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Münster (upm/KIT/ch)
Kohlenstoff-Nanoröhre über einem photonischen Kristall-Wellenleiter mit Elektroden - die Struktur wandelt elektrische Signale in Licht.<address>© WWU</address>
Kohlenstoff-Nanoröhre über einem photonischen Kristall-Wellenleiter mit Elektroden - die Struktur wandelt elektrische Signale in Licht.
© WWU

Für schnellere Computerchips

Forscher entwickeln Wellenleiter mit integrierten Kohlenstoff-Nanoröhren zur Umwandlung von elektrischen Signalen in Licht

Die Informationsübertragung durch Licht ist längst Alltag. Glasfaserkabel übertragen als Lichtwellenleiter beispielsweise Telefon- und Internetsignale. In Zukunft soll Licht auch in Computerchips genutzt werden, um Informationssignale schnell und effizient zu übertragen. Wissenschaftler haben nun gezeigt, dass sich winzige Röhrchen aus Kohlenstoff als sogenannte On-Chip-Lichtquelle für die Informationstechnologie von morgen eignen, wenn man im Nanomaßstab strukturierte Wellenleiter nutzt, um passende Lichteigenschaften zu erzeugen. Mit der Kombination dieser Bauteile haben die Forscher ein kompaktes miniaturisiertes Schaltteil entwickelt. Es wandelt elektrische Signale in klar definierte optische Signale um.

An der Studie, die federführend von Wissenschaftlern des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) durchgeführt wurde und in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature Photonics" veröffentlicht ist, war auch Prof. Dr. Wolfram Pernice beteiligt. Der Professor am Physikalischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) wechselte vor einiger Zeit vom KIT nach Münster.

Mit den Kohlenstoff-Nanoröhrchen haben die Forscher eine neuartige Lichtquelle entwickelt. Sie erzeugt Photonen, also Lichtteilchen, wenn elektrische Spannung angelegt wird. Die Nanostrukturen der Miniatur-Lichtwellenleiter leiten das Licht exakt in den gewünschten Farben – also in den gewollten Wellenlängen – weiter. Sie erlauben es damit, die Eigenschaften des weitergeleiteten Lichts maßzuschneidern – eine Voraussetzung für die Übertragung von Daten. Die Wellenlänge, die weitergeleitet wird, geben die Wissenschaftler vor: Durch eine Gravur mithilfe der Elektronenstrahl-Lithografie erhalten die einige Mikrometer langen Wellenleiter feinste Hohlräume von einigen Nanometern Größe, die seine optischen Eigenschaften bestimmen. Die so entstandenen photonischen Kristalle reflektieren das Licht in bestimmten Farben. In der Natur kann man dieses Phänomen zum Beispiel auf bunt erscheinenden Schmetterlingsflügeln beobachten.

Prof. Dr. Wolfram Pernice<address>© WWU/Laura Grahn</address>
Prof. Dr. Wolfram Pernice
© WWU/Laura Grahn
Der nun vorgestellte kompakte Strom-Licht-Signalwandler erfüllt Anforderungen für die nächste Generation von Computern, die elektronische Komponenten mit nanophotonischen Wellenleitern verbinden, so die Forscher. Der Signalwandler bündelt das Licht fast so stark wie ein Laser und spricht mit hoher Geschwindigkeit auf variable Signale an. Bereits jetzt lassen sich mithilfe der von den Forschern entwickelten opto-elektronischen Bauelemente aus elektrischen Signalen Lichtsignale im Giga-Hertz-Frequenzbereich erzeugen.

Gefördert wurde das Projekt durch das Programm "Science and Technology of Nanosystems" der Helmholtz-Gemeinschaft. Dessen Ziel ist es, Nanosysteme mit einzigartiger Funktionalität zur erforschen und das Potenzial von Materialien mit Strukturgrößen von wenigen Nanometern zu erschließen. Die Volkswagenstiftung finanzierte für das Forschungsprojekt eine Doktorandenstelle. Darüber hinaus unterstützte die Hightech-Plattform "Karlsruhe Nano Micro Facility" das Vorhaben.

Originalpublikation:

Felix Pyatkov, Valentin Fütterling, Svetlana Khasminskaya, Benjamin Flavel, Frank Hennrich, Manfred M. Kappes, Ralph Krupke & Wolfram H.P. Pernice: Cavity enhanced light emission from electrically driven carbon nanotubes. Nature Photonics, DOI: 10.1038/NPHOTON.2016.70

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