeglichenen Naturells wählten die Studierenden ihn gern als Examensprüfer. Da er die Belange der Schulpraxis nie aus den Augen verlor, beteiligte er sich auch an der Erarbeitung neuer Richtlinien für das Fach Griechisch in Nordrhein-Westfalen. Noch zehn Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst hielt er gut besuchte griechische Lehrveranstaltungen ab.

Seinem politischen Engagement entsprach die Bereitschaft zur Mitarbeit in zahlreichen Gremien der Universität. 1972 wurde er zum Dekan des Fachbereichs "Alte und außereuropäische Sprachen und Kulturen" gewählt, und 1973 bis 1976 war er Prorektor der Universität für Lehre und Studentische Angelegenheiten.