Die Funktion alevitischer Migrantenselbstorganisationen

in der zivilgesellschaftlichen Integration in Deutschland und den Niederlanden

Forschung

In Europa rücken Migrantenselbstorganisationen zunehmend als zivilgesellschaftliche Akteure ins Blickfeld politischer und wissenschaftlicher Integrationsdebatten. Besonders Deutschland und die Niederlande - zwei Nachbarländer - suchen über die Grenzen hinweg nach Patentrezepten für eine "gelungene" Integration von Menschen aus der Türkei, die in beiden Ländern die größte Migrantengruppe darstellen. Während handlungstheoretische Ansätze "kulturelle Differenzen" zwischen Migranten und der Mehrheitsgesellschaft als zentralen Faktor für Integrationsverläufe ansehen, erklären systemtheoretische Ansätze die institutionellen Strukturen und Integrationskonzepte der Mehrheitsgesellschaft als ausschlaggebend. Die Dissertation, gefördert im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs "Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart- Deutschland und die Niederlande im Vergleich" untersucht die Gruppe der Aleviten, die mit Beginn der Arbeitsmigration in den 1960er Jahren aus der Türkei nach Deutschland und in die Niederlande eingewandert sind, jedoch bis Ende der 1980er Jahre de facto unsichtbar waren. Gegenwärtig gehen Schätzungen von ca. 700. 000 Aleviten in Deutschland und ca. 100.000 Aleviten in den Niederlanden aus, die zunehmend in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Aus ethnologischer Sicht fragt das Projekt, welche Verständigungs- und Austauschprozesse für die alevitische Identität im Migrationskontext von Bedeutung sind, um mit der jeweiligen Mehrheitsgesellschaft in Interaktion zu treten. Sind für einen Integrationsprozess die institutionellen Strukturen der Mehrheitsgesellschaft oder das Repertoire an kulturellenWertvorstellungen und Handlungen der Aleviten von Bedeutung.