Die Reliquienstatuette der Heiligen Agnes

Herausragende Exponate der Ausstellung „Goldene Pracht“ - Teil 2

Reliquienstatuette der Heiligen Agnes

Reliquienstatuette der heiligen Agnes, um 1520/25, © Bistum Münster

© Stephan Kube

Das 50 Zentimeter hohe Standbild ist Teil des Bestandes westfälischer Silberstatuetten in der münsterischen Domkammer, der in Qualität und Umfang in Deutschland einzigartig sind. Dieser mittelalterliche Kirchenschatz wird ein Höhepunkt der umfangreichen Ausstellung sein.

Die Figur ist ein herausragendes Beispiel für die enge Zusammenarbeit zwischen westfälischen Goldschmieden und Bildhauern im späten Mittelalter. Als Vorlage für die Goldschmiedearbeit hat wahrscheinlich eine Skulptur des münsterischen Bildhauers Heinrich Brabender (1467-1537) gedient. Eine vergleichbare Frauenfigur findet sich auf einem Epitaph, einer Gedenktafel, des Stiftsherrn von Lyntelo, ebenfalls ein Werk Brabenders. Ziel der Ausstellung ist es auch, diese bisher unbekannten Verbindungen aufzuzeigen und die Objekte sowohl historisch als auch kunsthistorisch einzuordnen.

Der münsterische Stiftsherr Rudolf von Langen (1438–1519) stiftete im frühen 16. Jahrhundert die Statuette der Märtyrerin Agnes. Davon zeugt eine umlaufende Schrift auf dem Sockel der Figur. Von Langen war einer der bedeutendsten Vertreter des Humanismus in Münster und Zeitgenosse des Reformators Erasmus von Rotterdam. Die Figur stellt Agnes mit einem Ring in der rechten Hand als Braut Christi dar. Das Lamm an ihrer Seite symbolisiert ihre Reinheit und Frömmigkeit.

Die Heilige Agnes (gestorben 258/259 oder 304 nach Christus) wird seit dem 4. Jahrhundert nach Christus als Märtyrerin verehrt. Ihrer Lebensbeschreibung zufolge erregte die junge Römerin den Unmut des Präfekten der Stadt, weil sie die Werbung seines Sohnes zurückwies mit der Begründung, sie habe um Christi willen ein Leben als Jungfrau gewählt. Bei dem Versuch, der jungen Frau Gewalt anzutun, verstarb er plötzlich. Agnes erweckte den Mann durch ein Gebet wieder zum Leben und wurde dafür wegen angeblicher Zauberei zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Doch die Flammen wichen vor ihr zurück und konnten ihr nichts anhaben, wie es heißt. Daraufhin wurde sie mit dem Schwert gerichtet. In der achten Nacht der Totenwache am Grab der Getöteten soll Agnes den Eltern und Freunden erschienen sein, an ihrer Hand ein goldener Ring und an ihrer Seite ein weißes Lamm (lateinisch: Agnus). (exc)