Digitale Geschöpfe, Künstliche Intelligenz und existenzielle Fragen

Filmreihe „Digital und transhuman?“ des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ zeigt Filme über die Beziehung von Mensch und Maschine in Zeiten der Digitalisierung – Vier Kinofilme erforschen Fragen des Menschseins – Start der Reihe am 9. April im Schloßtheater Münster – Forschende des Exzellenzclusters führen in die Filmvorführungen ein

Plakat zur Filmreihe „Digital und transhuman?“
© EXC - Stefan Matlik

Pressemitteilung vom 04. April 2024

Digitale Geschöpfe, Künstliche Intelligenz und existenzielle Fragen: In der Filmreihe „Digital und transhuman?“ im Themenjahr „Die Digitalisierung der Religion“ zeigt der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ Filme über das Verhältnis von Mensch und Maschine in Zeiten der Digitalisierung. „Science Fiction befasst sich seit jeher auf kreative, herausfordernde und manchmal auch verstörende Weise mit der Beziehung von Menschen und Göttern,“ sagt Kommunikationswissenschaftler Thorsten Quandt vom Exzellenzcluster. „Gerade in jüngerer Zeit haben die fortschreitende Digitalisierung und Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz die Fantasie der Filmschaffenden beflügelt. Ihre Werke greifen in diesem Zusammenhang auch ethische und religiöse Fragen auf, etwa nach dem Umgang des Menschen mit seinen künstlichen Schöpfungen und der Bedeutung der Idee von ‚Gott‘ in einer zunehmend von Technologie geprägten Welt.“

Die vierteilige Filmreihe des Exzellenzclusters ist ab dem 9. April im Programmkino „Schloßtheater“ in Münster zu sehen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Exzellenzclusters begleiten die Abende mit kurzen Einführungsvorträgen. Im Anschluss an die Filmvorführungen besteht die Möglichkeit zur Diskussion im Foyer des Schloßtheaters. Alle Filme werden in Originalsprache mit deutschen Untertiteln gezeigt. Für die Teilnahme ist eine Anmeldung unter veranstaltungenEXC@uni-muenster.de erforderlich. Der Eintritt ist frei.

Über die Filme

Die Reihe startet am 9. April mit Ridley Scotts „Blade Runner“. Der Science Fiction-Klassiker aus dem Jahr 1982 spielt in einer düsteren Zukunft, in der die Menschen sich ein besseres Leben auf fernen Planeten erhoffen. „Um diese fremden Welten zu erschließen, konstruieren sie künstlich erschaffene Replikanten. Als diese auf die Erde zurückkehren, um Fragen über ihre eigene Herkunft und Existenz zu beantworten, wird die Menschheit mit ihrer Schöpfung und mit ihrer eigenen Menschlichkeit konfrontiert“, erläutert Historiker Marcel Bubert, der in den ersten Abend der Filmreihe einführt. „Der Film wirft zahlreiche existenzielle Fragen auf und regt insbesondere im Spiegel moderner Entwicklungen zum Nachdenken über Künstliche Intelligenz, die Natur des Menschen und die Ethik der Mensch-Roboter-Interaktion an.“

Der zweite Abend der Filmreihe widmet sich dem Film „Her“, der die Geschichte des einsamen Schriftstellers Theodore erzählt, der sich in eine Künstliche Intelligenz namens Samantha verliebt. „Der Film aus dem Jahr 2013 ist eine bewegende Reflexion über Einsamkeit, Liebe und soziale Verbindungen zwischen Menschen und von ihnen digital erzeugten Wesen“, sagt Thorsten Quandt, der die Filmvorführung mit einem Einführungsvortrag begleitet. „Samantha wurde als Betriebssystem für Computer geschaffen und entwickelt fortschreitend menschenähnliche Fähigkeiten. Anhand der emotionalen Bindung, die zwischen ihr und Theodore entsteht, erforscht der Film die Auswirkungen von technologischen Entwicklungen auf zwischenmenschliche Beziehungen.“

In „Ex Machina“ fühlt sich der junge Programmierer Caleb zu einem weiblichen Avatar namens Ava hingezogen, dessen Fähigkeiten er testen soll. „Der Film erforscht auf fesselnde Weise die Grenzen zwischen Mensch und Maschine in einer zunehmend von Technologie geprägten Welt“, sagt Quandt, der auch am 11. Juni in den dritten Filmabend der Reihe einführt. „Das gefährliche Netz aus Manipulation und Intrigen, in das Caleb gerät, wirft ebenfalls Fragen nach den Konsequenzen einer außer Kontrolle geratenen Technologie und nach der Ethik von Mensch-Roboter-Interaktionen auf.“

Den Abschluss der Filmreihe bildet die Vorführung der Komödie „Le tout nouveau testament“ am 9. Juli. Der Film handelt vom christlichen Gott, der als zynischer Tyrann in Brüssel lebt und die Menschen auf der Erde quält. Seine Tochter Ea lehnt sich gegen ihn auf, indem sie sich in seinen Computer hackt und die Todesdaten aller Menschen auf der Welt an ihre Handys verschickt. „Ea schafft damit eine Welt, in der die Menschen ihre eigenen Entscheidungen treffen können und Gott ein besseres, weniger tyrannisches Wesen wird“, erläutert die Sozial- und Kulturanthropologin Dorothea Schulz, die in den letzten Abend der Filmreihe einführt. „Der Film greift Themen wie den Kampf gegen Unterdrückung und die Suche nach Identität auf und streift dabei auch die Frage nach der Rolle von ‚Gott‘ in einer digitalisierten Welt.“ (fbu/pie/vvm)

Filmreihe „Digital und transhuman? Von Menschen und Göttern in Zeiten der Digitalisierung“

9. April 2024, 19.00 Uhr – Blade Runner (1982)
14. Mai 2024, 19.00 Uhr – Her (2013)
11. Juni 2024, 19.00 Uhr – Ex Machina (2015)
9. Juli 2024, 19.00 Uhr – Le tout nouveau testament (2015)

Ort: Programmkino „Schloßtheater”, Melchersstraße 81, 48149 Münster

Anmeldung an: veranstaltungenEXC@uni-muenster.de