Goldene Kunst mit Ostermotiven

Museumsbesuch an den Kar- und Ostertagen: Viele Exponate der Mittelalter-Ausstellung „Goldene Pracht“ in Münster gehören bis heute zur österlichen Liturgie

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Kelch aus dem Dominikanerkloster in Osnabrück von 1468, © Domschatzkammer und Diözesanmuseum Osnabrück

Viele Exponate der Mittelalter-Ausstellung „Goldene Pracht“ in Münster zeigen Motive des christlichen Osterfestes. „Ein Besuch während der Kar- und Ostertage bietet sich für alle an, die sich die Bedeutung des Hochfestes vergegenwärtigen wollen“, erläutert Kurator und Kunsthistoriker Holger Kempkens vom Bistum Münster. „Reich verzierte Kreuze, Kelche, Schreine und Buchdeckel zeigen die österliche Botschaft auf eindrucksvolle Weise.“ So schildern die getriebenen Reliefs des berühmten Marienschreins aus dem belgischen Tournai von 1205 und die einzigartigen Emailmedaillons des Reliquienkreuzes aus St. Martini in Münster aus dem 14. Jahrhundert die Leidensgeschichte und Auferstehung Christi.

Die Ausstellung im LWL-Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte und in der Domkammer der Kathedralkirche St. Paulus ist auch an den Feiertagen von Karfreitag bis einschließlich Ostermontag von 10 bis 18 Uhr zu besichtigen. Sie stellt eine Kooperation des Bistums Münster, des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Uni Münster und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) dar. Bis 28. Mai präsentiert sie rund 300 herausragende Werke der westfälischen Goldschmiedekunst des 10. bis 16. Jahrhunderts.

„Die rund 300 kostbaren Gold- und Silberarbeiten, die wir in Münster zeigen, sind nicht nur Museumsstücke, sondern oftmals bis heute Gebrauchsgegenstände der Liturgie“, sagt Kempkens. „Und so kehren zu Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten manche Werke vorübergehend in ihre Gemeinden zurück.“ Vier Schreine und ein Kelch werden zeitweilig in den Osnabrücker Dom zurückgebracht, ein Kreuz mit einer Reliquie des „Wahren Kreuzes“ wird an Karfreitag in Rheine zurückerwartet. Ins niedersächsische Vechta reisen zu Christi Himmelfahrt zwei Armreliquiare.

Kreuzigungsszene auf dem Kelch

Wer Ostermotive in der Ausstellung sucht, wird auch auf einem Kelch aus dem Osnabrücker Dominikanerkloster fündig, den der Goldschmied Engelbert Hofsleger 1468 anfertigte und mit figurenreichen Szenen versah. „Auf dem Fuß des Kelchs sehen wir Christus am Ölberg, die Geißelung, Kreuztragung, Kreuzannagelung und den Tod Christi am Kreuz“, erläutert Bistums-Kurator Kempkens. Der berühmte Buchdeckel der Essener Äbtissin Theophanu, die von 1039 bis 1058 im Amt war, zeigt auf dem zentralen Elfenbein sogar das gesamte christliche Erlösungswerk, von der Geburt Christi über die Kreuzigung bis zur Himmelfahrt.

Zu den Werken, die an den Feiertagen vorübergehend in ihre Heimat zurückkehren, gehören auch vier Schreine mit den Reliquien der frühchristlichen Märtyrer Crispinus und Crispinianus aus dem 13. Jahrhundert und der Heiligen Cordula und Permerius aus dem 14. Jahrhundert. An Ostern und Pfingsten werden sie im Hochaltar-Aufsatz des Osnabrücker Domes St. Peter aufgestellt. „Wie unsere Ausstellung zeigt, standen die vier Schreine bereits im Spätmittelalter nebeneinander im Hochaltar-Retabel des Osnabrücker Domes, wo sie an allen wichtigen Kirchenfesten für die Gläubigen sichtbar waren“, erläutert Kempkens. Die jetzige Präsentation der Schreine knüpfe somit an mittelalterliche Traditionen an. Als Bistumspatrone müssten vor allem die Reliquien der beiden Märtyrer-Brüder Crispinus und Crispinianus, der Legende nach Geschenke Karls des Großen, bei bedeutenden Anlässen im Dom zugegen sein.

Eine besondere Rolle übernimmt an Pfingsten der Kelch des Osnabrücker Domvikars Gerhart Keleman (gestorben 1341), so der Kunsthistoriker. Bei der Priesterweihe am Pfingstsamstag im Osnabrücker Dom ist der aufwendig gestaltete Kelch ein wichtiger Bestandteil der Eucharistiefeier. „Die zuvor geweihten Priester empfangen aus dem 700 Jahre alten Messkelch den eucharistischen Wein.“

In Vechta werden zu Christi Himmelfahrt am 17. Mai zwei Armreliquiare des heiligen Alexander bei der kirchlichen Prozession mitgeführt. Kempkens: „Die Himmelfahrtsprozession ist ein religiöser Höhepunkt des Kirchenjahres in Vechta.“ Sie geht zurück auf eine Dankprozession, die der münsterische Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1606-1678) nach dem Abzug der schwedischen Truppen 1654 abhielt. Seit dem 17. Jahrhundert seien die Armreliquiare aus dem 12. Jahrhundert, die ursprünglich aus Wildeshausen stammen und zurzeit in der Schau zu sehen sind, Teil der Feierlichkeiten. Während der Messe an Christi Himmelfahrt stehen sie auf einem Seitenaltar der Kirche St. Georg. (ska/vvm)