Politisch-moralische Rollen von Autoren

Jedes Land hat die Autoren, die es verdient: Ein Vergleich der politisch-moralischen Rollen von Autoren während der Zwischenkriegszeit

Dissertationsprojekt im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs 1410: „Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart - Deutschland und die Niederlande im Vergleich“

Betreuer:

Prof. Dr. J.D.M. Platenkamp
Prof. Dr. L. Missinne

Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens steht die Frage nach der öffentlichen Rolle, die in drei unterschiedlichen modernen Gesellschaften dem Autor als Individuum zugeschrieben wurde. Um diese Frage zu beantworten, wird das öffentliche Verhalten von deutschen, niederländischen und flämischen Autoren untersucht. Diese Untersuchung zielt darauf ab, die diesem Verhalten jeweils zugrunde liegenden ideologischen Vorstellungen und Werte bezüglich der Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft zu identifizieren und komparativ zu analysieren.

Die Frage, welche politisch-moralische Position Schriftsteller ihrer Gesellschaft gegenüber einnehmen sollten, wurde häufig in Autorenvereinigungen thematisiert. Die Kommunikationen und Auseinandersetzungen in diesen zivilgesellschaftlichen Organisationen dienen daher als Grundlage und Rahmen der Untersuchung. Konkret werden der Schutzverband Deutscher Schriftsteller, die Vereniging van Letterkundigen und die Vereniging van Vlaamse Letterkun-digen untersucht. Als Untersuchungszeitraum bietet sich die Zwischenkriegszeit an, da in die-ser Epoche Fragen des gesellschaftlichen und politischen Engagements von Autoren intensiv und kontrovers diskutiert wurden. Der Vergleich zwischen den Niederlanden, Flandern und Deutschland ist für diese Analyse besonders geeignet, da einerseits diese Gesellschaften eine gewisse sozial-kulturelle Ähnlichkeit aufwiesen und zwischen ihnen ein reger intellektueller Austausch stattfand, andererseits ihre jeweilige politische Struktur und konfessionelle Prägung durch signifikante Unterschiede gekennzeichnet waren. Die vorgenommene Untersuchung wird es ermöglichen, die gesellschaftsspezifische, ideologische Grundlage des Auto-renverhaltens und die Funktion ihrer Vereinigungen in dieser Hinsicht vergleichend zu ver-stehen.

Nicole Pilz studierte Ethnologie, Niederlande-Studien und Öffentliches Recht. Sie schloss ihr Studium 2009 mit einer Magisterarbeit über Louis Dumonts Modell der modernen Ideologie ab. Von 2007 bis 2009 arbeitete sie als studentische Hilfskraft am Graduiertenkolleg „Zivilge-sellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart - Deutschland und die Niederlande im Vergleich“.