Werkstattberichte aus den Digital Humanities

Vortrags- und Interviewreihe im Themenjahr 2023/24

Ausschnitt aus der Gesamtgrafik Themenjahr 2023/24
© Stefan Matlik

Was sind Digital Humanities (DH)? Auf diese Frage lassen sich in der Datenbank www.whatisdigitalhumanities.com mehr als 800 Definitionen abrufen, die ganz unterschiedliche Sichtweisen vermitteln. Das liegt in der Vielfalt der Fächer der Geistes- und Sozialwissenschaften begründet, die ihre je eigene Geschichte von Entdeckung und Gebrauch digitaler Technologien in ihrer Forschung erzählen können. Aus der Fülle der Fachkulturen erwuchsen unzählige Spielarten und Facetten IT-gestützter Forschung. Die Vielfalt avancierte zur Stärke der Digital Humanities.

Auch in der geisteswissenschaftlichen Religionsforschung eröffnen digitale Methoden neue Erkenntnisse über historische Quellen, religiöse Schriften und materielle Kulturgüter. Die Digital Humanities erschließen, edieren und analysieren sie. Verknüpft mit geographischen, personalen und kulturellen Daten, entfaltet sich ein weltweites Wissensnetz.

Am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ stehen religiöse Schriften und ihre Erschließung, editorische Aufbereitung und digitale Analyse im Mittelpunkt der digitalen Forschung. Das Spektrum der DH-Projekte reicht von der Antike bis in die Gegenwart.

In den öffentlichen Werkstattberichten haben die DH-Teams ihre spezifischen digitalen Zugänge vorgestellt. Sie beleuchteten Ergebnisse und Möglichkeiten der DH-Religionsforschung, die heilige Texte und profane Briefe, Bilder und Objekte, individuelle Ereignisse und globale Zusammenhänge bearbeitet. Die Vortragsreihe wurde durch Interviews mit den Forschenden begleitet, in denen sie ihre Projekte vorstellen und über die Vorteile ihrer Arbeit mit digitalen Tools berichten. Weiterlesen

Digitale Philologie und der Text des Neuen Testaments

© Bibelmuseum

Interview mit Kirchenhistoriker Holger Strutwolf

Über 5.700 griechische Handschriften des Neuen Testament, die sich alle voneinander unterscheiden, auszuwerten, um den ältesten erreichbaren Text dieser Schriftensammlung zu erschließen, ist eine Aufgabe, die ohne digitale Instrumente, Datenbanken und Programme nicht möglich ist. Wie heute eine digitale Ausgabe des Neuen Testaments erstellt wird, welche neuen Erkenntnisse sich daraus ergeben, ist Gegenstand des Vortrags vom 7.11.2023. Das Publikum gewinnt einen Einblick in die Werkstatt des Instituts für Neutestamentliche Textforschung. Zum Interview

Werkstattbericht „Digitale Philologie und der Text des Neuen Testaments“ (Holger Strutwolf)

07.11.2023, 18:15 – 20:00 Uhr; Einführung: Eve-Marie Becker

Ort: Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Raum JO 1, Johannisstrasse 4, 48143 Münster

Digital Religion? Theorie und Praxis der Inventarisierung von christlichem Kulturerbe

© Thomas Fusenig

Interview mit Norbert Köster und Carolin Hemsing aus dem Fach katholische Theologie

Viele Pfarrkirchen beherbergen hochrangige Kunstwerke, die der Forschung aber nur schwer zugänglich sind, weil sie gar nicht oder an entlegenen Orten mit qualitativ nicht ausreichenden Bildern publiziert sind. Zudem führt die Schließung von Pfarrkirchen dazu, dass Kunst in Depots verschwindet oder auf dem Kunstmarkt verkauft wird. Durch die Digitalisierung soll dieses Kulturerbe langfristig bewahrt werden. Die komplexen Anforderungen, Kunstwerke nach wissenschaftlichen Standards zu digitalisieren und für den Open Access zur Verfügung zu stellen, werden im ersten Teil der Vorlesung erläutert. Der zweite Teil geht der Frage nach, was es bedeutet, wenn christliche Kunst von der Kirche in die Datenbank wandert. Zum Interview

Werkstattbericht „Digital Religion? Theorie und Praxis der Inventarisierung von christlichem Kulturerbe“ (Norbert Köster, Carolin Hemsing)

21.11.2023, 18:15 – 20:00 Uhr; Einführung: Ludger Hiepel

Ort: Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Raum JO 1, Johannisstraße 4, 48143 Münster

‚In bitterer Not wende ich mich an Eure Heiligkeit.‘ Eine Führung durch die digitale Fabrik von „Asking the Pope for Help“

© SMNKG/Matthias Daufratshofer

Interview mit Kirchenhistoriker Hubert Wolf

Das Projekt „Asking the Pope for Help“ arbeitet alle Bittschreiben jüdischer Menschen während der Shoah auf, die diese in ihrer Not an Papst Pius XII. und die Kirche gerichtet haben. Neben diesen Petitionen werden auch alle zu den jeweiligen „Fällen“ gehörenden Dokumente in den vatikanischen Archiven ediert und umfangreiches didaktisches Begleitmaterial angeboten. Im Vortrag wird anhand von einigen Beispielen illustriert, wie Datenbank und Webapp des Projekts funktionieren und welche DH-Methoden zur Anwendung kommen, ohne die ein solches Projekt nicht zu realisieren wäre. Zum Interview

Werkstattbericht ‚In bitterer Not wende ich mich an Eure Heiligkeit.‘ Eine Führung durch die digitale Fabrik von „Asking the Pope for Help“ (Hubert Wolf und Team)

05.12.2023, 18:15 – 20:00 Uhr; Einführung: Johannes Schnocks

Ort: Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Raum JO 1, Johannisstraße 4, 48143 Münster

Apocalypse Goes Digital: Digitale Edition und intertextuelle Analyse des 4. Esrabuchs

© gallica.bnf.fr

Interview mit den evangelischen Theologen Lutz Doering und Florian Neitmann

„Die digitale Apokalypse“ – das ist kein weiteres Untergangsszenario, sondern Ziel eines Projekts zum 4. Esrabuch, einer antiken jüdischen apokalyptischen Schrift. Da diese in vielen verschiedensprachigen Versionen vorliegt, wird in dem Projekt eine digitale Edition erarbeitet, die einen möglichst anschaulichen Zugang zu dieser komplex überlieferten Schrift ermöglicht. Um dann auch untersuchen zu können, wie die Schrift mit verschiedenen antiken Kulturen verflochten ist, wird die digitale Edition zu einer Annotationsplattform erweitert, auf der eine globale Forschungscommunity ihre Beobachtungen austauschen und vernetzen kann. Zum Interview

Werkstattbericht „Apocalypse Goes Digital: Digitale Edition und intertextuelle Analyse des 4. Esrabuchs“ (Lutz Doering, Florian Neitmann)

16.01.2024 , 18:15 – 20:00 Uhr; Einführung: Clemens Leonhard

Ort: Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Raum JO 1, Johannisstraße 4, 48143 Münster

SprachRäume. Religiöse Texte als Ressource im kolonialen Kontext

© Stamen Design CC BY 3.0/Brian Atkin

Interviews mit Arabistin Ines Weinrich und Historikerin Felicity Jensz

In diesem Werkstattbericht sind zwei Projekte zusammengefasst: „Global Bible: British and German Bible Societies Translating Colonialism“ (Projektleitung Felicity Jensz) und „Hindu-Muslim-Jewish Origin Legends in Circulation between the Malabar Coast and the Mediterranean, 1400s-1800s” (Projektleitung Ines Weinrich).

Zum Interview mit Ines Weinrich

Zum Interview mit Felicity Jensz

Werkstattbericht „SprachRäume. Religiöse Texte als Ressource im kolonialen Kontext“ (Ines Weinrich, Felicity Jensz)

23.01.2024 , 18:15 – 20:00 Uhr; Einführung: Angelika Lohwasser

Ort: Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Raum JO 1, Johannisstraße 4, 48143 Münster