Forschungsaufenthalt beim Graduate Summer Seminar der American Numismatic Society, New York, USA
Antragstellende: Jessica Schellig
Fachbereich, Studienrichtung: FB 08, Promotion Klassische Archäologie
In diesem Sommer bot sich mir die Gelegenheit, vom 3. Juni bis zum 26. Juli 2024 am Eric P. Newman Graduate Summer Seminar der American Numismatic Society (ANS) teilzunehmen. Die ANS wurde 1858 zur Förderung der numismatischen Forschung gegründet und zählt heute zu einer der bedeutendsten Institutionen im Bereich der Geldgeschichte. Ihre öffentlich zugängliche Sammlung umfasst ca. 800.000 Münzen vom späten 7. Jh. v. Chr. bis in die Moderne und übertrifft damit die Bibliothèque nationale de France in Paris und das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin. Seit 1952 veranstaltet die ANS das Summer Seminar, um den wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich der Numismatik zu fördern.
Das achtwöchige Seminar wurde von der Kuratorin für Römische Numismatik Dr. Lucia Carbone organisiert. Insgesamt nahmen 9 Doktorand*Innen und Masterstudierende verschiedener internationaler Universitäten teil. In der ersten Hälfte des Seminars erhielten wir Studierenden mehrere Vorlesungen zur Geschichte des Geldes, die von dessen Erfindung bis zur Moderne reichten. Darüber hinaus gab es ebenfalls methodische Themenblöcke, in denen wir uns mit stilistischen Analysen, der Auswertung von Fund- und Hortmünzen sowie der Studie von Münzstempeln und ihrer Quantifizierung auseinandersetzten. Ebenso wurden wir über Problematiken des Münzhandels und digitale Ressourcen in der heutigen Numismatik unterrichtet. Die Vorlesungen wurden größtenteils vom Kuratorium der ANS gehalten und an geeigneten Stellen von auswärtigen Experten gestaltet. Den Studierenden bot sich dadurch die Möglichkeit, sich über die ANS hinaus mit Forscher*Innen in diesem Feld zu vernetzen. Ein Highlight des Seminars war darüber hinaus ein Treffen des New York Numismatic Club, an dem die Studierenden teilnehmen durften und mit Münzsammlern und numismatisch interessierten Laien in Austausch treten konnten.
Neben den Vorlesungen war auch die Auseinandersetzung mit einer selbstgewählten Forschungsfrage Teil des Seminars. Die Studierenden erhielten dabei umfassende Betreuung durch das Kuratorium. Im Zuge meines Projektes befasste ich mich mit der Systematik der Münzproduktion in der Provinz zur Regierungszeit Trajans (98–117 n. Chr.) und wurde dabei von Dr. Lucia Carbone und Dr. Peter van Alfen unterstützt. Forschungen bezüglich der Münzproduktion in Asia Minor legen nahe, dass eine Infrastruktur aus Werkstätten gab, die die Stempel für die städtische Münzprägung produzierten. Es ist ebenso belegt, dass städtische Münzstätten die Stempel daraufhin untereinander teilten. Es existierte somit ein Produktionsnetzwerk, welches im frühen 2. Jh. n. Chr. einsetzte und im 3. Jh. merklich expandierte. Da meine Dissertation die Münzstätte Akko-Ptolemais in der Provinz Syria behandelt, habe ich in meinem Projekt untersucht, ob ähnliche kooperative Netzwerke in dieser Provinz im frühen 2. Jh. nachzuweisen sind. Ein voll ausgeprägtes Netzwerk wie in Asia Minor kann für diesen Zeitraum nicht nachgewiesen werden, jedoch konnte die Existenz von Werkstätten belegt werden, die im Raum Nordsyrien mehrere Münzstätten mit Stempeln belieferten. Die Zwischenergebnisse wurden am 24. Juli im Rahmen des Seminars vorgestellt. Bis zum Ende des Jahres wird ein Artikel über diese Forschungsergebnisse verfasst, welcher dann im American Journal of Numismatics der ANS veröffentlicht wird.
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich für eine Förderung durch den Santander Mobilitätsfonds bedanken, die diese Forschung unterstützt. Die Förderung half mir, mich in meinem Berufsfeld weiter zu vernetzen, wichtige Kompetenzen zu erlernen und mich hinsichtlich meiner Spezialisierung weiterzubilden. Sie leistete somit einen bedeutenden Beitrag in meiner beruflichen Entwicklung.