Renommierte Forscher als Hans-Blumenberg-Gastprofessoren am Exzellenzcluster

Die Soziologen Árnason und Juergensmeyer sprechen in zwei öffentlichen Vortragsreihen über „eine religiös-politische Konstitution der Moderne“ und „Religion and War“

Hans-Blumenberg-Gastprofessoren Prof. Dr. Mark Juergensmeyer und Prof. Dr. Jóhann Páll Árnason
© privvat

Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ erwartet im Sommersemester 2018 zwei renommierte Hans-Blumenberg-Gastprofessoren: den in Island geborenen Soziologen Jóhann Páll Árnason, der in Münster Vorträge „Zur Frage einer religiös-politischen Konstitution der Moderne“ hält, und den US-amerikanischen Soziologen und Religionswissenschaftler Mark Juergensmeyer, der über „Religion and War“ spricht.

Die Hans-Blumenberg-Gastprofessur für Religion und Politik – benannt nach dem einflussreichen Münsteraner Philosophen Hans Blumenberg (1920-1996) – soll dazu beitragen, innovative Impulse aus der internationalen Forschung nach Münster zu bringen, und die interdisziplinäre Anschlussfähigkeit am Exzellenzcluster stärken. Auf die Gastprofessur werden jedes Semester renommierte Forscherinnen und Forscher aus wechselnden Disziplinen berufen. Der erste Blumenberg-Gastprofessor war 2016 der Bochumer Historiker Prof. Dr. Lucian Hölscher, im Wintersemester 2016/17 folgte der Würzburger Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Horst Dreier. 2017 waren der Ethnologe Prof. Dr. Thomas Hauschild und die Religionssoziologin Prof. Dr. Linda Woodhead Blumenberg-Gastprofessoren am Exzellenzcluster. (maz/vvm)

Vortragsreihe zur „religiös-politischen Konstitution der Moderne“

Der renommierte Soziologe Prof. Dr. Jóhann Árnason, Emeritus von der La Trobe University in Melbourne, widmet sich im Sommersemester 2018 als Hans-Blumenberg-Gastprofessor in Münster in einer öffentlichen Vortragsreihe und in seinen Forschungen verschiedenen Zugängen zur „religiös-politischen Konstitution der Moderne“: Welche Rolle spielt die Religion im Prozess der Modernisierung? Wurde der Übergang von vormodernen zu modernen Gesellschaften dadurch möglich, dass die Bedeutung der Religion abnahm oder war gerade die Auseinandersetzung mit der Religion Voraussetzung für den Weg in die Moderne? Die Reihe nimmt verschiedene Theorien zur Entstehung der Moderne in den Blick, darunter Ansätze von Hans Blumenberg, dem Namensgeber der Gastprofessur, Max Weber, Shmuel Eisenstadt, Marcel Gauchet und Hans Joas.

Die öffentliche Vortragsreihe trägt den Titel „Säkularisation, Entzauberung, Autonomie: Zur Frage einer religiös-politischen Konstitution der Moderne“. Zum Auftakt am 8. Mai spricht Jóhann Árnason über „Hans Blumenberg und Carl Schmitt: Hintergründe und Horizonte eines Dialogs“. Der Vortrag ist um 10.15 Uhr im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Raum JO 101, Johannisstraße 4 in Münster zu hören. Am 14. Mai folgt ein Abendvortrag am selben Ort um 18.15 Uhr zum Thema „Von Weber zu Eisenstadt: Religion und Politik im Zivilisationsvergleich“. Zwei weitere Vorträge befassen sich am 29. Mai und 5. Juni mit den Themen „Marcel Gauchet: Religion, Moderne und Demokratie“ und „Metamorphosen des Heiligen: Prolegomena zu einer Auseinandersetzung mit Hans Joas“, jeweils um 10.15 Uhr. Während seines Aufenthaltes veranstaltet Jóhann Árnason mit Mitgliedern des Exzellenzclusters den Workshop „Einheit und Vielfalt der Moderne: Zur Klärung der Idee der ‚multiple modernities‘“, an dem auch der Leiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung, der Soziologe Prof. Dr. Wolfgang Knöbl, teilnimmt. 

Jóhann Páll Árnason

Jóhann Páll Árnason, 1940 geboren in Dalvík, Island, ist emeritierter Professor für Soziologie an der La Trobe University in Melbourne, Australien. Nach der Promotion bei Jürgen Habermas in Frankfurt, der Habilitation an der Universität Bielefeld und der Auseinandersetzung mit der kritischen Theorie der Frankfurter Schule, wendete Árnason sich makrosoziologischen Fragen zu und formulierte eine Theorie der Moderne. Er wurde zu einem führenden Vertreter der vergleichenden Zivilisationsanalyse. Nach dem Wechsel nach Australien 1975 blieb Árnason der europäischen Forschungslandschaft mit Aufenthalten an renommierten europäischen Forschungseinrichtungen verbunden. Er hat viel beachtete Publikationen vorgelegt, darunter „Civilizations in dispute“ (2003), und mit Shmuel N. Eisenstadt und Björn Wittrock „Axial civilizations and world history“ (2004). Mit einem Schwerpunkt auf Ostasien und Japan widmet er sich der Vergleichbarkeit von Zivilisationen und den je unterschiedlichen Wegen in die Moderne. Der Soziologe gehört zu den wichtigsten Vertretern des Theorems der „multiple modernities“. (maz/vvm)

Säkularisation, Entzauberung, Autonomie: Zur Frage einer religiös-politischen Konstitution der Moderne“ mit Soziologe Prof. Dr. Jóhann Páll Árnason

Sommersemester 2018
Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters
Hörsaal JO 101
Johannisstraße 4 in Münster
48143 Münster

Programm

Dienstag, 8. Mai 2018, 10.15 Uhr Hans Blumenberg und Carl Schmitt: Hintergründe und Horizonte eines Dialogs
Montag, 14. Mai 2018, 18.15 Uhr Von Weber zu Eisenstadt: Religion und Politik im Zivilisationsvergleich
Dienstag, 29. Mai 2018, 10.15 Uhr Marcel Gauchet: Religion, Moderne und Demokratie
Dienstag, 05. Juni 2018, 10.15 Uhr Metamorphosen des Heiligen: Prolegomena zu einer Auseinandersetzung mit Hans Joas

Vortragsreihe „Religion and War“

Der international anerkannte Soziologe Prof. Dr. Mark Juergensmeyer von der University of California, Santa Barbara, befasst sich im Sommersemester 2018 als Hans-Blumenberg-Gastprofessor am Exzellenzcluster in öffentlichen Vorträgen mit Fragen von Religion und Gewalt. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören religiöse Gewalt, Konfliktlösungen sowie südasiatische Religionen und Politik. Er untersucht, auf welche Weise Religion gesellschaftliche und politische Auseinandersetzungen stimulieren, eindämmen und modifizieren kann. Er fragt auch danach, worin ihre dynamische Potenz begründet liegt und durch welche externen Bedingungen Religion mobilisiert oder aber auch beschränkt werden kann.

In drei englischsprachigen öffentlichen Vorträgen in Münster spricht Mark Juergensmeyer über „Religion and War“. Zum Auftakt am 12. Juni befasst er sich mit „The Odd Appeal of War“ („Der sonderbare Reiz des Krieges“). Darin fragt Juergensmeyer, warum auf Katastrophen so häufig, beinahe natürlich, Krieg folge. Am 18. Juni spricht der Soziologe unter dem Titel „Cosmic War“ („Kosmischer Krieg“) über mystische Dimensionen von Krieg und am 19. Juni unter dem Titel „God at War“ („Gott im Krieg“) über eine dauerhafte kulturelle Anziehungskraft von Religion und Krieg. Er erörtert dabei, ob und wie Religion Konflikte eindämmen kann. Die Vorträge sind von 18.15 bis 19.45 Uhr im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Hörsaal JO 101, Johannisstraße 4 in Münster zu hören.

Mark Juergensmeyer

Mark Juergensmeyer ist Professor für Soziologie, Internationale Studien und Religionswissenschaft sowie Gründer des Orfaela Center for Global and International Studies an der University of California, Santa Barbara. Der Wissenschaftler hat in den vergangenen Jahren wesentliche Studien über Religion und Gewalt vorgelegt, darunter das international beachtete Werk „Terror in the Mind of God: The Global Rise of Religious Violence“ aus dem Jahr 2000 („Terror im Namen Gottes: Ein Blick hinter die Kulissen des gewalttätigen Fundamentalismus“), das auf Interviews mit religiösen Aktivisten weltweit basiert, darunter Dschihadisten, ISIS-Kämpfer, Anführer der Hamas und christlich-militante Abtreibungsgegner in den USA. Zu seinen Publikationen gehören auch „Die Globalisierung religiöser Gewalt. Von christlichen Milizen bis al-Qaida” (2009), “Gandhi's Way: A Handbook of Conflict Resolution" (2005) und “The New Cold War? Religious Nationalism Confronts the Secular State” (1993). (maz/vvm)

Religion and War“ mit Soziologe Prof. Dr. Mark Juergensmeyer

Sommersemester 2018
Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters
Hörsaal JO 101
Johannisstraße 4 in Münster
48143 Münster

Dienstag, 12. Juni 2018, 18.15 Uhr The Odd Appeal of War
Montag, 18. Juni 2018, 18.15 Uhr Cosmic War
Dienstag, 19. Juni 2018, 18.15 Uhr God at War