Katholische Kirche und Gewalt

Tagung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ über innenpolitische Konflikte des 20. Jahrhunderts

News Tagung Kirche Und Gewalt

Plakat der Tagung

Mit der Rolle der katholischen Kirche und ihrer Einstellung zur Gewalt beschäftigt sich eine Tagung, die vom 19. bis zum 21. Mai am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ stattfindet. 19 Wissenschaftler, unter anderem aus Rom, Buenos Aires und Washington, stellen neu zugängliche Aktenbestände und innovative wissenschaftliche Methoden vor. Ein besonderes Augenmerk legt die Tagung „Katholische Kirche und Gewalt im 20. Jahrhundert“ auf innenpolitische Konflikte in Europa und Lateinamerika.

Dabei geht es um folgende Leitfragen:

  • Welche Instanzen innerhalb der katholischen Kirche legitimierten und delegitimierten physische Gewalt?
  • Wie und aus welchen Gründen geschah das?
  • In welchem Verhältnis standen religiöse und nicht religiöse Argumente?
  • Welchen Akteuren wurde die Anwendung von Gewalt zugestanden, welchen nicht?
  • Wie positionierte sich die Kirche damit politisch und strategisch?
  • Wie reagierte der Vatikan auf politische und theologische Vorgaben zur Gewaltfrage? Kam es darüber auch zu binnenkirchlichen Konflikten?
  • Wie wandelten sich die Positionen der Kirche, der jeweiligen Regime, aber auch gesellschaftlicher Gruppen in Reaktion aufeinander?

Eine Podiumsdiskussion mit Vicente Duran Casas S.J. von der Pontificia Universidad Javeriana (Bogotá) und dem Misereor-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer aus Aachen macht die Fachtagung auch für eine breitere Öffentlichkeit interessant. Moderator der Veranstaltung mit dem Titel „Nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts. Katholische Kirche und Gewalt heute“ ist Daniel Deckers, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Die Organisatoren der Tagung sind die Clusterwissenschaftler Prof. Dr. Silke Hensel vom Historischen Seminar und Prof. Dr. Hubert Wolf vom Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte. Die Podiumsdiskussion ist öffentlich. Für den Besuch der Tagung bitten die Veranstalter um eine Anmeldung per E-Mail bis zum 11. Mai. (bhe)

Programm

Mittwoch, 19. Mai: Kirche und Gewalt im 20. Jahrhundert. Die Begriffe.
Moderation: Silke Hensel, Münster

15:00-18.00 Hubert Wolf, Münster
Eine Kirche oder viele Kirchen? Pluralität und Heterogenität innerhalb der hierarchisch strukturierten Institution „katholische Kirche“

Hans-Georg Soeffner, Konstanz
Eine Gewalt oder viele Gewalten? Zum Gewalt-Begriff

Hans G. Kippenberg, Bremen
Kirche, Religion und violentia. Religiöse Gewalt in der europäischen Religionsgeschichte und das Thomas-Theorem
Donnerstag, 20. Mai: Kirche und autoritäre Regime.
Moderation: Heike Bungert, Münster
9:00-12:30
Gianmaria Zamagni, Münster
Friede, Martyrium, Christenheit. Theologische Modelle im Spanischen Bürgerkrieg

Carlos Collado Seidel, Göttingen
„Kreuzzug“ und „Nationalkatholizismus“. Zur Legitimierung von Krieg, Nachkriegsrepression und Herrschaft General Francos

Fortunato Mallimaci, Buenos Aires
Catolicismos y militarismos: la violencia y lo sagrado en la Argentina del terrorismo de Estado

Stephan Ruderer, Münster
„Der Kaplan soll uns sagen, dass unser Kampf ein Kreuzzug ist“ – Das Militärvikariat und die Diktatur in Argentinien
Donnerstag, 20. Mai: Kirche im Konflikt mit den "weltanschaulichen Häresien".
Moderation: Hubert Wolf, Münster
14:00-20:00
Roberto Blancarte, Mexiko-Stadt
Violencia socio-política y violencia religiosa en un contexto de hegemonía católica: el caso de México

Norbert Köster, Münster
„Il Governo ha avuto una lezione molto efficace...“ Pius XI., Kardinal Gasparri und die Cristiada in Mexiko

Thomas Bremer, Münster
Katholische Kirche und kommunistische Machtübernahme. Strategien von Anpassung und Widerstand

Laura Pettinaroli, Rom
The Catholic Church faced with the Persecution of the Churches in Russia and in the USSR (1917-1939): between physical annihilation and spiritual renewal in a multidenominational contex

Michael Kißener, Mainz
Katholische Kirche und Gewalt im nationalsozialistischen Deutschland – Die Bischöfe, der Tyrannenmord und der Krieg

Andreas Linsenmann, Mainz
Obrigkeit mit oder ohne Gott? Katholiken in der Diktaturerfahrung des „Dritten Reiches“
Freitag, 21. Mai: Legitimation von (Gegen-)Gewalt? Kirche als Anwalt für die Unterdrückten und Armen
Moderation: Thomas Großbölting, Münster
9:00-12:30
Antje Schnoor, Münster
Gewalt, Gegengewalt und die vielen Stimmen der katholischen Kirche. Chile 1975

Johannes Meier, Mainz Justitia et Pax. Beispiele aus der Menschenrechts- und Friedensarbeit der Katholischen Kirche in Lateinamerika seit dem II. Vatikanischen Konzil

Leo O’Donovan S.J., Washington
Die Theologie der Befreiung und das Problem der revolutionären Gewalt

Vicente Duran Casas S.J., Bogotá
Die Befreiungstheologie aus philosophischer und politisch-kritischer Sicht: Option für die Armen und Demokratie
Freitag, 21. Mai: Legitimation von (Gegen-)Gewalt? Kirche als Anwalt für die Unterdrückten und Armen (Fortsetzung)
Moderation: Klaus Große Kracht, Münster

Daniel H. Levine, Ann Arbor (Michigan)
Camilo Torres and Violence

Silke Hensel, Münster

Cristianos por el Socialismo und El Movimiento de Sacerdotes para el Tercer Mundo: Ein Vergleich

16:00–17:00

Schlussdiskussion

Freitag, 21. Mai, 20:00 Uhr, Hörsaal KThS I, Johannisstraße 8-10
: Öffentliche Podiumsdiskussion: Nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts. Katholische Kirche und staatliche Gewalt heute. Mit Vicente Duran Casas S.J. (Pontificia Universidad Javeriana), Bogotá, Josef Sayer (Hauptgeschäftsführer Misereor), Aachen.
Moderation: Daniel Deckers (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Frankfurt